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Hello bookish People,
und schon ist wieder Mitte März. Der Kopf ist voll, raucht, steht kurz vor der gefühlten Explosion. Daher ist Fokussieren gerade echt ein Thema bei mir. Wie jetzt. Fokus auf die Rezension. Stillstand – die perfekte Überleitung zu der Geschichte, die ich vorstellen möchte…
…15:07 Uhr und die Welt erstarrt
Es ist ein Tag Mitte August um 15:07 Uhr und die Welt steht still. Eine Stille ohne Menschen, ohne Tiere, keine Uhr tickt mehr, als wäre alles in einem Moment erstarrt. Fünf junge Menschen bleiben, doch welchen Grund hat das? Kora, Hannes, Tamara, Alissa und Leon erleben den Augenblick des Stillstands jeder auf eine andere Art. Warum bleiben ausgerechnet sie übrig? Rätselhafte Botschaften führen sie zueinander. Aus 5 Einzelpersonen wird 1 Gruppe, die der Sache auf den Grund gehen will. Immer mit Blick auf den unheimlichen Nebel, der aufzieht und in dem sie nicht geraten sollten, denn das könnte sie das Leben kosten.
„Vakuum – Meide den Nebel“ ist bereits im Februar als Neuauflage im Ulrike Helmer Verlag erschienen. Mit dem Lesen habe ich allerdings eine Weile gebraucht. Es lag nicht an der Story, denn so manches Kapitelende verleitete mich zum Weiterlesen oder zum Fluchen, weil ich keine Zeit zum Weiterlesen hatte. Antje Wagner weiß, was sie tut. Der Roman wurde mehrfach ausgezeichnet, ihr Name ist bekannt wie ein bunter Hund oder versteckt sich im Autorinnenduo Ella Blix, von denen ich bereits „Der Schein“ gelesen habe. Thriller lese ich eher selten, aber der Klappentext machte mich neugierig und ich mutmaßte schon, ob es sowas wie bei „The Fog“ sein würde (wer den Film kennt, wird wissen, was ich meine). Dem war definitiv nicht so.
Ein großes Lob geht hier an den Schreibstil. Ein „Wow, was für eine Beschreibung“ kam mir oftmals über die Lippen. Ich hatte das Gefühl, dass der Charakter jedes Protagonisten und seine aktuelle Situation sich in der Art Schreibstils widerspiegelt, ebenso wie dessen Veränderung. Das ist sehr auffällig, weil die personalen Perspektiven mit jedem Kapitel wechseln. Bei 5 Charakteren empfinde ich das als Herausforderung. Schönerweise habe ich dadurch keinen Charakter während des Lesens durcheinandergebracht.
Natürlich benötigt die Vorstellung der einzelnen Protagonisten seine Zeit. Jede Seite, die ich las war wie ein Puzzlestück, in dem ich langsam verstand, wo ich mich gerade befand, was gerade passierte bis sich ein Bild ergab, ein sehr einprägsames Bild. Gerade der Beginn mit Kora und ihren Lebensumständen, der für mich nicht greifbar wäre, wenn die geradlinige Härte, das Unverschnörkelte an Kora nicht wäre. Eine Tiefe, die mich gut in die einzelnen Personen eintauchen ließ.
Dazu kam die Handlung. Zum einen mit mysteriösen Botschaften, die auf einmal auftauchen und erst Stück für Stück bis hin zum Ende einen klaren Sinn ergeben. Ihr glaubt gar nicht, wie viele Vermutungen ich angestellt habe. Mir war klar, welches Ziel die Botschaften verfolgen, aber woher kamen sie? Wer ist dafür verantwortlich? Fragen, die lange blieben, bei mir und den Protagonisten. Zum anderen wartete ich auf den 17. August um 15:07 Uhr. Ich lernte die Charaktere ja davor kennen und fragte mich sehr, wie sie diesen Moment wahrnahmen, in welcher Situation sie stecken und vor allem, wie sie damit umgehen würden. Eine unterschwellige, relativ unspektakuläre Spannung baute sich dadurch auf. Kein riesiger Nervenkitzel wie bei einer Verfolgungsjagd. Doch ich wollte, dass es los ging, genau mit diesem Augenblick und dem Gefühl eines Endzeitszenarios Dank der bildlichen Beschreibung jeglicher Umgebung. Ich kann mir vorstellen, dass es dem ein oder anderen Lesenden zu lange dauert bis die Story richtig in Fahrt kommt. Da mir das Kennenlernen der Charaktere und deren Entwicklung sehr wichtig sind, empfand ich das aber nicht so.
Der flottere Handlungsstrang beginnt im Endeffekt als die Fünf zur Gruppe werden und ich die Päckchen bzw. die Schicksale, die jeder einzelne mit sich herumtragen muss, im vollen Ausmaß erkannte. Ein Background heftiger als der andere und alles Dinge, bei denen ich mir sage: Ja, das kann tatsächlich irgendwo im Leben passiert sein. Die Traurigkeit dahinter ist das Alter dieser jungen Menschen zwischen 12 und 18 Jahren. Das nahm mich schon mit. Dazu noch der Nebel, in den ich nie freiwillig einen Fuß setzen würde. Es ist einfach nur gruselig, weil jedes Mal etwas anderes darin passiert. So viel Fantasie kann ich gar nicht aufbringen.
Was mir tatsächlich nicht in den Kopf ging, dass die Gruppe ziemlich lange benötigt, um den Umstand zu begreifen, dass nicht nur die Uhren stehen geblieben sind. Ihr glaubt gar nicht, wie erlöst ich mich gefühlt habe als endlich die Erkenntnis in einem Satz kam. Das hätte meines Erachtens eher kommen können, schließlich sind Kora, Hannes, Tamara, Alissa und Leon nicht auf den Kopf gefallen sind, fanden sogar blitzschnell ihren Platz bzw. Zuständigkeitsbereich innerhalb der Gruppe, die sich gegenseitig half und niemanden allein ließ. Das ist eine Message, die sich wie ein roter Faden zog: Lasst niemanden allein, bleibt zusammen, seid ein Team, zusammen schafft ihr das. Das hat mir gut gefallen. Wer kennt es schließlich nicht, dass andere einen helfen können sich selbst zu reflektieren, Erkenntnisse zu gewinnen und sich weiter zu entwickeln. Und genau das passiert während der Reise, die die Fünf machen, um herauszufinden, welche Ursache die Stille, der Nebel und ihre alleinige Anwesenheit hat.
Das Ende setzte unter das Wort „Mystery“ noch einmal einen Unterstrich. Natürlich zog sich das Wörtchen durch jede Merkwürdigkeit, die passierte, doch die Auflösung der Geschichte zeigt es noch einmal deutlich. Ich wurde stark an „Der Schein“ erinnert, denn auf diesen Schluss wäre ich selbst so nicht gekommen, obwohl ich erwartet habe, dass sich das Ende nicht wissenschaftlich erklären lässt. Ich muss das akzeptieren und das fällt mir persönlich schwer. Mich tröstet allerdings das Fazit der Jugendlichen.
Mysterythrill – Euer Genre? Habt ihr bereits Bücher von Antje Wagner gelesen?
Liebe Grüße Tina (& Leo)
*Das Buch wurde mir kostenfrei als Rezensionsexemplar vom Verlag / der Autorin zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt davon unberührt.
Tausend Dank für diese wunderschöne und so liebevolle Rezension. Ich freue mich sehr darüber. :*
Antje
Liebe Antje,
sehr gern. Danke dir.
Liebe Grüße
Tina
Liebe Tina,
danke dir, für die ausführliche Buchvorstellung. Ich habe vor Jahren bereits „Unland“ von der Autorin gelesen.
Aktuell bin ich nicht so im Mystery-Fieber, deshalb werde ich das Buch wohl erst mal nicht im Hinterkopf behalten.
Liebe Grüße
Ramona
Liebe Ramona,
Unland sagt mir tatsächlich gar nichts, aber ich lese auch wenig Thriller. Es muss mich ansprechen und wie bei dir, sollte auch die Stimmung dafür passen.
Liebe Grüße
Tina
Hallo liebe Tina,
ich habe von der Autorin bislang noch nichts gelesen und ich muss sagen, dass du mich mit dieser Buchvorstellung doch sehr neugierig gemacht hast. Endzeitgeschichten/Dystopien lese ich gelegentlich auch sehr gerne. Daher hattest du mich hier eigentlich schon mit der Beschreibung des Inhalts. Aber auch das, was du über den Schreibstil der Autorin und über die Figurentiefe schreibst, hat mich sehr angesprochen. Es freut mich, dass du auch noch so richtig schön miträtseln konntest beim Lesen.
Ich danke dir für diese interessante Buchvorstellung!
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Liebe Tanja,
freut mich, dass du eine Entdeckung durch meine Rezi gemacht hast. Ich bin gespannt, ob vielleicht ein Buch von ihr bei dir einziehen wird.
Liebe Grüße
Tina