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Einen wunderschönen Dienstag miteinander,
ich befinde mich mitten in einer 6-Tage-Arbeitswoche und das hatte ich, Dank gut verteilten Urlaubs in den letzten Monaten, schon länger nicht mehr. Ein weiterer back to Normal – Aspekt ist, dass ich diese Woche ziemlich oft im Büro bin. Es wäre super, wenn es so bleibt. Gerade ein normaler Alltag und Freizeitmöglichkeiten entspannen mich ziemlich. Das hat sich am Wochenende mit Kino und Street Food Festival bemerkbar gemacht. Ich fühlte mich gestern anders – besser. Lesetechnisch läuft es so lala. Ich lese seit einigen Tagen „Und der Ozean war unser Himmel“. Ein schmales, illustriertes Buch, doch trotzdem nix zum Durchsuchten. Die Rezension wird folgen und ich weiß noch nicht genau, was ich schreiben werde. Ansonsten stehen diesen Monat noch 2 weitere Bücher an. Besonders bin ich auf den Kinderbuchklassiker „Momo“ gespannt. Ich kenne bisher nur den Film mit der kleinen Radost Bokel (Schauspielerin und Exfrau von Tiger Woods) als Hauptdarstellerin. Ja, genau, so alt ist der Film. So, nun aber zu einer ausgelesenen Geschichte:
Was würdest du tun, wenn du die Zukunft derer siehst, die dir am Herzen liegen?
Allgemein:
„Unser letzter erster Augenblick“ ist das Debüt der britischen Autorin Holly Miller, in der die Geschichte der beiden Mitdreißiger Joel und Callie erzählt wird. Durch einen Zufall lernen sie sich kennen und dann werden sie auch noch Nachbarn. Aus Freundschaft wird mehr, doch beide haben ihre Päckchen zu tragen. Callie trauert seit längerer Zeit um ihre beste Freundin Grace, hat sich seit ihrem Tod zurückgezogen und lebt ihre Träume nicht aus. Joel ist ein Einzelgänger, der andere kaum an sich heranlässt. Der Grund könnte besonderer nicht sein, denn er träumt von der Zukunft derer, die er liebt. Sowohl die schönen als auch die schlechten Seiten ihrer Zukunft. Als Joel beginnt von Callie zu träumen, steht er vor der schwersten Entscheidung seines Lebens. Das knapp 500-seitige Klappenbroschur wurde Mitte Mai 2021 von Blanvalet veröffentlicht.
Mein Bild:
Ich sitze hier vor 10 Seiten Buchnotizen. So viel gibt es zu sagen, was diese so gute Geschichte angeht und doch werde ich hier nicht alles erwähnen können ohne ein Buch zu schreiben. Das Buch scheint ein wahrer Glücksgriff zu sein, denn ich hatte es bis zur Anfrage des Verlags nicht auf dem Schirm. Wenn es so kommt, wie auf dem Leseexemplar erwähnt, werde ich mir definitiv noch den Film dazu anschauen können. Und ja, ich gebe eine klare Leseempfehlung ab. Natürlich liest sich die Inhaltsangabe sehr dramatisch, aber der Schreibstil der Autorin und die gute Übersetzungsarbeit lassen die Handlung in einem angenehmen Tempo erscheinen und das trotz der kurzen Kapitel aus abwechselnder Ich-Perspektive der beiden Protagonisten. Wer viel New Adult oder Romance liest, bekommt oft das Gefühl, dass sich die Liebe sehr rasch entwickelt, dass den Gefühlen nicht viel Zeit oder auch Skepsis gegeben wird. Sicherlich liegt das oft am Alter der Protagonisten, der fehlenden Ruhe und Erfahrung. In Callies und Joels Fall bekomme ich das – Zeit. Wer jetzt denkt, es wird langweilig, den kann ich beruhigen. Das ist ausgeschlossen.
Woran liegts? Allem voran an der Sympathie und Empathie, die ich beiden absolut entgegen bringen konnte. Callie ist ein Herzensmensch; Hilfsbereit, aufopferungsbereit, liebt die Natur, ist bodenständig, introvertiert, witzig, leidenschaftlich in ihren Hobbies und Gefühlen. Betrat sie den Raum oder das Kapitel, hatte ich immer das Gefühl ein Stück Inspiration und Leben einzuatmen. Ihre Verbundenheit zu Flora und Fauna, die Liebe zu ihrem Hund Murphy, das ließ mich selbst an ganz vielen Stellen in Erinnerungen schwelgen. Aber auch ihre Trauer und Liebe zu ihrer besten Freundin Grace ging mir nahe. Sie nimmt Grace jeden Tag in ihrem Herzen mit und vergisst sich selbst dabei. Ich hätte ihr so gern ins Gewissen gesprochen, dass sie doch auch zählt. Ihre Träume. Ihr Leben. Tja, und dann tritt die Liebe in ihr Leben, eine gute Liebe, eine Liebe, die sich langsam entfaltet und ihr ein Stück weit einen tiefen Atemzug gibt. Ich fand es toll, das zu beobachten. Joel unterstützte Callie auf positiv bestärkende Weise. Ihren Gesprächen zu folgen hat Spaß gemacht. Solide, humorvoll, neugierig, konstruktiv – kein Drama, keine riesen Dikussionen, Schweigen im passenden Moment. So wünsche ich mir das. Und es brachte mich zum Nachdenken. Wie in vielen Büchern gibt es eine Botschaft. In Holly Millers Debüt ist es „Lebe dein Leben. Gestalte die Zukunft nach deinen Wünschen. lass dich von nichts und niemanden davon abbringen. Genieße es.“. Nur nicht mit einer Euphorie, die einen aufspringen, sondern einfach drüber nachdenken und machen lässt.
Joel zeigt zu Beginn das ganze Gegenteil, was ich ihm nicht verüble. Wie oft habe ich gedacht, was würde ich an seiner Stelle tun? Wie oben bereits erwähnt, „leidet“ Joel an prophetischen Träumen, gute wie schlechte. Einerseits finde ich die Möglichkeit total faszinierend, dass er die Zukunft sehen konnte, aber andererseits, besaß er keinerlei Einfluss darauf die Träume zu kontrollieren. Sie kamen einfach. Die Autorin zeigte Schritt für Schritt auf, was hinter dieser Gabe, für Joel eher Fluch, steckte, wie es dazu kam und wie hart sein Leben dadurch beeinflusst wird. Joels Resignation, sein zurückhaltendes, wechselhaftes Verhalten, um sich und andere zu schützen, hielt mich dazu an, ihm wirklich helfen zu wollen. Ich meine, überlegt doch einmal. Ihr seht die Zukunft, vielleicht könnt ihr Manches sogar noch beeinflussen, aber andere Visionen seht ihr auf euch zukommen und ihr könnt nichts dagegen tun. Das ist eine Qual. Und weil das noch nicht genug war, strickte Holly Miller passend dazu einen weiteren Handlungsstrang, der mindestens genauso spannend zu verfolgen war wie die Beziehung zwischen Joel und Callie selbst. Bemerkenswert war es, Joel zu betrachten, wenn das Aufblitzen normalen Alltags zu sehen ist. Ein offener, humorvoller, intelligenter Mann mit genau den richtigen Feingefühl. Ein talentierter Tierarzt, der mit Callies Hund Murphy umgehen kann wie ein Tierflüsterer. Er konnte so viel sein und das wünschte ich ihm.
Beide Charaktere begeisterten durch ihre Vielschichtigkeit, ihre Unterschiede und die gemeinsamen Nenner, die sie fanden. Wie nenne ich das am besten ohne, dass es zu malerisch wirkt, zu übertrieben? Ja, es war einfach harmonisch. Die Atmosphäre des Settings fädelte sich sauber ein, ebenso wie Anekdoten, die jeder kennt, Menschen aus Familie und Freunde, die man zu schätzen lernt, wenn man sie am meisten braucht. Wurde es irgendwann trotzdem dramatisch? Jein. Es gibt definitiv einen Spannungsaufbau von Beginn bis zum Ende, der von Seite zu Seite wächst. Der systematische Aufbau in Prolog und 4 Hauptteile, die durch „mysteriöse“ Briefe von Callie eingeleitet werden (die später Sinn machen), tragen unter anderen dazu bei. Ebenso wie der zeitliche Ablauf ab einen bestimmten Punkt, den ich nicht nenne, sonst würde ich spoilern.
Es ist offensichtlich, dass der Blick in die Zukunft Konfliktpotenzial enthält und sich schleichend auf die Beziehung der Beiden auswirkt. Ich sage nur, die Tragik machte mir echt zu schaffen. Das ist so doof und gleichzeitig lesetechnisch so crass, dass ich das Ende vor dem Ende kannte. Klar, brannte ich darauf, zu wissen, ob das angekündigte Ende kommt, wie es kommen muss oder der Plotttwist des Jahrtausend alles ändert. Andererseits ließ die Autorin Callie und Joel dadurch einen großen Raum für Entwicklung und für mich sollte das einfach nicht enden. Der Abschluss kam und dazu werde ich schweigen. Ich kann mich bis jetzt nicht entscheiden, wie ich emotional dazu stehe.
Fazit:
Eine Liebesgeschichte, trotz Drama undramatisch, realistisch trotz des fiktiven Aspekts der Zukunftsvisionen. Die Message, sein Leben zu leben ist unübertroffen harmonisch thematisiert und holt den Lesenden am richtigen Punkt ab. Für Lesende, die das Besondere suchen, ohne, dass es übertrieben wird.
5 von 5 Pfoten
Würdet ihr Joels Zukunftsvisonen als Gabe oder Fluch sehen?
Liebe Grüße Tina (& Leo)
*Das Rezensionsexemplar wurde mir kostenfrei vom Verlag zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt davon unberührt.
Liebe Tina,
hier ist sie, die Rezension zum Buch! Und ich stimme dir voll und ganz zu! Du hast ja meine Rezension bereits gelesen und weißt, wie ich über das Buch denke. 🙂
Diese tragische Liebesgeschichte ist definitiv ein Highlight, wenn es um Bücher mit Liebe geht. Es baut sich schön und langsam auf, die Protagonisten sind sehr sympathisch und die Story nimmt einen einfach mit. Obwohl der Schluss passend ist, habe ich mit ihm gehadert!
Hab einen guten Start in die neue Woche.
Liebe Grüße, monerl
Liebe Monerl,
schön, dass du auch vorbei schaust.
Ich denke, bezüglich der Empfehlung zum Buch sind wir uns einig.
Liebe Grüße
Tina