Blick ins Buch - "Happy Place - Urlaub mit dem Ex" von Emily Henry - RomCom? Da steckt mehr drin!

Blick ins Buch – „Happy Place – Urlaub mit dem Ex“ von Emily Henry – RomCom? Da steckt mehr drin!

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Liebste bookish People,

Pfingsten ist rum, der Mai schlägt die Tür zu und der Juni macht sie wieder auf. Die letzten Wochen waren für mich der Burner an To Do – Listen. Nach der Buchmesse hieß es Kisten packen, umziehen, Dienstreise, alles Mögliche ummelden, alte Wohnung renovieren, neues zuhause auf den Kopf stellen (da musste der Lieblingsmann durch) und irgendwie versuchen anzukommen. Das ist mir noch nicht ganz gelungen. Ich brauche dazu einfach noch mehr Zeit, aber ich fühle mich ganz gut hier. Ländlich, ruhiger, anders. Es könnte ein Happy Place werden. Was für eine Überleitung!

Der Comfort eine Urlaubsromans, der jedoch emotional und zwischenmenschlich über einige Klischees hinaus geht

Ein fröhliches, pinkes Cover mit angesagten Illustrationen, die Lust auf den Sommerurlaub machen. Dazu schreien mich Titel und Klappentext mit „Second Chance“ förmlich an. Ich muss zugeben, dass ich nach „Kein Horizont zu weit“ ein kleine Vorliebe für die zweiten Chancen entwickle. Allerdings fand ich hier den Kontext einen Zacken schärfer. Denn das Ex-Pärchen Harriet und Wyn haben niemanden etwas von ihrer Trennung erzählt und sehen sich 5 Monate später überraschender Weise beim traditionellen Cottageurlaub ihres Freundeskreises in Maine wieder. Die Idee, die Bombe platzen zu lassen, um das Gewissen und Herz zu erleichtern, scheitert mit der Nachricht, dass ein anderes Pärchen in diesem Urlaub heiraten möchte. Und nicht nur das, denn das geliebte Cottage – ihr Happy Place – soll verkauft werden, es wird also ihre letzte gemeinsame Woche dort werden. Es versteht sich dann natürlich von selbst, dass Harriet und Wyn niemanden diese Zeit vermiesen wollen.

Klingt, als könnte das eine Story mit vielen Fettnäpfchen, lustigen Anekdoten, Blicken, die töten können und einem Happy End werden. Jedoch zieht sich der rote Faden durch den Titel „Happy Place“. Emily Henry stellt die Frage, was ist ein Happy Place? Ein Ort, wie das Cottage, Harriets bisheriger Happy Place? Doch dieser Ort wird bald nur noch Erinnerung sein. Kann ein Happy Place auch eine Person sein? Oder eine Tätigkeit? Eine Stimmung? Genau das gilt es herauszufinden. Für mich als Lesende, die sich durch die Geschichte ebenso fragt, was ein Happy Place für mich ist. Wie auch für Harriet, deren Leben so anders verläuft als sie es sich je gewünscht hat.

Ich begleitete Harriet in ihrer Ich-Perspektive und konnte tief in ihre Persönlichkeit blicken. Sie ist ein durchgeplanter Typ, ehrgeizig, versucht es allen recht zu machen, damit diese glücklich sind und zweifelt innerlich, ob sie wirklich genug für sich und für andere sein kann. Diese Zerbrechlichkeit versucht sie nach außen hin nicht zu zeigen, so dass nicht immer klar war, ob ihre Freunde sie so lesen konnten, wie ich es tat. Erst im Dialog zeigte sich, wie gut Harriets Clique sie kannten.

Die Autorin spielte mit verschiedenen Zeitebenen pro Kapitel. Mal abgesehen von der illustren Situation im Cottage, zeigte sich mir Harriets Vergangenheit mit dem Beginn der Freundschaft zu ihren besten Freundinnen, dem Kennenlernen mit Wyn, der gemeinsamen Studienzeit, der Beziehung zu ihren Eltern und noch viel mehr. Ich fand das sehr abwechslungsreich und ich lernte Harriets Lieblingsmenschen und Einflüsse indirekt mit all ihren Ecken und Kanten sehr gut kennen. Eine gute Idee, denn weitere Perspektiven gibt es in dieser Geschichte nicht. So wechselten sich die Kapitel mit „Der Wirklichkeit“ und der Vergangenheit an unterschiedlichen Orten ab.

Das Mädelstrio schloss ich sofort ins Herz. Jung, frisch, kreativ und ein wenig verrückt – ich war gern mit Harriet, Sabrina und Cleo zusammen. Auch als ihre Freundschaft um die jeweiligen Partner Parth, Kimmy und Wyn sich erweiterte, wirkte die Gruppe wie ein inner Circle, der sich in- und auswendig kennt. Der schönste Aspekt an einer Clique als Happy Place, die viele Jahre ihrer Jugend bzw. jungen Erwachsenenzeit miteinander erlebte. Ich glaube, gerade in den Momenten der Freundschaft lebte der locker-flockige Schreibstil richtig auf. Ich grinste vor mich hin, obwohl so manche Schnapsidee ein wenig niveaulos daher kommt. Inneres Kind hin oder her, manches muss als Erwachsener nicht mehr sein. Trotz der gemeinsamen Zeit mit ihren Freunden merkte Harriet in diesem letzten Urlaub, dass Menschen sich im Laufe der Jahre verändern können. Das kann weh tun, sich fremd zu werden, mehr Vergangenheit als Gegenwart zu teilen. Die Aufarbeitung dessen ging mir genauso nah wie den Charakteren.

Die Liebesgeschichte zwischen Harriet und Wyn überraschte mich wiederum. Emily Henry erzählt von der Anziehung beim Kennenlernen, doch bei den Beiden ist es nicht dieses typische „Auf den ersten Blick und zack ein Paar“ – Ding. Das würde auch nicht zu der Vielschichtigkeit der Charaktere passen. Die Autorin gab beiden die Chance, eine Entwicklung und eine Tiefe hinzulegen, die selbst gegenwärtig noch vorhanden ist. Die Beschreibung ihrer Verbundenheit als Happy Place ließ mich seufzen und fragen, wie zwei füreinander bestimmte Menschen einfach auseinander gehen konnten. Das beschäftigte Harriet genauso und ihr innerer Monolog war wirklich nicht einfach. Ein Hin und Her, ein Widerspruch, ein Gefühlsausbruch, dann die Vernunft, die doch noch spricht. Vermutlich brauchten wir beide Zeit, ihre Gefühle und Gedanken komplett zu verstehen. Das war gut so, denn so ist das, wenn die Liebe ungewollt bricht, dann bricht Chaos aus.

Mal abgesehen von der Beziehung zu Wyn ist ein weiterer wichtiger Punkt die Beziehung zur eigenen Persönlichkeit als Happy Place. Harriet, als eine Person, die hart für ihre Ziele arbeitet und für mich offensichtlich nun an einem Punkt steht, an dem sie einfach nicht glücklich ist. Was macht das mit ihr? Warum ist das so? Ich glaube, dieser Lebensabschnitt, in dem der Weg geebnet und sicher ist, doch nicht glücklich macht, musste in dieses Buch. Damit kann ich mich auch identifizieren.

Über das Ende bin ich glücklich, obwohl eine Alternative angeteasert wurde! Man könnte sich tatsächlich darüber streiten, welches Ende besser ist. Doch die Hauptsache ist, das Gesamtpaket stimmt mit ganz wenig Kritik und der Titel hat im Unterton der Geschichte immer wieder eine Bewandtnis. Also, was ist denn dein Happy Place?

Liebe Grüße Tina (& Leo)

*Das Buch wurde mir kostenfrei als Rezensionsexemplar vom Verlag zugesandt, meine Meinung bleibt davon unberührt.

4 Kommentare

  1. Hallo liebe Tina,
    ich hoffe sehr, dass dein Alltag bald wieder an etwas Ruhe gewinnt. Vielleicht war dieses Buch genau das, was in diesen Zeiten zu einer kleinen Auszeit geführt hat.

    Man merkt deiner Rezension auf jeden Fall an, dass du eine schöne Lesezeit mit dem Band hattest.

    Eine einerseits lustige, unterhaltsame und locker-leichte Geschichte und dann gibt es aber doch einige schöne Botschaften, interessante Charaktere und ernste Momente darin.

    Das hätte ich beim Blick aufs Cover nicht unbedingt vermutet.

    Ich danke dir für diesen interessanten Einblick ins Buch.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallöchen Tanja,

      bitte entschuldige die verspätete Antwort. Ich arbeite immer noch dran, einen Alltag im neuen zuhause hinzubekommen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauern würde.
      Auf jeden Fall: Ja, das Buch und auch generell das Lesen schafft mir den Moment des Abschaltens, auch wenn es manchmal nur abends vor dem Schlafen gehen 10 Minuten waren.

      Und du, ich hätte dass mit dem Cover auch nicht erwartet. Ich glaube, ein sensibleres natürlicheres Cover hätte das besser geschafft.

      Danke dir für deine Worte. Ich freu mich, dass ich einen Einblick geben konnte.

      Liebe Grüße
      Tina

  2. Hey Tina,

    ich habe gerade durch die Erwähnung von Diana (Lesewelle) in der heutigen Montagsfrage zum Thema empfehlenswerte Blogs zu deinem Blog gefunden und bin gleich als Leserin geblieben.
    Emily Henry konnte mich bisher leider noch nicht besonders überzeugen (ich habe „People we meet on vacation“ und „Beach Read“ von ihr gelesen), aber „Happy Place“ klingt als wäre es lesenswert!

    Liebe Grüße
    Sophia

    1. Hallöchen Sophia,

      das freut mich, dass du bei mir vorbei schaust.
      Ich kann bei Emily Henry leider noch keinen Vergleich ziehen, von daher steht eventuell die Frage im Raum, ob sich ihre Bücher ähneln.
      Vielleicht schaust du einmal bei der Leseprobe vorbei, wenn du Muße hast.

      Liebe Grüße
      Tina

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