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Guten Abend liebste Buchmenschen,
und schon beginnt das erste Wochenende 2020. Die Zeit rast bereits in den ersten Tagen, dabei fühlt es sich noch so merkwürdig an, dieses 2020. Sei es, die Zahlen zu schreiben, zu tippen oder gar anzusehen. Ich höre innerlich meine Oma, die ständig sagt „Dass ich das noch erlebe, hätte ich nicht gedacht“. Ihr merkt schon, ich bin noch nicht richtig angekommen. Der Alltag muss sich bei mir erst wieder einspielen nach Feiertagen, Urlaub und Arbeit im kunterbunten Mix.
Deswegen gebe ich mich der ein oder anderen Routine hin, wie dem Schreiben einer Rezension (Applaus für diese Überleitung). Es ist vollendet! Die Grisha – Trilogie ist ausgelesen und „Lodernde Schwingen“ ein paar Worte wert. ACHTUNG: Der folgende Inhalt könnte Spoiler auf die Vorgängerbände werfen. Ich bemühe mich aber es in Grenzen zu halten.
Der 3. Band war für mich der Beste – Endlich sind Alina und ich Freunde
Allgemein:
Leigh Bardugo ist mit ihrer Fantasy-Reihe um die russisch angehauchte, magische Elite-Einheit Grisha ein internationaler Erfolg gelungen, der mit weiteren Büchern in den letzten Jahren fortgesetzt wurde. Der Knaur-Verlag übernahm 2019 die Neuauflage der Trilogie, wobei „Lodernde Schwingen“ das Finale um die Sonnenkriegerin Alina einnimmt. Nachdem die Schlacht gegen den Dunklen sich in ein aussichtsloses Chaos verwandelte, blieb Alina und ihren Anhängern nur die Möglichkeit in die Arme des Asketen zu fliehen. Ihr Schicksal sieht jedoch nicht vor, sich zu verstecken. Ihre einzige Chance Ravka und alle zu retten, die ihr etwas bedeuten, besteht darin, den letzten Kräftemehrer zu finden. Wird sie ihr Ziel mit einem aufrichtigen Herzen oder mit purer Gier erreichen?
Mein Bild:
Ich bin nach wie vor ein Fan der Taschenbuchcover. Knaur hat uns Lesern einen Gefallen getan, sich an die englischen Vorlagen zu halten. Der letzte Teil besticht durch den rot-orangenen Phönix auf dunklem Grund und dieser wundervoll geprägten und vergoldeten Schrift. Zum Knutschen, wirklich! Auf den Innenseiten strahlte mich erneut die Karte Ravkas und dessen umliegender Länder an. Zu meiner Enttäuschung gab es hier keine Weiterentwicklung wie von Teil 1 zu Teil 2 – keine neuen Orte oder Bezeichnungen. Das war dermaßen schade, weil im Laufe der über 400 Seiten einige Orte eine Rolle spielen, die leider auf der Karte nicht eingezeichnet sind. Das hat mich ziemlich gestört.
Wie in jedem Band arbeitet Leigh Bardugo mit einem Prolog, dem „Davor“, und einem Epilog, dem „Danach“. Ich habe einen Narren daran gefressen, weil die Form mich an das Erzählen eines Märchens erinnert und das gefällt mir so, so gut. Es trifft genau die richtigen Gefühle, am Anfang zum Beispiel die bedrückende, gar ängstliche Stimmung in einem Versteck unter der Erde. Ich wurde abgeholt in ein ganz neues Setting.
Ja, da wären wir wieder bei dem grandiosen Worldbuilding, dass ohne ausufernde, verschnirkelnde Beschreibungen auskommt und mich trotzdem immer tiefer nach Ravka hineinzog. Ich glaube, die Autorin liebt das Gegensätzliche. Nicht nur in den Charakteren des Dunklen und des Lichts, sondern ebenso im Setting. Denn sie nahm mich nicht nur tief unter die Erde in ausgeprägte, sagenumwobene Tunnelsysteme mit, sondern auch in die schwindelerregende Höhen gigantischer Gebirge. Mal fehlte mir die Luft zum Atmen, mal spürte ich den eisigen Wind. natürlich hält sie sich nicht mit gängigen „Unterkünften“ auf, nein, sie kreiert ausgefallene, historisch und mythisch angehauchte, einmalige Bauwerke, die nur Staunen lassen. Die Namen wie „Spinnrad“ sind dann Programm – I like!
Die Handlung hatte es ziemlich in sich. Ich meine, die Rettung eines Landes, der eventuelle Aufstieg eines neuen Oberhauptes, der Krieg gut gegen Böse, eine nie enden wollende Liebesgeschichte, sogar mit Liebesdreieck, und die ein oder andere Nebenhandlung bzw. Hintergrundstory sollte noch aufgelöst werden. Ein ziemlicher Batzen, den die Autorin, meiner Meinung nach gemeistert hat, indem sie die Fäden miteinander verwoben hat. Wer sonst kann eine persönliche Rache so diplomatisch lösen, dass lieb gewonnene Nebencharaktere gut wegkommen?
Apopo Nebencharaktere. Ich hatte hier richtig das Gefühl, dass die einzelnen Grisha mehr ins Rampenlicht rücken. Allerdings nicht wegen ihrer Kräfte, sondern wegen der Beziehung zueinander: Wir haben unter anderem Geschwisterpaare, die sich wunderbar ergänzen, zwei Männer, die ähnliche Kräfte besitzen, aber total unterschiedlich sind, zwei junge Frauen, die ich einfach nur drücken will, weil sie ihre Liebe zueinander so dezent und zärtlich präsentieren und vor allem sind sie Alina richtig loyale Freunde geworden.
Unsere Protagonistin kann sich glücklich schätzen, aber ihr ist dementsprechend schmerzlich bewusst, dass sie dadurch angreifbar ist. Ich konnte das sehr gut nachvollziehen und habe mich endlich mit ihr angefreundet. Alina ist über die komplette Reihe als Charakter über sich hinausgewachsen. Am Anfang fand ich sie noch wahnsinnig ängstlich, verloren in ihren Zweifeln und kaum fähig mit ihrem Schicksal umzugehen. Inzwischen ist sie die starke Frau, die ich sehen will – ein bisschen Kick Ass gegenüber ihren Feinden, besticht durch die Anwendung intelligenter Ratschläge und den richtigen Schlussfolgerungen. Alina ist nach wie vor nicht perfekt, hat ihre Schwächen und leidet enorm unter den Verlusten ihres Lebens, aber sie steht immer wieder auf und akzeptiert sich selbst – man, hat das gedauert.
Der Plot, man o man, war schon ein Ding zwischen strategisch, ruhigen Gewässer und wilder Flussfahrt mit Wasserfallabsturzgefahr, um es mal so auszudrücken. Aber der Ablauf war definitiv gut durchdacht! Beispielsweise verstand ich teilweise nicht gleich alle abschließenden Hintergründe zu den Legenden und Mysterien rund um die Kräftemehrer und deren Ursache. Das wurmte mich sehr, aber ich denke, das war Absicht, denn nach und nach mit dem ein oder anderen „Oh nein, das kann nicht sein“ – Plottwist schloss sich der Kreis. Ich hatte meinen Spaß, bekam Gänsehaut, wünschte mir, dass sich das Ende nochmal dreht und tatsächlich passierte das sogar, nur auf andere Art und Weise als erwartet. Ich finde es mega, dass Leigh Bardugo es zum Abschluss geschafft hat, die vermeintlich Schwachen zu etwas ganz Starkem zu machen.
Fazit:
Ein gelungener Abschluss mit zahlreichen gut durchdachten Handlungssträngen, die ideal zueinanderführten, um der Fantasygeschichte ein i-Tüpfelchen zu verpassen. Spannend, kämpferisch, aber auch verlustreich geht Leigh Bardugos Grisha-Trilogie zuende.
5 von 5 Pfoten
Gibt es eine Trilogie, deren letzten Band ihr auch als den Besten einstufen würdet?
Liebe Grüße Tina (& Diego)
*Das Buch wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt, meine Meinung bleibt davon unberührt
Liebste Tina,
ich freue mich sehr, dass dich der Trilogieabschluss überzeugen konnte!
Ich selbst bin ein riesiger Bardugo-Fan, aber tatsächlich muss ich die Trilogie auch noch lesen.
Sagte ich gerade „muss“? Ich meinte natürlich „darf“ 😀
Für mich ist sie einfach die Königin der ungeahnten Twists, die mit jeder Drehung runder und runder werden, ich freue mich schon sehr aufs Lesen. Habs für 2020 jedenfalls fest vor 😀
Ganz liebe Grüße und ein tolles Jahr an dich!
Jacqueline
Hallo Jaqueline,
ja, der Reihenabschluss hat für mich das ein oder andere problem gelöst 😉
Mal sehen, was ich als Nächstes von Leigh Bardugo lese. Ich habe gehört, dass sie sich ziemlich weiterentwickelt haben soll.
Auf jeden Fall viel Spaß mit der Reihe und ein schönes 2020.
Liebe Grüße
Tina