Blick ins Buch - "Bis zum Mond und zurück" von Dani Atkins

Blick ins Buch – „Bis zum Mond und zurück“ von Dani Atkins

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Einen wunderschönen 1. Februar 2022 wünsche ich euch!

Schon ist der Januar vorbei und es war knapp 3 Wochen ruhig um mich. Celina hat dafür fleißig gebloggt. Bei mir war es nicht möglich, obwohl ich genug Beiträge auf der ToDo-Liste habe. Es schien einfach alles andere wichtiger bzw. höher priorisiert zu sein. Dafür hab ich im Januar 3 Bücher beendet. Das freut mich, weil ich das Gefühl hatte, trotzdem buchig unterwegs zu sein. Wenn es diese Woche klappt, erscheint noch mein Kombi-Monatsrückblick für Dezember und Januar, da erfahrt ihr dann mehr. Der muss allerdings erstmal geschrieben werden, genauso wie diese Rezension.

Ich gebe zu, ich bekam feuchte Augen, wenn Connor von seiner Mummy sprach

Meine persönliche Queen of Roman-Emotions veröffentlichte wieder ein Buch. Natürlich bei Knaur, der Verlag, der zuverlässig jedes Jahr das aktuelle Buch der britischen Autorin veröffentlicht. Ich sehne jede ihrer Geschichten herbei, selten empfand ich die Story als ok, sehr viel öfter packte mich die Story emotional und ich fühlte mich den Figuren sehr verbunden. Das gelang mit der Übersetzung von Simone Jakob und Anne-Marie Wachs erneut.

Dani Atkins nahm dieses Mal die Thematik der Trauerbewältigung, nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern auf. Das allein prägte die Geschichte jedoch nur zur Hälfte, denn die Thematik der Organspende beschäftigte die Autorin mit Änderung eines Gesetzes in Großbritannien ebenso. So begann die Geschichte mit dem Verlust einer liebenden Mutter und Ehefrau, deren Tod, wie so viele, sinnlos scheint. Lisa war eine frische, lebenslustige, kluge und begabte Frau, die in ihrer Berufung als Astronomin mindestens genauso aufging, wie als Partnerin an Alex Seite und Mummy des 6-jährigen Connors. Was Alex bis zu ihrem Verlust nicht wusste, Lisa erklärte sich bereits zu Lebzeiten bereit, ihre Organe nach ihrem Tod zu spenden. Sein letztes Wort zu dieser Entscheidung lässt 4 Menschen erneut ein normales Leben führen. Überraschenderweise nehmen alle Empfänger Kontakt mit Alex auf. Insbesondere der Draht zu Molly, die Lisas Herz in sich trägt, wird zu einer besonders unerklärlichen Verbindung…

Ich gebe zu, dass ich das Buch, als es Mitte Dezember in meinem Briefkasten lag, nicht sofort lesen konnte. Ich ahnte einfach, dass mich Alex, Connors, Mollys und auch die Stränge sämtlicher Nebenfiguren mitnehmen würden, im glücklichen wie im traurigen Sinne. So war es auch. Ich mag sie alle, alle mit ihrer herzerfüllenden Wärme, ihrer Verzweiflung, ihren Fehlern und ich wünschte ihnen nur das Beste auf Erden. Es kam zu einem völligen Lesesog, der sich besonders durch den Erzählstil auszeichnete. Dani Atkins lullte mich in jede Situation ein, das kannte ich. Ich befand mich an allerlei persönlichen Orten, traf auf verschiedene Menschen und ja, ich war hautnah dabei – im Herzen, wie im Kopf. Authentisch, realistisch und ja liebevoll, nie zu derb, nie zu viel, sondern genau richtig. Für mich auffällig waren dabei die Perspektiven. Es wurde so gut wie abwechselnd aus der Perspektive von Molly und Alex geschrieben. Das ist jetzt nicht die Auffälligkeit, sondern die Art: Molly lernte ich über ihre Ich-Perspektive kennen, Alex über die personale Perspektive bzw. 3. Person. Das war eingangs merkwürdig, im Verlauf habe ich mich aber schnell daran gewöhnt. Trotzdem habe ich bis jetzt keine Ahnung oder ein Gefühl, warum Dani Atkins das gemacht hat. Denn beide holten mich vollends ab.

Es gab verschiedene Handlungsstränge, die zum nachdenken und Mitfühlen förmlich einluden. Zum einen der Aspekt des Verlustes und wie geht es danach weiter. Die leere Bettseite, die andere Hälfte elterlicher Pflichten, aus dem „Wir“ ein „Ich“ machen sind nur einige Dinge, mit denen sich Alex konfrontiert sieht. Überforderung, Traurigkeit und Angst Fehler zu machen gehen dabei einher. Wie sagt man seinem Sohn nach etlichen Monaten, dass Mummy nicht wirklich wieder kommen wird? Ich sag es euch, die Augenblicke, als der Fokus auf seinen 6-jährigen Sohn gelegt wurde, ließen mein Herz zerspringen. Ein Junge, der so klug, so lieb und einfach nicht mehr Kind ist, nachdem er seine Mummy verloren hat.

Zum Lichtblick in Alex und Connors leben werden die Organempfänger*innen. Ich finde, die Beleuchtung und die Gedanken, was sich alles vor und nach einer Organspende abspielen kann, sehr realistisch. Zum einen, weil ich Molly begleiten dürfte. Ich bekam Einblicke, wie sich das Leben der Mitte 30-Jährigen in kürzester Zeit veränderte. Wie Alltag und Träume verschwanden, wie abhängig sie von der Hilfe anderer wurde und wie die Möglichkeiten, die Chancen, ebenso wie die Risiken durch die Transplantation erneut alles änderten. Zum anderen, weil ich Alex begleiten dürfte, der sich fragte, warum diese 4 Menschen? Lebt Lisa durch sie weiter? Ich glaube, die Suche nach etwas Höherem, ist nichts Neues. Es gibt Menschen, die versuchen genau dadurch den geliebten Menschen wieder nahe zu sein. Das Für und Wider zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, begleitet von Nebenfiguren, die Einfluss nehmen.

Eine davon ist die reizende, alte Dame Barbara. Eine der Empfänger*innen. Man kann sie nur lieben. Ich wollte genau so viel über sie wissen, wie über Molly und Alex. Die Autorin tat mir den Gefallen. Zwar nicht als Mittelpunkt der Handlung, doch ich hatte das Gefühl, sie gut zu kennen. Genauso wie die anderen, deren Leben durch Lisas Spende verändert wurden. So verschieden sie sind, jede Person weckte mein Interesse. Es kam nie Langeweile auf und war trotzdem nicht übertrieben. Mit Alex Familie ging es mir auch so. Und nein, ich war von der „Fülle“ der Personen nicht überfordert. Es war einfach nie einsam. Liebe, Hoffnung und Zuversicht verdrängen negative Gedanken vor allem, wenn sie von jemanden anderen ausgesprochen werden, den man zugeneigt ist.

Ich gebe zu, der einzige Knackpunkt war der Showdown. Ich weiß zwar, dass die Autorin dem Ganzen gern etwas Mystisches einhaucht, aber die Dramatik und ich nenne es mal Spiritualität hätte es nicht gebraucht. Um es bildlich zu erklären: Die Achterbahnfahrt endete in einem zu hohen Bogen, um den Ausklang noch genießen zu können (obwohl ich den Ausklang sehr mochte).

Alles in allem empfehle ich den Roman auf alle Fälle. Thematisch, charakteristisch und emotional super erzählt. Ein Pageturner, der Gefühle und Gedanken weckt, mitfiebern lässt, nie langweilig wird und nahe geht. Ich freue mich schon auf das nächste Buch!

Liebe Grüße Tina (& Leo)

*Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar kostenfrei vom Verlag zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt davon unberührt.

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