„Das Mädchen, das die Welt veränderte“ von Alfonso Pecorelli – Kennt nur ein kleines Mädchen die Antwort auf die Fragen aller Fragen?

Hello bookish People,

noch heute und morgen, dann ist das Wochenende wieder da. Ich hoffe auf zwei ruhige Tage ohne besondere Vorkommnisse, damit ich lesetechnisch ein wenig voran komme. Ich hänge doch ein wenig hinterher. Wie sieht eure Wochenendplanung aus?

Heute gibt es wieder eine Rezension von mir, an der ich lange saß und nach wie vor das Gefühl habe, nicht alles geschrieben zu haben, was ich dazu zu sagen habe. Nur irgendwann muss es einmal gut sein. Auf jeden Fall ist das Buch etwas Anderes, etwas Besonderes, aber lest einfach selbst:

Ein herzzerreißendes kleines Mädchen, ein außergewöhnlicher Gott, jede Menge Besserwisser und ein Appell an die Menschlichkeit.

Allgemein:

Der schweizer Riverfieldverlag veröffentlichte „Das Mädchen, das die Welt veränderte“ erstmals 2017. Alfonso Pecorelli schrieb das Buch als Plädoyer an die Menschlichkeit und der Illustrator Jan Reiser füllte das Buch mit seinen bunten Illustrationen. In der Geschichte trifft der Leser auf das Mädchen Marie, das nach seinem Tod auf Gott trifft. Sie nennt ihn fortan Onkel Elvis und versucht ihn zu überzeugen, dass die Menschen es wert sind am Leben zu bleiben. Doch er lässt sich nicht so leicht überzeugen, denn die Menschen neigen zu Egoismus, Zerstörung und verlieren Stück für Stück ihre Menschlichkeit. Jedoch gibt er Marie eine Chance: Sie soll eine Person innerhalb der menschlichen Geschichte finden, die die Frage aller Fragen beantworten kann, so wie sie es getan hat…

Mein Bild:

Ich fragte mich von Anfang an: Ist das ein Kinderbuch oder ein Roman für Erwachsene? Das Cover sah nach Ersterem aus: Die farbigen Blumen, die Silhouette eines Mädchens, das über eine Wiese läuft. Freude pur! 221 Seiten, teils mit Illustrationen, die die Darsteller des Buches im kinderfreundlichen Stil einfangen und dann beginnt die Geschichte noch mit „Es war einmal…“. Doch ich halte es keineswegs für eine Gute-Nacht-Geschichte für Kinder. Das Buch ist höchstens etwas für Kinder ab12 oder 13 Jahren aufwärts.

Nur warum? Weil es die eindeutige Message vertritt, dass jeder das Leben als etwas Wertvolles betrachten und schützen sollte. Schließlich besitzt man nur ein Leben auf diesem Planeten! Doch die Geschichte hat uns gelehrt, dass nicht jeder Mensch den Umstand zu schätzen weiß. Auf diese Grausamkeit geht das Buch, gerade zum Ende hin, intensiv ein.

Umso schöner ist, dass mich ein leuchtender, unschuldiger Stern durch die Geschichte geführt hat: Marie, ein achtjähriges Mädchen und zu meiner Freude kein typisch blonder Engel, sondern eine PoC. Jedoch beginnt ihre Geschichte ziemlich traurig, denn Marie stirbt. Für mich sah es ziemlich danach aus, dass sie in der Dritten Welt geboren wurde. Armut, Hunger, Unwissen und keine Hilfe. Der Autor bindet die gnadenlose Realität ein.

Doch Marie beantwortet vor ihrem Ableben die Frage aller Frage! Die Frage, die ich erst am Ende des Buches kannte, obwohl es sich im ganzen Plot nur darum drehte. Ich mochte den spielerischen Spannungsbogen trotz meiner Neugier auf die Antwort, was es denn für eine Frage sein soll.

Natürlich spielt „Gottes Gnade“ gegenüber der Unschuld eine tragende Rolle. Aber keine Angst, es wird nicht kitschig! Einfach, weil die kreative und unkonventionelle Darstellung von Gott in Form eines Aborigines absolut spitze ist. Ein so ursprüngliches Volk in die Geschichte einzubinden und sogar auf einen Teil der Sagenwelt dieser Kultur einzugehen, war ein sehr überzeugender Schachzug des Autors.

Ich genoss die märchenhafte Weise des dazu passenden (fast) allwissenden Erzählers, der Marie auf Schritt und Tritt begleitete und immer auf ihre Begegnungen einging. Sie lernte auf ihrer magischen Zeitreise einige weise Menschen kennen! Für mich war es ein reiner Spaß zu lesen, wie sie die großen Ideen bekannter Philosophen ganz offen und unvoreingenommen infrage stellte.

Nur waren allerhand Klischees dabei, die mich störten. So großartig und überraschend die Philosophen und Denker beschrieben wurden, es war keine einzige Frau dabei. Genauso wie die Darstellung des menschlichen Bösen. Jetzt ratet mal, wer geschichtlich gesehen, der böseste Mensch auf den Planeten war? Richtig, es war ein Österreicher.

Weiterhin nahmen Maries Reisen gefühlt kein Ende. Manchmal war mir das viele Gerede der großartigen Männer dieser Welt zu langatmig und theoretisch. Gott sei Dank half mir die wechselnde Atmosphäre der verschiedenen Länder und Kulturen darüber hinweg, die der Autor mit historischen Winks aufzeigte. Dazu kommen noch Jan Reisers zahlreiche karikaturistischen Illustrationen als Sahnehäubchen obendrauf.

Am Ende wurde es noch einmal turbulent, jedoch hat es sich gelohnt darauf zu warten. Marie machte mir erneut bewusst, dass man in seinem Leben nie vergessen sollte, was uns als Mensch aus macht.

Fazit:

Eine Hommage an das Leben, rührend geführt durch Kinderhand. Für Leser, die das Leben gern infrage stellen und zur Abwechslung einfache Antworten bekommen wollen.

4 von 5 Pfoten



Mögt ihr Bücher, die auf moralische Aspekte des Lebens aufmerksam machen? Die den Menschen an die wichtigen Dinge des Lebens erinern sollen? Oder wollt ihr lieber aus der Realität entschwinden anstatt euch über das hier und jetzt Gedanken zu machen?

Liebe Grüße Tina (& Diego)

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