Guten Abend bookish People,
die 2. Februarwoche 2021 ist angebrochen, das Schneechaos hier ausgebrochen und ich hab so einige Dinge noch nicht ausgesprochen. Hab ich das nicht schön gesagt? Spaß beiseite. Aktuell befasst sich meine kreative Gehirnhälfte eher damit, wie ich Leo was als Nächstes beibringe anstatt Blogbeiträge vorzubereiten. Daran hat sich nichts geändert. Und meine Motivation vorm Rechner zu sitzen und zu schreiben ist auch nicht so groß. Dafür umso mehr fürs Lesen, doch dazu komme ich fast nur noch abends, totmüde, kurz vorm Einschlafen… Spaß machts trotzdem bzw. entspannt es mich noch mehr.
Das Bild zum heutigen Blogbeitrag zeigt auch einen Leo-Trainigserfolg: Er beherrscht das „Sitz“ (ich sage allerdings „sit“). Dass er dabei so schaut, dafür kann weder das Buch, noch ich, etwas. Leo, der Skeptiker, eine seiner interessantesten Seiten, kommt dahingehend zum Vorschein. So, nun aber zu „Anne of Green Gables“.
Das Buch habe ich im Zuge der #readingclassics – Lesegruppe gelesen. Normalerweise erscheint zu diesen Bücher immer eine 2 in 1 – Rezi von Celina und mir. Allerdings war Celina ziemlich eingespannt und konnte nicht mitlesen, also müsst ihr heute allein mit mir vorlieb nehmen. Doch, weil ich zumindest einen anderen Art von Blogbeitrag beibehalten will, wirds heute keine Standard-Rezension.
Diese Dinge haben mich an diesem Buch angezogen
Anne
Ich weiß nicht, ob jemand die alte mangaähnliche Trickfilmserie der Buchadaption kennt. Ich finde, sie hat die Protagonistin Anne sehr gut getroffen und ich musste ständig beim Lesen daran denken. Ich mochte Anne in der Serie nicht, freute mich eher auf die Erlebnisse. Das war zu Beginn der Geschichte ganz ähnlich. Anne, das Waisenkind wird von dem Geschwisterpaar Cuthbert adoptiert. Mehr wider Willen, weil sie eigentlich einen Jungen wollten. Mir war es zum Teil schleierhaft, wie schnell Anne sich in die Herzen der Menschen stehlen konnte, weil sie doch einen Paradiesvogel darstellte. Nicht nur zu damaligen Zeiten, dem 19. Jahrhundert. Ich denke, sie würde auch jetzt mit ihrer äußerst kitschigen, fantasievollen, quasselstrippigen, sturen und vorlauten Art auffallen. Ich war echt hin- und hergerissen, weil sie schon faszinierend war, die kleine 11-jährige Anne. Denn sie hatte oft so recht, war stets ehrlich und meinte es nie wirklich böse. Sie stellte einfach Dinge infrage, versuchte für sich herauszufinden, wie man ein guter Mensch wird. Deswegen bin ich im Verlauf mit ihr warm geworden. Sicherlich auch, weil ich sie einige Jahre in ihrer Entwicklung begleiten dürfte.
Der Stil
Der Schreibstil der Autorin bzw. die dazugehörige deutsche Übersetzung (in meiner vorliegenden Ausgabe durch Jan Strümpel) bringt den Enthusiasmus mit, den Kinderbücher für mich haben sollten. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass das Buch 1908 erstmals erschienen ist! Ich denke, mit der richtigen Betonung ist es sogar zum Vorlesen geeignet, jedoch thematisch eher für Kinder, die schon selbst 200-300 Seiten lesen können. Die Erzählperspektive lässt jedenfalls keine Wünsche offen. So verrät diese mir nicht nur Annes tiefste Gedanken, sondern ebenso die ihrer GesprächspartnerInnen. Es hat Spaß gemacht, dem ein oder anderen inneren Disput zu folgen – den Humor an der richtigen Stelle gesetzt. Ich verstehe, warum Anne gern mit Pippi Langstrumpf verglichen wird.
Das Setting und die Historie
Die kanadische Prinz-Edward-Insel sagte mir bisher nichts und dann kam „Anne of Green Gables“. Eine von der Kolonialmacht britisch geprägte Gegend, die an eine höfliche und doch frische Idylle erinnert. „Frisch“ vor allem durch Annes Sichtweise und außergewöhnliche Namensgebungen für Seen, Allen, Wäldchen oder ähnliches. Ich liebe die Jahreszeiten auf dieser Insel allein durch die liebevollen Worte, die sie beschreiben. Ich hatte das Gefühl am Dorfleben dieser Zeit teilzunehmen und aufregende Abenteuer auf dem kleinen Fleckchen Erde zu erleben. Ein Spiel aus Alltag im 19. Jahrhundert und Annes romantischer oder skurrilen Fantasie. So richtig langweilig kann das nicht werden. Es gab einige Stellen, die den Glauben an Gott stark in den Mittelpunkt zogen. Für damalige Verhältnisse ist das ziemlich normal, denn es gehörte zur Selbstfindung dazu. Ich bin kein gläubiger Mensch, von daher ist die Thematik für mich schwer ernst zu nehmen. Die moderne Einstellung der Protagonistin erleichterte es mir trotzdem zum Teil, weil sie vieles für sich so abwandelte, dass es zwar akzeptabel für die Gesellschaft, aber genauso für sie war.
Die Nebendarsteller
Ich bin riesiger Fan von Nebenfiguren, wenn sie gut ausgearbeitet sind. Lucy Maud Montgomery hielt sich anscheinend vor Augen, dass Kinder sich basierend auf Äußerlichkeiten und Eigenschaften viel vorstellen und sich vor allem eine Meinung bilden können. Ich meine nicht nur die jungen LeserInnen, vielmehr Anne. Damit es nicht zu fantasievoll wird, gibt die Erzählperspektive im allwissenden Kontext noch ein bisschen ihren Senf dazu und voila, ich könnte die Nebencharaktere wie Mrs. Lynde, Diana, Mrs. Barry, die alte Mrs. Barry, Marilla, Matthew – einfach alle – könnte ich zeichnen, wenn ich Talent dazu hätte. Die Einzigen, bei denen ich nicht hinterher gekommen bin, sind Annes Klassenkameradinnen. Das schien mir mehr ein bunter Hühnerhaufen an Mädels zu sein. Die Namen konnte ich mir einfach nicht merken, geschweige denn die Mädels auseinander halten.
Das Ende
Bittersüß, mehr werde ich nicht verraten. Ok, vielleicht doch! Unvorhersehbar, emotional und doch realistisch.
4 von 5 Pfoten
Ich hoffe, euch hat dieser Beitrag gefallen, liebe Grüße Tina (& Leo)
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