Na, einen wunderschönen guten Abend miteinander,
die letzte richtige Februarwoche ist in vollem Gange. Bekomme ich Stresspusteln im Gesicht? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich wollte an sich noch 2 Bücher beenden. Eines schaffe ich auf jeden Fall. Also das hoffe ich, da es ein Buddyread mit Anett von „Anetts Bücherwelt“ ist und „Die Chroniken der Meerjungfrau“ mich schon begeistern. Das andere Buch ist „Fade Away“ von Anabelle Stehl. Ich höre und lese parallel. Bisher gefällt mir der Band der „Away“-Reihe besser als der Erste, mal sehen, ob es so bleibt.
Ansonsten mag ich heute über den 2. Band der „One of us“-Dilogie von Karen M. McManus sprechen. Diana von „Lesewelle“ und ich starteten im Januar dazu einen Buddyread. Der Austausch machte uns beiden Spaß, daher wird das nicht der letzte Buddyread bleiben.
Die Autorin bleibt ihrem Bayview-Schema treu
Ein Jahr ist vergangen seit Simon Kelleher gestorben ist. Die Bayview Four haben die High School beendet und gehen ihre eigenen Wege. Zurück gelassen haben sie die nächste Generation an Schülern, die sich erneut mit einem anonymen „Spielemacher“ auseinander setzen müssen. Wer sich dem Wahrheit- oder Pflichtspiel entzieht, dem blüht die Offenbarung seines dunkelsten Geheimnisses vor der ganzen Bayview High. Wer ist der Drahtzieher? Und warum tut er das? Maeve macht sich auf die Suche bis sie selbst zur Zielscheibe wird.
Natürlich entzog ich mich dem 2. Band der Dilogie nicht, obwohl der 1. Band „One of us is lying“ gut für sich allein stehen kann. Der Verlag schenkte den Lesenden übrigens eine kostenlose Vorgeschichte von „One of is next“ als hübsche Überbrückungsidee mit an die 30 Seiten. Ihr verpasst jedoch nichts, wenn ihr dieses Zwischenstück auslasst. Mal abgesehen von dem Appetizer-Gedanken bringt es keinen Sinn mit sich, finde ich. Um „One of us is next“ vollends zu verstehen, muss man meines Erachtens Band 1 kennen. Es ist zwar eine eigene Handlung mit ähnlichen Prinzip wie in Band 1, jedoch bauen viele Gedankengänge der Hauptcharaktere und das einbringen ehemaliger Figuren auf den Vorgänger. Ich glaube, zwischenmenschliche Beziehungen oder Vorgehensweisen verlieren an Nachvollziehbarkeit ohne die Kenntnisse der Geschehnisse ein Jahr zuvor. Und ganz nebenbei: Die alten Hautpcharaktere werden hier zu Nebendarstellern – fast wie in einem New Adult-Roman.
Wer „One of us is lying“ nicht mochte, sollte „One of us is next“ nicht lesen. Karen M. McManus greift erneut in die Jugendthrillerkiste, die auf anfänglich klischeehafte Figuren, Gruppenzwang und miese Spielchen mit Mobbingfaktor setzt. Das klingt negativ, nicht wahr? Doch so meine ich das nicht, denn die Oberflächlichkeit bleibt nicht erhalten. Charaktere zeigen Tiefe, entwickeln sich, ebenso wie die Handlung nicht an Spannung und Tempo verliert. Die Autorin setzt sich mit dem Schubladendenken der Menschen, insbesondere jungen Menschen auseinander, spaltet es und gibt Denkanstöße. Sie zeigt beispielhaft das Leben der Jugendlichen, die aus verschiedenen Gründen zweifeln und versuchen damit zu leben. Dabei bleibt die Autorin dem Enträtseln und der Suche nach dem Verursacher des Spiels treu.
Die Geschichte wird aus drei sich abwechselnden Ich-Perspektiven erzählt: Maeve, Knox und Phoebe. Was ich nach wie vor dabei mag, dass abgesehen vom Namen an den Kapitel, ebenso ein Datum und die Uhrzeit dabei steht. Das hat schon ein wenig Aktenfeeling. Darüber hinaus gibt es ein paar Chatverläufe und Medieninformationen, die vor allem dem Prolog auffallend gestalten. Denn ein Teil der Geschichte wird damit bereits vorweggenommen und ich fragte mich nur, wie ist denn das wieder passiert? Um den Lesenden bereits auf Seite 1 Rätsel aufzugeben, existiert eine Favoritenliste mit Namen. Namen, die ich kannte und Namen, die mir neu waren. Stück für Stück wird auch das aufgeklärt. Unsere 3 Protagonisten hingegen waren weniger geheimnisvoll, denn durch ihre Perspektive erfuhr ich alle über sie. Ich wusste, wie sie leben, mit wem sie befreundet waren, wie das Familienverhältnis aussah und was sie in ihrer Freizeit trieben. So waren mir die Charaktere sehr nah und ich mochte sie alle 3. Wobei mir Phoebe besonders im Gedächtnis geblieben ist. Sie erfühlt auf den 1. Blick das Klischee einer sehr freizügig lebenden Schülerin, die sich einfach dem größten Prolltyp körperlich hingibt ohne scheinbar mitzudenken. Ich kam echt ins Stutzen. Doch alles hat seine Gründe. Sie erinnerte mich sehr an Addy aus Band 1. Knox ist der typische Sohn, der seinem erfolgreichen Vater nie gerecht werden kann. Ein Zocker, ein zurückhaltender Junge, der sich ständig mit anderen vergleicht und doch gern so wäre wie… Erneut ein Klischee, der sich behauptet, in dem er ein zuverlässiger Freund ist und mehr auf den Kasten hat als ich zunächst dachte. Dazu ist er Maeves Ex- und jetzt bester Freund (echt coole Idee, finde ich). Maeve. Auf sie freute ich mich total. Das clevere Mädel mit dem ultimativen IT- und Hacker-Know How. Doch sie ging echt unter. Andere stahlen ihr bis zu einem gewissen Moment die Show. Von daher ist sie nicht mein Favorit. Versteht mich nicht falsch. Ihre Geschichte gehört genau in dieses Buch und riss mich emotional mit. Das sei gesagt. Ich mag an der Stelle nicht so viel zu den Handlungssträngen der einzelnen Charaktere abseits des Thrillerformats erzählen, um nicht zu spoilern. Ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht krumm.
Bezüglich der Idee des Wahrheit- oder Pflichtspiels. Ich musste mich unvermeidlich fragen, was ich gemacht hätte, wenn ich die SMS bekommen hätte, die mich zwingt mich zu entscheiden und je nach Wahl, das zu tun, was von mir verlangt wird oder alle Welt erfährt etwas, was niemand wissen sollte/könnte/dürfte. Ich weiß es bis jetzt nicht. Die Schilderungen des Alltags der Bayview High mit diesem Spiel glaubte ich sofort. Menschen, die sich feiern, weil sie voll cool die Aufgabe gerockt haben, Mobbing von allen Seiten, wenn das Geheimnis raus kommt. Der Druck spürbar bis in die letzte Faser und bekommt teilweise in seinen Plottwists noch actionreiche Upgrades. McManus Stil ist authentisch, nah, doch nicht so tiefgreifend geschrieben, dass es sich zog. Sicherlich verdanke ich das auch der Übersetzerin Anja Galic. Es ist ein Jugendbuch und genau so fühlt es sich an. Allerdings musste ich trotzdem aufpassen, dass ich nicht irgendein Detail vergesse. Im Buddyread zum Buch gingen die Vermutungen schnell in bestimmte Richtungen, wer der Drahtzieher sein könnte. Die Antwort kam wirklich erst zum Schluss und brachte mich zum Nachdenken, was ich mit dieser Erkenntnis gemacht hätte. Die Autorin endete mit der Eröffnung einer Debatte durch die Lesenden. Das muss man erstmal bringen.
„One of us is next“ kommt an „One of us is lying“ gut heran. Beide laufen nach einem ähnlichen Schema ab, unterhalten, arbeiten mit Klischees, die Entwicklungspotenzial besitzen. Das Ende hat mir hier allerdings besser gefallen – es war überraschender.
Liebe Grüße Tina (& Leo)
Hallo Tina!
Wow, du hast eine wirklich tolle Rezension geschrieben und nochmal alles sehr gut zusammen gefasst. 🙂
Ich werde leider keine Rezension schreiben, habe mir vorgenommen erstmal die „Altlasten“ abzuarbeiten, eh ich mir vornehme wieder neue Bücher auf meinen Rezensionenstapel zu nehmen. 😉
Aber vielleicht schreibe ich doch etwas dazu, so eine Art Reihenrezension. Mal sehen, wie ich Zeit und Lust habe. 😀
Liebe Grüße
Diana
Guten Abend Diana,
danke dir für das Kompliment, was ein guter Austausch doch alles bewikren kann. Das hat dann nachgewirkt.
Mach dir keinen Stress. Inzwischen habe ich mir auch abgewöhnt alles zu rezensieren. Mal nur lesen ist auch echt schön.
Liebe Grüße
Tina