Back to Panem - Re-Read & Re-Watch "Gefährliche Liebe"

Back to Panem – Re-Read & Re-Watch „Gefährliche Liebe“

Liebste Buchmenschen,

wie versprochen geht es weiter mit dem Diskurs zu „Die Tribute von Panem“, ein nicht wirklich objektiver Vergleich zwischen den Bücher und Filmen. Heute widmen wir uns dem 2. Teil „Gefährliche Liebe“ oder auch „Catching Fire“ – Miau. Der englische Titel hat etwas sehr Kämpferisches an sich, findet ihr nicht auch?

Ich hatte erst überlegt, ob ich den 2. und 3. Teil in einem Beitrag bespreche, aber ich glaube, das wird zu viel. Daher erwartet euch „Flammender Zorn“ bzw. „Mockingjay 1+2“ nächste Woche. Außerdem bin ich Fan von kompakten Beiträgen. Also zumindest hoffe ich, dass dieser Beitrag kompakt wird. Ich warne erneut vor Spoilern!

Ein abgewandelter Anfang

Wenn ich mir meine Notizen so anschaue, sehe ich deutlich, dass ich den Anfang nicht vergleichen konnte, weil beide Varianten stark unabhängig voneinander sind. Im Film wurde viel weggelassen. Man bekommt zwar in beiden Versionen einen Blick darauf, wie es Katniss nach den Hungerspielen ergangen ist, aber im Buch werden mehr Details aufgeworfen. Die Reaktion der Menschen im Saum, der veränderte Alltag und Gales Familie rückt sogar für einige Zeilen in den Mittelpunkt. Beispielsweise lernen wir seine Mutter Hazelle kennen. Für mich war der Einstieg in den 2. Band übrigens tiefgründiger, emotionaler und auch spannender als im 1. Buch.

Wer von euch erinnert sich noch daran, dass Katniss ein Talent ausgraben musste? Wie sie sich in Modedesign versucht, um im Capitol etwas „zeigen zu können“? Ich hatte das völlig vergessen. Natürlich liegt ihr die kreative Ader nicht so wie Peeta mit seiner Malerei.

Mir ist auch aufgefallen, dass es zeitliche Verschiebungen im Film gibt. Der Kuss mit Gale erscheint im Buch viel eher als im Film. Das ist übrigens ein Thema, das mich beim Schauen des Filmes sehr oft begleitete und manchmal durcheinander brachte. Allerdings verstehe ich, wenn manche Momente im Film besser an anderer Stelle passen.

Im übrigen finde ich es wahnsinnig schade, dass Katniss Erinnerungen an ihren Vater in den Filmen wenig Platz einnehmen. Gerade im 2. Buch wirken sie sehr präsent. Waffen, Kleidung, Lieder und Rückblicke auf Momente mit ihren Vater lassen die doch noch sehr junge Frau nahbar weicher erscheinen.

Ich möchte aber nicht nur meckern, weil im Film vor allem eine wichtige Szene fast haargenau übernommen wurde: Snows Besuch im Dorf der Sieger. Katniss deutliche Einstellung zu Snow trifft in beiden Medien ins Schwarze. Ein weiterer Punkt, der übernommen wurde und sich durch die Storyline zieht: Die Liebesgeschichte als Überlebensstrategie. Die aufwühlenden Emotionen gehen mir dabei immer wieder durch Mark und Bein.

Der Alptraum geht weiter

Das Gefühl, die Spiele nicht hinter sich lassen zu können zeigt sich in beiden Varianten. Jedoch im Buch um einiges besser. Das auffallende Handicap der Prothese, die Peeta trägt, wurde bereits im 1. Film nicht aufgegriffen und demnach sehen wir es hier auch nicht. Allerdings verarbeitet er sein Trauma über die Malerei und Beschäftigung. Nach wie vor ist Peeta der Charakter, den man mit dem Schauspieler Josh Hutcherson wohl am meisten verbindet. Ich kann mir niemand anderen als ihn in dieser Rolle vorstellen.

Die Tour der Sieger ist filmisch natürlich stark gekürzt. Ich bekam nur durch das Buch ein Bild von Distrikt 11: Die Weite, die Schönheit und die strenge Hand setzten mir Bilder in den Kopf. Der Film lieferte das bedauerlicherweise nicht. Dafür übernahm man Katniss Auftritt auf der Bühne des Distrikts so gut wie komplett. So wichtig, so emotional und Katniss begreift ab diesem Punkt wirklich, wie viel Einfluss sie nimmt. Die Revolution beginnt.

Fanfact: Katniss versucht übrigens im Buch zu fliehen. Ihr Plan war die Liebsten zu packen und an das Haus am See zu flüchten, das sie mit ihren Vater oft besuchte.

Die Perspektivenvielfalt des Films übertrumpft das Buch

Ich finde es immer wieder faszinierend, dass es Filmemacher schaffen aus der Ich-Perspektive eines Buches im Film mehr Perspektiven zu schaffen. Hier erschien mir das gerade bei der Verkündung einer möglichen Hochzeit von Katniss und Peeta auffällig. Die Szene ist ähnlich wie im Buch, aber nicht nur im Bezug auf Katniss Reaktion, sondern auch auf Peetas.

Ein trickreicher und sehr strategisch denkender Charakter, den ich eingangs falsch eingeschätzt habe, ist der neue Spielemacher: Plutarch Heavensbee. Ich gebe zu, dass ich auf den ersten Blick ein Problem mit der schauspielerischen Besetzung hatte. Wie so oft habe ich mir das äußere Erscheinungsbild anders vorgestellt, kantiger, robuster und vor allem auffälliger. Mir fällt gerade ein, dass ich mir Haymitch auch anders vorgestellt habe, aber was ich eigentlich sagen möchte: Die schauspielerische Leistung im Film ist überwältigend. Das Gefühl, dass Plutarch charakterlich perfekt getroffen wurde, verdanken wir nur Phlip Seymour Hoffman. Leider konnte er den Charakter nicht bis zum Ende der Filme verkörpern… Am Rande sei erwähnt, dass Plutarch Katniss im Buch eine Spotttölpeluhr während des Tanzes zeigt. Angeblich nur, um die Zeit nachzusehen, doch eigentlich ist es ein versteckter Hinweis zu wem er hält. Keine Ahnung, warum es das Accessoire im Film nicht gibt. Wäre doch ausgezeichneter Fanmerch gewesen.

Fanfact: Ebenso gibt es im 2. Film keine Szenen mit der Bürgermeistertochter Madge, in deren Familie das Buch weiterhin kurze Einblicke gibt.

Das Feuer vs. die Löschversuche des Capitols

Meine persönliche Meinung ist tatsächlich, dass die Reaktion des Capitols auf die ersten Widerstände zum Großteil filmisch imposanter ausgebaut wurde. Gerade der Einmarsch der Friedenswächter in Distrikt 12 und das Auspeitschen, obwohl Gale eigentlich wegen illegaler Jagd und nicht wegen des Einschreitens bestraft wird. Das Lesen dieser Situation machte den Eindruck, dass es noch dazwischen gequetscht wurde. Im Film war es ein absolute eindringliches Muss.

Ein Augenmerk auf Gale, der zum Helden mutiert. Er begrüßt die Revolution mit jeder Faser seines Körpers. Zumindest erweckt es sowohl in dem einem als auch dem anderen Medium den Eindruck. Liam Hemsworth gefällt mir in der Rolle ganz gut. Ich würde ihn aber nicht als überragend bezeichnen. Dafür gefällt er mir in anderen Filmen besser. Wie seht ihr das? Hattet ihr damals einen anderen Besetzungswunsch?

Gern erinnere ich euch auch an die zwei geflüchteten Mädchen aus Distrikt 8, die Katniss im Wald entdeckt. Ich habe mich köstlich über die Spotttölpelkräcker amüsiert, die beide dabei hatten. Die Reaktion unserer Protagonistin hat sich mir eingeprägt. Leider hat esdiese Szene ebenso wenig in den Film geschafft. Genau so wie das Hochzeitsshooting, dass vom Capitol anordnet wird, um zu zeigen, dass Katniss loyal ist. Von allen Seiten so viel Druck abzubekommen… Ich würde durchdrehen.

Ok, hier habe ich mich echt gefragt, ob ich das wirklich schon mal gelesen habe

Das Jubel-Jubiläum, die Verkündung, dass sie wieder in die Arena müssen, Katniss Reaktion, das alles wurde im Film genauso dargestellt. Danach ist mir aufgefallen, dass Buch und Film bezüglich der vorbereitenden Momente unterschiedliche Wege gehen. Beispielsweise fand ich die Darstellung der Ernte im Film fesselnder als im Buch. Effies Idee mit den goldenen Accessoires ist bildlich im Film einfach feinfühliger. Wir verbeugen uns jetzt vor Elizabeth Banks, die in dieser Rolle vollends aufgegangen ist. Es könnte keine bessere Effie Trinket geben, oder?

Ausgelassen wurden hingegen ganz viele Dinge mit und zu Haymitch! Nach der Verkündung, dass sie wieder in die Arena müssen, trainieren die Drei nämlich zusammen. Ja, richtig, Haymitch treibt Sport. Gott, hätte ich das gern im Film gesehen, was für ein Spaß. Weiterhin offenbart er seine Geschichte über mehrere Seiten: Der Ablauf seiner Hungerspiele, wie genau er gewonnen hat, die Zeit danach und wem das Capitol ihm genommen haben als er rebellierte. Ich musste echt schlucken, so sehr ging das in die Tiefe. Und vor allem kam es mir vor als lese ich das zum ersten Mal.

Die Beliebtheit der Tribute – hello Finnick!

Die Sieger all der Jahre sind bekannterweise die Stars des Capitols. Im Film wird dieser Fakt angerissen, im Buch hingegen absolut ausgereizt bzw. wird dem mehr Zeit gegeben, um zu verstehen, dass die Bürger ihre Sieger ungern hergeben wollen. Die ehemaligen Tribute selbst sind dagegen richtig gut übernommen. Deswegen Applaus für Finnick Odair und ein Dankeschön an Sam Claflin, der diese anfänglich sehr arrogante Rolle mit Leben erfüllt hat. Die Prozession der Tribute ist ein bildgewaltiger Akt, der filmisch einer Meisterleistung entspricht und mir persönlich mehr Gänsehaut verursacht als im Buch.

Letztlich wurde „zwischen den Zeilen“ das ein oder andere im Film weggelassen. Die Erzählungen der Sieger zu den Aufständen in ihren Distrikten, die Trainings oder einfach die Zeit, die dazwischen vergeht. Das nimmt dem Film tatsächlich bis zum Start in der Arena eine gewisse Geschmeidigkeit, weil die Übergänge fehlen. Dafür wurden die Interviews und die Nummer mit dem Hochzeitskleid komplett übernommen. Ein Küsschen an Cinna und eine Träne für den Abschied – Das hat mich in beiden Medien umgehauen! Und ich wünsche mir nach wie vor, dass Suzanne Collins Cinna einfach behalten hätte.

Backt to the Arena – Ein stimmiges Gesamtbild

Meine Notizen sind ab der Arena mit wenigen Unterschieden zu Film und Buch behaftet. Meine Detailverliebtheit kommt hier höchstens zur Geltung, ansonsten ist den Filmemachern eine gute Adaption dieses Handlungsstrangs und Settings gelungen.

Wirklich gut finde ich, dass Katniss im Film die Kraftfelder nicht hören kann. Das war im Endeffekt eh nur eine Masche, aber wozu? Ihr Misstrauen empfand ich im Buch richtiggehend störend, im Gegenzug dazu war es im Film nachvollziehbar.

Ich verstehe zum Teil nicht, warum Gesprächspartner bei Dialogen ausgetauscht wurden. Katniss spricht im Film mit Peeta über Annie, im Buch ist Johanna aber ihr Dialogpartner. Auch die Worte „Der wahre Feind“ kommen ursprünglich aus Peetas Mund und nicht aus Finnicks. Für mich macht es keinen Sinn zu tauschen, wenn man die Darsteller eh am Fleck hat. Trotzdem sollte ich wohl eher froh sein, dass die Dialoge überhaupt so vorkommen.

Bezüglich Suzanne Collins knallharter Sterberate in den Spielen nimmt sich der Film nichts. Es wird definitiv nichts geschönt oder ausgelassen wie in der 1. filmischen Umsetzung. Die Rettung aus der Arena ist ein Effekt, den ich immer wieder überraschend finde. Auf so etwas muss man erst kommen! Katniss spätere verbale Reaktion empfinde ich im Film zudem bösartiger.

Im Großen und Ganzen setzt der 2. Band auf die ersten Auseinandersetzungen und den Beginn der Revolution – die Betonung des Films liegt trotzdem weniger auf der Revolution als der emotionalen Last zwischen den Stühlen zu stehen und die nächsten Hungerspiele zu überstehen.

Was sagt ihr? Wie empfindet ihr den Beginn des Widerstandes? Kam es euch im Buch auch mehr thematisiert vor? Welcher Charakter ist für euch im Film der Liebste?

Liebe Grüße Tina (& Diego)

Hier gehts zum 1. Beitrag „Tödliche Spiele“.

Hier gehts zum 3. Beitrag „Flammender Zorn“

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