Blick ins Buch - "Der König auf Camelot" von T. H. White - Monatelang habe ich gebraucht

Blick ins Buch – „Der König auf Camelot“ von T. H. White – Monatelang habe ich gebraucht

Einen wunderschönen Wochenstart meine liebsten bookish People,

die letzte komplette Woche im Januar 2023 ist angebrochen. Ich hatte einige Tage frei, um bei den Umzugsvorbereitungen meiner Oma zu helfen und am Wochenende bei einem anderen Umzug einer Freundin zu unterstützen. Wenn ich bedenke, dass ich dieses Jahr selbst noch umziehen möchte, vergeht es mir oder ich miste die Hälfte meines Haushaltes aus. Mal sehen. Bevor ich also nachher erneut meiner Oma einen Besuch abstatte, nutze ich die Zeit zum Bloggen.

Mein Plan war Kurzrezensionen zur „Duftapotheke“ oder zu den letzten Weihnachtsbüchern (als Empfehlung für die nächste Saison) abzutippen. Jetzt sitze ich hier und möchte über ein Buch sprechen, dass ich gar nicht besprechen wollte.

Zwischen seitenlanger ritterlicher Romantik, Monty Python – Parodie, einer sehr bekannten Dreiecksbeziehung und einer Message an die Menschheit

T.H. White begleitete mich tatsächlich vom Juni 2022 bis heute. Ich habe es heute nach, ja, 7 Monaten beendet. Unsere Beziehung zog sich mit vielen Unterbrechungen in die Länge. Schlussendlich werden wir zukünftig keinen Kontakt mehr pflegen. „Der König auf Camelot“ war für Juni/Juli 2022 die Wahl für die #readingclassics – Lesegruppe. Wir wussten alle, das knapp 800 Seiten eine Hausnummer sein werden. Im Deutschen gab es zudem keine wirklich aktuellen Auflagen. Nur Klett Cotta schien der Arthus-Sage nach T. H. White eine Chance zu geben. Ich möchte dazu sagen, dass diese Geschichte an sich in 4 Bücher aufgeteilt ist. Wir haben also das Gesamtwerk mit allen Büchern gelesen. Die anderen allerdings schneller als ich. Nach 2 Monaten hing ich bei knapp 350-400 Seiten und habe dann sogar aufgehört mir Notizen zu machen.

Mir fiel es schwer, das Buch durchzuziehen. Das Ziel innerhalb der Leserunde erreichte ich nicht. Das nächste Ziel in Ruhe bis Ende 2022 fertig zu sein auch nicht. Ziel Nummer 3 bis Ende Januar 2023, weil ich das Buch auch wirklich nicht mehr in meinem aktuellen Lesestapel sehen wollte, klappte. Jetzt fragt sich jede Person, die das gerade liest: „Tina, warum hast du nicht einfach abgebrochen?“. Das ist eine sehr gute Frage. Ich breche Bücher im Normalfall nicht ab. Das ist eine Sache, die ich in meinem Buchmenschleben bisweilen nicht erlernt habe. Hopfen und Malz ist dahingehend aber bestimmt nicht verloren. Grundsätzlich mag ich die Sage um König Arthur/Arthus, seinem Ritter Lanzelot, Königin Ginevra und der Tafelrunde sehr gern. Allerdings kannte ich mich null damit aus und war ahnungslos wie diese Story eigentlich ausgeht. Deswegen zog ich das Lesen durch. Über Monate, mit viel Augenrollen, gähnen und Buch wieder weg legen. So viel zum Vorgeplänkel.

Meine Vorstellung vom Schreibstil war folgende: Traditionell, ritterlich, mit alten Begrifflichkeiten und Dialogen, eventuell blutig, an mancher Stelle märchenhaft, ein bisschen romantisch und mittelalterlich. Irgendwie so. Was ich bekam? Einen Erzähler, der altbackene Begriffe und seitenweise Beschreibungen von Situationen, die kürzer abgehandelt werden könnten, mit modernen, gegenwärtigen gesellschaftlichen Problemen verglich. Da war ich schon baff. Die Mischung passte nicht. Ich wollte nicht wissen, wie man das heutzutage auflösen würde, das tut doch gar nichts zur Sache. Die Dialoge an vielen Stellen albern, dramatisch oder unnötig. Ich hörte im Hinterkopf immer wieder die Kokosnüsse der Pferde aus Monty Python. Ist das des Autors ernst oder eine Parodie? Was soll diese Geschichte denn darstellen? Sicherlich gab es für mich witzige Details, die ich nicht vergessen werde. Schließlich beginnt das Buch mit Arthurs Kindheit, der Begegnung mit Merlin, seinem Lehrmeister. Der übrigens in meinem Kopf als eine Mischung aus Radagast (Der Hobbit) und Dumbledore (Harry Potter) daher kam.

Doch Arthurs Weg zu einem gerechten, guten König über Merlins Lehren dauerte unentwegt Ewigkeiten. Mit jeder neuen „Lehrstunde“ hoffte ich, dass heute etwas anderes dran kam. Dem war leider nicht so – obwohl die Moral und das Ergebnis abwich. Interessanterweise verschwand Merlin aus merkwürdigen Gründen sehr schnell aus der Geschichte. Ich musste mich mit etlichen Zeitsprüngen abfinden und empfand beispielweise das Ziehen des Schwertes Excalibur aus dem Stein als so kurz abgehandelt, dass der epische Moment wie Schall und Rauch verflog. Warum wurde nur so unregelmäßig lang erzählt?

Mir gefiel der Mensch Arthur als Erwachsener ganz gut. Er bemühte sich das Richtige zu tun. Das unnötiges Gemetzel aufhört und das Gute siegt. Eine schwierige Aufgabe, die zum Schluss selbst einen Arthur zur Verzweiflung bringt. Eine Message, die in jenen, ebenso diesen Zeiten eine große Rolle spielt. Vergangenes muss manchmal vergessen werden, um neu zu beginnen. Angst hinuntergeschluckt, Vertrauen geweckt und Habe geteilt werden. Daran knabbert die Menschheit nach wie vor. Ich finde, das hat der Autor zum Ende hin gut zusammengefasst. Ob es dazu den Weg von knapp 800 Seiten braucht, stelle ich infrage.

Nun ja, neben den Fragen des Lebens werden Tjosten ausgefochten, weil jemand den anderen schief angeguckt hat, die Tafelrunde auf die Suche nach dem heiligen Gral in aller Herren Lande hinausgesandt und jeder, der davon zurückkehrte dürfte alles Erlebte auch erzählen. Natürlich darf die Dreiecksgeschichte zwischen Ginevra, Lanzelot und Arthur nicht fehlen. Wobei mir weder Ginevra noch Lanzelot sympathisch waren. Mein Kopf sank aufgrund des Theaters zwischen den Beiden, die sich wie Teenager verhielten, so oft auf die Tischplatte. Ich meine, Beiden war das Ausmaß klar, nur verändern wollten sie nichts. Sie waren jung und ich begleitete sie, wie jeglichen anderen Charakter bis ins hohe Alter – das glücklicherweise mit mehr Weisheit gesegnet war. Arthur verstand ich in seiner Herangehensweise bezüglich der Freundschaft zu Lanzelot und der Liebe zu Ginevra einigermaßen. Nur fiel ihm das im Endeffekt auf die Füße, weil es seinen eigenen Gesetzen widersprach. Ein Teufelskreis.

Was soll ich zum Schluss sagen? Diese Geschichte ist ein kunterbunter Mix aus Tradition, Sage, Parodie, Botschaft und Endlosig- bzw. Zeitlosigkeit. Wer eine Challenge sucht und wissen möchte, wie Arthurs und vor allem Lanzelots Lebensgeschichte nach T. H. White verläuft, der möge das Buch lesen. Wer Abenteuer und Kurzweiligkeit sucht, möge es lassen.

Liebe Grüße Tina (& Leo)

8 Kommentare

  1. Hallo liebe Tina,
    ich kann so gut verstehen, dass du das Projekt nicht abgebrochen und weitergelesen hast. Ich breche im Normalfall auch keine Bücher ab. Es könnte ja immer noch gut werden und brauche ich nicht auch alle Seiten, um mir eine gerechte Meinung zu bilden? Dass du letztlich dann frustriert warst, verstehe ich auch zu gut. Gerade, wenn man für sich schon festgestellt hat, dass einige Punkte eben für einen selbst nicht funktionieren, dann wirst es – seien wir mal ehrlich, in den meisten Fällen nicht besser.

    Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich hatte es auch schon mal, dass eine Geschichte mich nicht packen konnte und dass mir das Ende (im positiven Sinne) den Boden unter den Füßen weggerissen hat.

    Ich hoffe sehr, dass auf dieses Buch einige fesselnde und spannende Lesehighlights für dich folgen werden.

    Zum Thema Umzug: Ich bin in meinem Leben auch schon ein paar Mal umgezogen. Daher kann ich mich auch hier gut in dich hineinversetzen. Ich finde es aber klasse, dass du Oma und Freundin unterstützt. Zusammen ist es dann doch etwas einfacher.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Liebe Tanja,

      ich freue mich, dass es dir auch so geht und du Bücher normalerweise nicht abbrichst.
      Ich glaube trotzdem, dass es Mut beweist, wenn man ab einem gewissen Zeitpunkt sagt, dass es das für einen selbst nichts ist. Vielleicht greift man auch einfach später nochmal dazu und es passt dann, wer weiß? Bei Camelot war es jedenfalls nicht so, schließlich habe ich immer wieder pausiert und dann erneut dazu gegriffen. *lach

      Oh, ich denke, die nächsten Bücher gefallen mir besser. Ich bin guter Hoffnung.

      Beim Thema Umzug können wir uns als auch abklatschen. Umzüge hatte ich genau wie du schon einige. Umziehen kann ich gut. 😉 Alles gut organisiert und verpackt. Meine Freunde kommen sogar ganz gern zu meinen Umzügen, da gab es bisher kaum Komplikationen. Genug meiner Prahlerei, es kann nicht bei jeder Person so laufen und deswegen helfe ich dann erst recht.
      Geschafft sind die beiden Umzüge glücklicherweise.
      Danke dir für den Support.

      Liebe Grüße
      Tina

      1. Hallo liebe Tina,
        ja, vermutlich hast du Recht, was den Mut zum Abbrechen betrifft. Vermutlich verhält es sich da wie bei vielem: Man sollte auch hier die Waage halten. Zu frühes Abbrechen kann dazu führen, dass man einer Geschichte nicht die Chance gibt, die es vielleicht verdient hätte. Und bricht man zu oft ab, dann kann man vermutlich auch gut in eine Leseflaute gelangen. Aber sich durch jedes schlechte Buch durchquälen hat auch keinen Sinn.

        Ich freue mich, dass du bislang immer so fleißige Helferlein beim Umzug hattest und dass du auch gerne hilfst. Packen viele Leute an, dann ist man auch schneller damit durch.

        Ich drücke die Daumen, dass ihr alles möglichst zeitnah und gut über die Bühne bekommt und dass auch dein Umzug dann schnell und gut verläuft.

        Ganz liebe Grüße
        Tanja :o)

  2. Tja, manche Kontakte müssen eben rechtzeitig abgebrochen oder von vornherein im Keim erstickt werden – bei Büchern wie auch bei Menschen! Geht´s Dir auch so, dass Du manchmal beim ersten Zusammentreffen denkst, da wird nix draus? Dann denke ich mir „Ach, gib dem Ganzen eine Chance! Vielleicht wird´s ja ganz nett.“ Doch die Erfahrung hat mir immer wieder gezeigt, dass ich auf mein Bauchgefühl bzw. meine Intuition hören sollte. Und auch dies gilt sowohl für Bücher als auch für Menschen…!

    Hab noch einen schönen Sonntag!

    Lieben Gruß
    Andreas

    1. Lieber Andreas,

      ja, ich kenne das, dass sich der erste Eindruck bestätigt. Aber ich kenne es auch anders, nämlich, dass der erste Eindruck täuschen kann. Das geht bei Menschen, wie bei Büchern. 😉

      Dir morgen einen guten Start in die neue Woche.

      Liebe Grüße
      Tina

  3. Hallo liebe Tina 🙂

    Bücher abbrechen ist auch nicht mein Ding 😀 Die Geschichte könnte schließlich noch gut werden und mir könnte dann das nächste Highlight durch die Lappen gehen. Ich lese dann meist sehr strukturiert ein Kapitel am Tag, bis ich mit dem Problemfall dann durch bin. Bei knappen 800 Seiten ist das aber natürlich eine ganz schöne Herausforderung. Respekt, dass du das tatsächlich durchgezogen hast!

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

    1. Hallöchen liebe Lisa,

      schön, dass es dir auch so geht mit dem Abbrechen von Büchern. Ich glaube, das Thema hatten wir beide auch schon mal besprochen. So vage kommt mir etwas in Erinerung.

      Liebe Grüße
      Tina

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