Hallo liebste Buchmenschen,
heute gibt es eine etwas andere Art von Meinung statt der klassischen Rezension. „Das Labyrinth des Faun“ ist ein Buch, dass Ende Juli bis in den August hinein sämtliche Social Media – Kanäle überschwemmte. Lobeshymnen, Liebesschwüre zum Cover, zum Schreibstil, zu den Illustrationen, zum gelungenen Hörbuch, aber auch Stimmen, die die Klassifizierung als Jugendbuch unpassend fanden. Es war Wahnsinn, aber ich habe mir viele Beiträge dazu durchgelesen, weil meine Neugier unbändig war.
Der Buddyread
Wie viele von euch wissen, sind Sandra von „Piglet and her Books“ und ich best friends, die auch gerne zusammen auf Reisen gehen. Dieses Jahr ging es ein paar Tage an die Ostsee und was darf da natürlich nicht fehlen? Genau, ein Buddyread. Wir philosophierten schon Monate vorher, welches Buch wir gemeinsam lesen wollen, da wir die ein oder andere Lektüre doch beide ungelesen im Shelf stehen haben. Tja, und dann kam da diese Buchbox von „Chest of Fandoms“ (Unpacking hier), die wir uns beide bestellt hatten. Wir ahnten ja schon, welches Buch drin sein würde und wenn dem wirklich so wäre, war der Buddyread zu diesem Buch beschlossene Sache. Tataa! Surprise! „Das Labyrinth des Faun“. Zum Spaß stellten wir, während der Zugfahrt nach Rügen, 5 Fragen zusammen, die wir beide im Nachgang als Blogpost beantworten wollten. Jetzt ist es endlich soweit.
Das (Frage-)Spiel
1. Würdest du den Film Dir anschauen wollen? Bzw. Wie fandest du den Film?
Den Film „Pans Labyrinth“ habe ich vor Jahren das erste Mal gesehen. Das muss mindestens 10 Jahre her sein (Erscheinungsdatum war 2006). Völlig naiv bin ich an dieses Märchen ran gegangen und hatte schlussendlich Angst, dass der Pan oder die anderen absonderlichen Wesen einen Weg in meine Träume finden würden. Dazu noch dieses Ende mit Schrecken. Damit kam ich echt nicht klar. Inzwischen habe ich den Film einige Male gesehen und sehe doch schon ein einnehmendes Meisterwerk dahinter.
2. Was war deine Lieblingsstelle?
Puuh, gehen wir zum Buch zurück. Ok, meine Lieblingsstelle. Es gibt viele brillante und fesselnde Situationen im Buch, auch die Einschübe, die Cornelia Funke der ursprünglichen Geschichte hinzufügte, trieben mir Bilder in den Kopf. Jedoch war meine Lieblingsstelle eine ganze Simple: Als Mercedes die junge Ofelia vor dem Tor zum Labyrinth stoppte. Dieser kurze Augenblick, der Ofelia daran hinderte hineinzugehen, der Augenblick voller Vertrauen und Wärme, die Mercedes ausstrahlte und mir die Hoffnung gab, das Ofelia nicht allein gelassen wird (S. 19 -20).
3. Welcher Moment hat dich besonders geschockt oder gegruselt?
Moment ist gut (liegt vor Sarkasmus triefend auf dem Boden). An sich waren alle Momente mit Ofelias Stiefvater Vidal, oder auch „liebevoll“ der Wolf genannt, absolut kalt und grausam. Der Mensch hat einfach kein Herz! Da ich mich aber entscheiden muss, nenne ich kurz und knapp die Folter des stotternden Rebellen Tarta von S. 201 – 205. Mehr gehe ich nicht ins Detail.
4. Was war deine Lieblingsillustration?
Es ist nicht spektakulär, ehrfürchtig oder geheimnisvoll. Das Bild, das ich am liebsten mag ist die lesende Ofelia. Warum? Weil es eine erstaunlich normale und unschuldige Situation in ihren Leben darstellt – nicht die grausame Wirklichkeit oder die zwielichtige Scheinwelt.
5. Bist du mit dem Ende zufrieden?
Nö. Das werde ich auch nie sein. Es ist ziemlich naiv, von mir, auf Happy Ends zu stehen, gerade bei so einem Film bzw. Buch. Schließlich begegnen wir der Protagonistin 1944 in Spanien. Franco war an der Macht, nicht jeder war damit zufrieden. Es gab Widerstände, Kämpfe und die kleine Ofelia war mittendrin. Dazu kommt noch, dass es am Ende eine Situation der Genugtuung und Rache gibt, die ich verstehen kann. Jedoch zitiere ich mal Sandra, die die Story vor dem Buch noch gar nicht kannte: „Das kanns jetzt nicht sein“. Das liegt vor allem daran, dass die eingeschobenen Märchen ein wenig verwirren und Fragen aufwerfen, die schlussendlich nicht alle beantwortet werden.
Kurzrezension
1944 in Spanien. Vor 1 Jahr hat die 13-jährige Ofelia ihren geliebten Vater verloren und muss nun mit ihrer hochschwangeren Mutter bei ihrem kaltblütigen und skrupellosen Stiefvater Capitan Vidal leben. Doch sie begegnet in einem steinernen Labyrinth einem Faun, der ihr ein neues Leben in Aussicht stellt, wenn sie lediglich 3 Aufgaben erfüllt. Dieses emotionsgeladene Gruselmärchen wurde durch Cornelia Funkes Handschrift noch einen Zacken schärfer. Ich tauchte tief in die Gedankenwelt der Haupt- und Nebencharaktere ein, bekam Angst, Zuversicht, Hoffnung, Aussichtslosigkeit und so viel Gewalt mit, dass ich Lesepausen einlegen musste. Das Buch kann man nicht einfach weglesen ohne, dass es sich einbrennt. Ebenso erging es mir mit den kleinen ergänzenden Märchen, die als eigene Kapitel eingeschoben wurden. Jedoch versuchte ich diese immer mit der Hauptgeschichte in Verbindung zu bringen, was nicht immer gelang. Es blieben beispielsweise Fragen zum zeitlichen Ablauf und zu Namensdoppelungen in Märchen und Hauptgeschichte offen. Frust schlich sich bei mir ein, das hinzunehmen war schwierig. Ich bin auch der Meinung, dass in dieses blutige Buch eine Triggerwarnung gehört!
4 von 5 Pfoten
Ich hoffe, ihr habt Gefallen an diesem Beitrag gefunden. Sandra hat sich den Fragen natürlich genauso gewidmet, schaut doch hier vorbei.
Liebe Grüße Tina (& Diego)
Liebe Tina,
ich habe das Buch auch gelesen, ohne den Film zu kennen. Und war am Ende auch geschockt!!!! Hat mich ziemlich sprachlos zurück gelassen. Und ebenso geschockt war ich von der Brutalität, seitens des Wolfes. Diese Folterszene habe ich auch immer noch als ganz schlimm im Gedächtnis. Auch deswegen hadere ich mit der Altersfreigabe seitens des Verlages – mit 14 ist nicht jedes Kind dafür bereit, das finde ich bei dieser Brutalität schon viel zu jung!
Liebe Grüße Anett.
Hi Anett,
wir sind einer Meinung, aber solange es nur eine Altersempfehlung gibt und keine genormten Regeln wie bei der FSK in Filmen (zumindest weiß ich nichts von Regeln für die ALtersepmfehlung von Büchern), gibt es wohl gewisse Freiheiten.
Liebe Grüße
Tina