Blick ins Buch – „Iskari (3) – Die Himmelsweberin“ von Kristen Ciccarelli – Ein gelungenes Finale, aber ein bisschen mehr Drache wäre cool gewesen

Einen wunderschönen Sonntag wünsche ich euch,

ich möchte meinem Vorhaben so gut wie möglich treu bleiben und auch diese Woche einen Beitrag zustande bringen. Zwar ist heute der letzte Tag der Woche, doch das ist im Endeffekt Wurscht. Für mich steht seit einigen Tagen fest, dass ich noch über den 3. Band der Iskari-Reihe sprechen möchte. Also auf gehts.

Tough, queer, brutal, humorvoll, voller Erinnerungen und Emotionen, Priaten, ein bisschen Drachen, mehr Mystik – So schließt sich die Reihe

Ich glaube, ich sollte zunächst einmal erzählen, wie ich mich gefreut habe, dass „Die Himmelsweberin“ überhaupt nochmal ins Deutsche übersetzt wird. Denn der Heyne-Verlag machte nach dem 2. Band Schluss mit dem Veröffentlichen der Reihe. Glücklicherweise gibt es Verlage, wie den Second Chances, der sich genau um so etwas bemüht. So dass der 3. Band und damit das Finale mit genau der passenden Gestaltung und dem Format wie seine Vorgänger erscheinen konnte. Die Übersetzerin ist dieses Mal eine andere, nämlich Petra Huber, aber sie hat einen ganz tollen Job gemacht. Es ließ sich unglaublich gut lesen. Von Band zu Band habe ich zudem die Entwicklung der Autorin gesehen. Die Protagonisten werden immer nachvollziehbarer, die Handlungen immer spannender und die Passagen mit der „Geschichte in der Geschichte“ reihen sich besser ein. Ich meine, mir gefiel vieles bereits bei den anderen Bänden, doch hier scheint es gefühlt flüssiger zu sein.

Wie in den Vorgängerbänden greift hier das Schema „ich nehme Nebencharaktere aus den Vorgängerbänden und mache sie zu den Protagonisten“. Viele kennen das aus dem New Adult – Romance – Bereich. Hier ist es ähnlich nur im Fantasy- und ja, im Endeffekt ist es Romantasy – Bereich. Nachdem Asha, Prinzessin und Iskari des Reiches Firgaard, sowie Roa, Prinzessin des Buschlandes, ihre Geschichte hatten, sollte es nun Ashas Cousine, und Kommandantin des Heeres, Safira sein. Mir fiel schnell auf, dass einige Zeit in Firgaard vergangen sein muss, denn in Band 2 war das Thema Drachen zu Beginn nichts Besonderes mehr, sondern Alltag. Das überraschte mich. Die politische Seite jedoch zeigte ähnliche Probleme auf. Roas Volk im benachbarten Buschland hungerte weiterhin. Ohne Hilfe der Sterneninseln würde sich keine Lösung finden und Safira tut alles, um Roa und ihren Gemahl Dax (Safiras Cousin und König) dabei zu unterstützen, die Hilfe zu bekommen, die sie brauchen. Ich spürte, wie der Kreis aus den vorherigen Büchern sich hier schließen würde. Nur gibt es noch ein anderes Problem: Einen Dieb, der sein Unwesen treibt. Der wie ein Schatten sein Unwesen treibt. Eris, von der jeder denkt, sie sei DER Todestänzer statt DIE Todestänzerin. Die über magische Fähigkeiten verfügt, in dem sie einfach mit einer kleinen Spindel eine Linie zieht und „übergeht“ – quasi verschwindet – und woanders wieder auftaucht. Faszinierend, solch eine Freiheit zu haben. Allerdings ist Eris nicht frei, sondern die Leibeigene eines Piraten. Als Safira Eris in die Finger bekommt, verbinden sich die Fallstricke politisch, emotional, magisch mit ihren Glauben und ihrer jeweiligen Vergangenheit.

Wie ich es mir bereits dachte, verschreibt sich Safira ganz ihrer Aufgabe, ganz ihrer Loyalität zu ihrem König und Cousin Dax. Dazu besitzt sie einen enormen Gerechtigkeitssinn und setzt Recht und Gesetz durch. Im Laufe der Handlung erkannte ich schnell, dass unter der dicken, harten Schale ein weicher Kern liegt. Doch sie hat gebraucht, das nach außen zu kehren. Ich muss zugeben, dass sie ein gewisses Scheuklappenprozedere anwendet, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Das störte mich auf Dauer. Denn sie ist klug und jeder Zweifel wird belegt, doch immer wieder kehrt sie zu ihren Grundsätzen zurück und das ließ die Handlung manchmal ins Stocken geraten oder anders weitergehen als ich dachte. Das wiederum war dann unvorhergesehen. Ihre Vergangenheit lehrte sie Skepsis und Objektivität. Mir gefiel, dass die Historie Firgaards eine Rolle dabei spielte, aber mich durchzuckte es, wie brutal das auf Safiras Vergangenheit einzahlte. Ähnlich ist es mit Eris. Beide haben Dinge erlebt, die mit blutiger Politik und Machenschaften ihr Leben veränderten. Grausam wie bei Game of Thrones. Ich stelle an dieser Stelle klar, dass das Buch vermutlich erst ab 14 Jahren empfehlenswert ist. So meine Meinung.

Eris Charakter wirkte leichter, leichtsinniger und irgendwie durchtrieben. Sie macht sich einen Spaß aus ihren Diebstählen, in dem sie als Ersatz bzw. Signatur eine Felsdistel hinterlässt. Für jeden Bestohlenen ein zusätzliches Ärgernis. Ich habe mich wirklich amüsiert. Und Leute, die erste Begegnung zwischen Safira und Eris! Kusshand für diese Situation, in der nur eine von der anderen weiß. Ich folgte beiden abwechselnd in personaler Perspektive. Ich kann tatsächlich nicht sagen, wer mir lieber war. Beides so unterschiedlich, doch beide mit einem guten Herzen. Im Laufe der Handlung bestehen beide einige Ereignisse, die sie ohne die andere vermutlich nicht überlebt hätten, auch wenn es keiner leicht fiel, sich das einzugestehen. Ich liebte ihre Dialoge, die sich auf Augenhöhe begegneten und eine unterschwellige Anspannung, genauso wie Humor, mit sich brachten. Dass sich beide anziehend finden, ist nämlich unverkennbar. Ok, an mancher Stelle dachte ich, dass es vielleicht doch nicht in die romantische Richtung geht. Das Band war für mich einfach zart und es stand so viel gegen sie.

Kristen Ciccarelli vergrößerte ihre Welt mit jedem Buch. Interessanterweise gab es nur in Band 2 eine Karte. Sehr bedauerlich, denn ich habe die Karte in jedem Buch benötigt. Nach dem orientalischen Festland und Reichen zuvor, führte die Autorin mich, Safira und Eris nun an die Küste, übers Meer und auf die Sterneninseln, die Sagen und Märchen verschiedenster Gottheiten innehielt. Es hatte schottisches oder nordisches Flair. Das raue Meer, die Fischerei, Klöster, alte zerfallene Gebäude, Piraten, die mit ihren riesigen Schiffen ihr Unwesen trieben… Zumindest schien das im Laufe der Geschichte ganz automatisch mein Bild davon zu werden. Daran war unter anderem ein weiterer Handlungsstrang schuld: Die Geschichte in der Geschichte. Dieses Mal ging ich dem Mythos um ein Fischermädchen nach, die einem unheilvollem, mächtigen jungen Mann begegnete. Ich spoilere nicht, wenn ich die Vorkenntnisse aus den vorherigen Büchern und den Untertitel einfließen lasse, wird klar, welche Geschichte erzählt wird. Endlich! Ich habe mich schon so oft gefragt, was es mit der Göttin, die verstorbene Seelen in den Himmel webt, auf sich hat. Die Dramatik dahinter passte sehr dazu. So verwoben sich Realität und Märchen zu einem Höhepunkt, der vorhersehbar war. Mich hats trotzdem mitgenommen. So ist das, wenn ein Mensch zu sich selbst und seiner Herkunft findet und Antworten auf so alte Fragen findet. Mehr verrate ich aber nicht.

Was mir zu kurz gekommen ist, sind die Drachen oder der Drache namens Kummer. Denn er und Safira werden zu Beginn thematisiert und leider verliert sich dieser Faden viel zu schnell wieder. Erst zum Ende hin, weil es einfach notwendig ist(!), kommt Kummer wieder ins Spiel. Natürlich gefiel mir die Auflösung und die Handlungen waren auch so schon gut gefüllt. Trotzdem hatte das etwas von „huch, fast vergessen“. Ansonsten ein spannender, emotionaler, kämpferischer Abschluss, der unter anderen die Aussage trifft, dass du nicht der Norm entsprechen musst, sondern ganz du sein kannst. Dank zwei kantigen, nicht perfekten, gegensätzlich und herzerwärmenden Frauen werde ich dieses Buch nicht so schnell vergessen.

Liebe Grüße Tina (& Leo)