Guten Abend liebste bookish People,
nach der Buchmesse ist vor dem Umzug. Nach dem Umzug ist vor dem Herrichten der alten Wohnung. Das beschreibt meine letzten Wochen im Privaten und das bleibt noch bis Ende Mai so, denke ich. Mal abgesehen vom Job, dem ich noch nachgehe. Das ist bis jetzt also kein guter Lese-, Blog- und Stöbermonat. Ich hänge hinterher. Denke oft dran, doch die Prio und die Motivation liegen bei anderen Dingen. Ich hoffe, dass ich im Juni wieder einen normalen, routinierten Alltag habe. Bis dato mache ich das Beste draus. Beispielsweise 2 Buchvorstellungen in 1 Beitrag packen (beste Überleitung).
Maja Lundes „Sonnenwächterin“ und Neil Gaimans „Der Ozean am Ende der Straße“ haben Gemeinsamkeiten. Beide vor mir liegenden Ausgaben sind außergewöhnlich schön und eigen illustriert. Beide Geschichten stellen ein Kind als Protagonisten in einer unerwarteten Handlung dar. Wobei ich bei beiden tatsächlich mehr erwartet habe.
„Der Ozean am Ende der Straße“ von Neil Gaiman, illustriert von Elise Hurst
Nachdem nun etliche Wochen seit dem Lesen ins Land gegangen sind und ohne auf meine Notizen zu schauen, muss ich sagen, dass mir die Geschichte noch ziemlich im Gedächtnis geblieben ist. Allerdings frage ich mich immer noch, was mir der Autor mit ihr sagen wollte, denn daraus bin ich nicht schlau geworden.
Ich habe mir für einen Buddyread mit Diana von „Lesewelle“ extra die illustrierte Schmuckausgabe zugelegt und hatte echt hohe Erwartungen an das Buch. „Der Ozean am Ende der Straße“ hat viele Fans, ich hörte durchweg nur wie grandios, poetisch und fantasievoll die Geschichte sei. Poetisch ja, fantasievoll, definitiv, aber grandios, ich weiß nicht.
Auf den über 300 Seiten befinden sich sehr viele Kunstwerke, die an dunkle Portraitzeichnungen mit schwarzer Tusche oder Bleistift erinnern. Schattig, verwischt oder filigran und emotional, um den Ausdruck einer Person oder Situation zu verfeinern. Mir gefiel ganz besonders ein Bild des Protagonisten, der ein Buch in der Hand hält und verloren bzw. abwesend vor sich hin schaut.
Denn der Junge, dessen Ich-Perspektive ich verfolgen dürfte, liebt Geschichten und Abenteuer in Büchern. Und daran erinnert er sich als Erwachsener zu Beginn der Geschichte zurück. Nachvollziehbar, denn die Erinnerungen an seine Kindheit kehren vermehrt zurück, als er sein ehemaliges zuhause besucht. Es ist keine direkte Erzählweise, sondern die Sichtweise eines Jungen, der in seinem Alter mehr mitbekommt, als er sollte.
Ich finde, die Handlung lässt schon einige Interpretationsmöglichkeiten zu, die später nicht aufgelöst werden. Das hat mich wirklich ratlos zurückgelassen. Der Junge lässt in jegliche Geschehnisse des Lebens, gerade den schlechten Geschehnissen, Magie, fantastische Abenteuer und skurrile Wendungen einfließen. Immer mit dabei ist Lettie Hempstock. Mit ihr und ihrer Familie verbindet er die wunderlichsten Dinge, aber auch Sicherheit, Heimeligkeit und Freundschaft, die er in seiner Familie vermisst. Mit den Hempstocks lösen sich die Probleme. Realität und eine Art Zwischenwelt vermischen sich, sodass ich mich ganz oft gefragt habe, wohin das Ganze führt, was wahr oder Fiktion sein könnte. Oder ist die Fiktion Wahrheit? Wer „Pans Labyrinth“ kennt: So ähnlich fühlte es sich mit dem Ozean an. Nur dass sich bei „Pans Labyrinth“ später jede Situation erklärt. Beim Ozean war das nicht der Fall. Irgendwie gefällt mir die offene Art ebenso wenig, wie die Tatsache, dass ich nie erfahre, wie der Junge heißt.
„Die Sonnenwächterin – Eine Frühlingsgeschichte“ von Maja Lunde, illustriert von Lisa Aisato
Ich war wirklich überrascht, dass nach der ganz, ganz wunderschönen weihnachtlichen „Schneeschwester“ noch ein weiteres illustriertes Kinderbuch von Maja Lunde und Lisa Aisato erschienen ist. Inzwischen wurde mir von mehreren Blogger*innen zugeflüstert, dass zu Sommer und Herbst noch Bücher erscheinen werden. Quasi ein Jahreszeitenquartett für Kinder, nach dem Klimaquartett für Erwachsene. Ich bin gespannt.
Ich liebte „Die Schneeschwester“ sehr. Sie brachte mich zum Weinen, zum Schmunzeln und diese Illustrationen haben einen Wiedererkennungswert. Ein Mix aus klassischem Aquarell, Portraitzeichnungen, Landschaften und doch steckt so viel Liebe in den Details. Seien es prägnante Augen, die Umgebung oder die Haltung einer Person innerhalb der Zeichnung. Die Bilder sagen etwas aus, immer emotional passend coloriert und kindgerecht.
Ich begleitete zwischen den Seiten das Leben des Mädchens Lilja, dass bei seinem Großvater lebt und keine Umarmungen kennt. Das liegt nicht daran, dass der Großvater ein böser Mensch ist, aber irgendetwas lässt die Emotionen nicht zu, die eigentlich raus wollen. Ich fand das herzzerreißend.
Maja Lunde beschreibt in Liljas Geschichte nicht nur ihr Leben und was in ihrer Vergangenheit zu den Umständen ihres Lebens geführt hat, sondern zielt mit der Frühlingsgeschichte auch auf klimatische Extreme und ihre Auswirkungen ab. Besonders Wetterlagen, die der Frühling mit sich bringen kann. Was wäre, wenn wir 24 Stunden am Tag grauen Himmel und nur Regen kennen würden? Was macht das mit der Natur? Was macht das mit den Menschen? Glaubt mir, so traurig und trist möchte das keiner. Ebenso wie das andere Extrem: Pure Trockenheit, 24 h Hitze und Dürre. Die Handlung zeigt natürlich auch, wie ein Gleichgewicht aussehen könnte.
Mir gefiel außerdem die Idee zur titelgebenden Person, weil sie die Ausstrahlung der klassischen Schneekönigin aus dem Märchen besaß. Sehr geheimnisvoll und ursächlich. Für mich war das Gesamtkonzept mit Lilja als tapferer Heldin, die auch Kind sein darf, der Sonnenwächterin, den Themen Klima, Familie, Freundschaft und Liebe. Ein Buch für jung und alt, in dem es viel zu entdecken gibt, deswegen halte ich mich vage bei der Beschreibung der Story. Nichtsdestotrotz empfand ich die Enthüllung um die Sonnenwächterin vorhersehbar und so eindrucksvoll die Gestaltung auch ist, emotional hat mich die Schneeschwester mehr überzeugt.
Welche illustrierten Bücher haben euch bereits begleitet?
Liebe Grüße Tina (& Leo)
Hallo liebe Tina,
ich habe Neil Gaimans Der Ozean am Ende der Straße vor Ewigkeiten gelesen. Leider habe ich nur noch blasse Erinnerungen an das Buch. Ich weiß aber noch, dass ich den besonderen Schreibstil des Autors sehr gemocht habe. Du hast dir so eine schöne Ausgabe zugelegt. Schade, dass es nicht restlos überzeugt hat.
Das hat dafür aber ja scheinbar Die Sonnenwächterin. Das Buch habe ich selbst nicht gelesen. Du hast mich aber sehr neugierig gemacht mit deinen Schilderungen. Ich bin auch sehr froh, dass wir in Deutschland so ziemlich alle Wetterlagen im Jahr mitbekommen. Ich bin ja nicht so der Freund vom heißen Sommer. Aber nur dunkle, regnerische und kalte Tage … das schlägt irgendwann auch aufs Gemüt.
Was Lilja und ihren Großvater betrifft: Ich denke auch, dass keinerlei Berührungen und die Unterdrückung von Emotionen nicht gut für die Entwicklung eines Kindes schwierig sein können. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Geschichte sehr bewegend auf dich gewirkt hat.
Ich wünsche dir ein ganz wundervolles Pfingstwochenende.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Hallöchen Tanja,
ich glaube, einige Stränge der Handlung vom Ozean gehen auch gedanklich schneller verloren als andere. Der Schreibstil bleibt definitiv.
Maja Lunde hat ein wirklich gutes Händchen menschliche Beziehung und Umwelteinflüsse miteinander zu kombinieren. Ich freue mich schon auf die 2 weiteren Bücher in dem Kinderbuchquartett. Empfehlen kann ich Schneeschwester und Sonnenwächterin auf jeden Fall. Es freut mich, dass ich dich neugierig machen konnte.
Liebe Grüße & eine angenehme Woche
Tina
Liebe Tina,
danke für die Vorstellung „Die Sonnenwächterin“. Ich habe „Die Schneeschwestern“ geliebt, obwohl ich sie auch sehr traurig fand. Bin jetzt schon seit einiger Zeit um die „Sonnenwächterin“ herumgeschlichen und war mir nicht sicher, ob es was für mich ist. Die Idee, dass zu allen Jahreszeiten ein Buch erscheint, finde ich aber sehr schön. Ich denke da werde ich jetzt doch nochmal in meiner Buchhandlung nachschauen.
Liebe Grüße
Isabel
Hallo Isabel,
danke dir. Die Schneeschwester bleibt auch mein Favorit. Ich bin gespannt, wie die anderen Bücher werden, denn die Sonnenwächterin ist schon dicht an der Schneeschwester dran.
Liebe Grüße
Tina
Schönen guten Morgen Tina!
Zwei sehr außergewöhnliche Bücher, die du hier vorstellst 🙂
Das von Neil Gaiman hab ich vor vielen Jahren gelesen und in meiner Erinnerung war das auch irgendwie sehr kurios. Ich hatte damals vieles nicht verstanden und bin immer wieder am überlegen, es nochmal zu lesen, um heute vielleicht ein besseres Gespür dafür zu entwickeln, was er mit dieser Geschichte sagen wollte. Auch diese wunderschöne neue Ausgabe reizt mich schon sehr!
Die Frühlingsgeschichte hat mich jetzt nicht so überrascht, die hab ich eigentlich erwartet nach der Wintergeschichte 😀 Es sind wieder so wunderschöne Bilder darin <3 Die sind wirklich außergewöhnlich und die Geschichte mochte ich auch sehr. Aber die Schneeschwester fand ich auch einen Tick besser.
Liebste Grüße, Aleshanee
Hallöchen Aleshanee,
danke dir. Als ich die beiden Bücher nebeneinander liegen sah, dachte ich mir, dass beide gut in einen Beitrag passen.
Beim Ozean bin ich immer noch am Grübeln, ob Gaiman wirklich etwas Bestimmtes aussagen wollte oder viele verschiedene Dinge nur kurz anschneidet. Ich weiß es nicht. Solltest du das Buch noch einmal lesen und dir geht ein Licht auf, sag es mir bitte.
Ich freu mich schon auf das nächste Buch von Maja Lunde in dieser Form. Die Illustrationen sind so wunderschön und ja, die Schneeschwester bleibt doch auf Platz 1.
Liebe Grüße
Tina
Ich denke schon dass Gaiman etwas damit aussagen wollte 🙂 Eine Geschichte sagt ja eigentlich immer irgendetwas, zumindest sollte sie das (meiner Meinung nach) und ich finde eigentlich immer eine Botschaft, auch wenn sie manchmal versteckt ist. Bei Gaiman bin ich mir sicher, aber das Buch war schon sehr skurril ^^ Mal sehen ob und wann ich Lust habe, nochmal in die Geschichte einzutauchen.