"The Couple Next Door" von Shari Lapena - Die Autorin zeigt eindrucksvoll, wie tückisch der erste Eindruck sein kann

„The Couple Next Door“ von Shari Lapena – Die Autorin zeigt eindrucksvoll, wie tückisch der erste Eindruck sein kann

Einen wunderschönen guten Abend ihr Lieben,

it´s Thrillertime. Ich komme im Dunkeln von Arbeit nach Hause. Es ist matschig, regnerisch und kalt. Es ist Januar. Ich finde, Shari Lapena passt da ganz gut. Allerdings habe ich das Buch schon vor einigen Monaten  gelesen. Es war für mich das erste Buch der Autorin. Wer meinem Blog  folgt weiß auch, dass ich nicht so viele Thriller lese. Allerdings fand ich die Ausgangssituation so dramatisch, dass ich das Buch lesen wollte.

Wen würdest du verdächtigen, wenn dein Baby aus dem eigenen Haus verschwindet?

Allgemein:

Endlich mal einen Abend ausgelassen sein. Nach Monaten voller Windeln, Spielzeug, Schlafentzug und Babygeschrei gleich nebenan mit den befreundeten Nachbarn zu Abendessen. Da ist doch nichts dabei, oder? So dachten es sich die jungen Eltern als sie mit dem Babyphone bewaffnet zur Nachbarstür gingen. Ihr Kind liegt schließlich schlafend im eigenen Teil des Reihenhauses. Doch als sie zurück kommen steht die Haustür offen, ihr Kind ist weg. Wer würde ihnen so etwas antun? Diese und andere Fragen wirft Shari Lapena in ihrem ersten Thriller auf. In Deutschland erschien das Buch 2017 bei Bastei Lübbe und inzwischen legte die Autorin mit ihrem zweiten Bestseller „A Stranger in the House“ nach.

Mein Bild:

Der Thriller fiel mir 2017 bei der Lesejury auf. Aber nicht durch das regnerisch, verschwommene Cover, nein, tatsächlich hat es mir der Klappentext angetan. Erschreckend und fasziniert zugleich über die Idee, dass ein Kind verschwindet, weil seine Eltern es mit Absicht allein ließen. Irgendwie erinnerte es mich an das Verschwinden der kleinen Maddie aus England. Damals standen die Eltern sehr im Fokus der Öffentlichkeit. Maddie wurde bis heute nicht gefunden.

Auf 348 Seiten bzw. 37 Kapiteln geht es nun darum, die kleine Cora zu finden und den Täter am besten gleich mit. Die Autorin beschreibt Situationen schnelllebig und realitätsnah, arbeitet aber auch mit Klischees, vor allem bei den Darstellern der Geschichte: Die sexy Nachbarin, die von ihrem Ehemann gelangweilt ist, die depressive Mutter Anne und der immer unter Druck stehende Vater Marco. Ich konnte mich ziemlich gut in die Personen hineinversetzen und sie waren ziemlich einfach auseinander zu halten trotz eines flotten Wechsels in der personalen Erzählweise.

Anne und Marco Conti, die Eltern der kleinen Cora, sind kein überglückliches junges Elternpaar. Das stand schon auf den ersten Seiten fest. Sie haben mit der Elternschaft zu kämpfen, gerade Anne leidet unter Depressionen und tat mir wahnsinnig leid. Dass das Muttersein nicht nur das Glück auf Erden bedeutet, wird innerhalb der Geschichte intensiv erläutert. Dennoch hätte ich Anne einige Male schütteln können, wie naiv sie eigentlich ist. Von einer Ende 20 – Jährigen hätte ich tatsächlich mehr erwartet. Es dauerte gefühlt ewig bis sie aufsteht und kämpft. Deswegen mochte ich ihren Mann Marco zu Beginn lieber als sie. Er versucht nach dem ersten Schock, einen kühlen Kopf zu bewahren, obwohl die Liebe zu seiner Tochter so verzweifelnd greifbar war. Er wird unentwegt damit konfrontiert, dass er es niemanden recht machen kann. Zeitweise hätte ich ihn gern in Schutz genommen, zumindest bis er mir zu berechnend wurde.

Tja, und dann tauchte Detective Rasbach auf. Ein Ermittler wie ich ihn mir nur vorstellen kann. Strategisch, analytisch, gefasst, nie emotional, nur leider ohne den passenden Hut. Bei seiner Charakterisierung fällt stark auf, dass seine Vergangenheit und sein Äußeres keine Rolle spielt. Das war für mich auch nicht schlimm, denn es geht um die Contis, die zu meinen Erstaunen sofort auf der Verdächtigenliste stehen. Leider ging Rasbach seine Überlegungen zu oft durch. Meine Güte, so vergesslich bin ich nun auch wieder nicht. Ich meine, seine Vorgehensweise glich einer Rechenaufgabe, die er oft wiederholte, Zahlen je nach Erkenntnis austauschte, um dann auf das vermeintlich richtige Ergebnis zu kommen.Das Ergebnis konnte nur richtig sein, ich verstand ihn, wirklich. Doch mein Herz wollte ihm nicht glauben, egal wie gut dieser Detective war, wie toll ich seine Befragungen oder seine Taktiken fand, emotional ließ ich das nicht zu.

Es fesselte mich wirklich, ich schwankte und rätselte bis ca. zur Mitte des Buches, änderte bis dato einige Male meine Meinung über den Contis, um dann nur zu sagen: „Das kann jetzt doch nicht wahr sein.“ Ich wusste, wer Coras Entführung zu verschulden hatte. Doch Stück die Geschichte bekam einen noch größeren Rahmen und es warteten bis zum Schluss teils logische, teils unerwartete Wendungen auf mich.

Emotional aufgewühlt und gespannt hoffte ich bis zum Ende, dass die kleine Cora wieder gesund nach Hause kommt. Ohne zu spoilern sage ich es mal so, Shari Lapena hat jedem das Ende verpasst, das er auch verdient hat.

Fazit:

Ein aufwühlender und spannender Thriller um die Suche nach einem vermissten Baby, dessen Eltern verdächtigt werden. Tiefgründig mit Plot Twists aufbereitet, jedoch mit Klischees in der Charakteristika gepflastert.

4 von 5 Pfoten

"The Couple Next Door" von Shari Lapena - Die Autorin zeigt eindrucksvoll, wie tückisch der erste Eindruck sein kann

Würdet ihr einen Thriller lesen, in dem eine Kindesentführung und deren Verdächtigen im Mittelpunkt stehen? Wäre es euch zu heikel? Lest ihr überhaupt in diesem Genre?

Liebe Grüße Tina & Diego

4 Kommentare

  1. Hallo Tina,
    mich konnte der Thriller ja so überhaupt nicht überzeugen. Mir haben eben diese typischen Klischees so genervt. Alles war so klassisch.
    Obwohl mich dieses Szenario auch gereizt hatte, sonst hätte ich mir das Buch wohl kaum gekauft. Aber letztendlich war ich leider enttäuscht.
    Vielleicht weil ich zu viele Thriller lese und deshalb schon recht kritisch bin.
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

    1. Hallo Diana,

      schade, dass dich das Buch nicht überzeugt hat, aber es lebe die Vielfalt.
      Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht so viele Thriller lese, wer weiß.

      Liebe Grüße
      Tina

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