Hello bookish People,
wir sind es mal wieder gemeinsam, die sich melden. Celina stimmt mir nur zu, dass wir beide in letzter Zeit wenig zusammen gesessen haben. Die Pandemie ist ein Grund, Privatzeug der Andere. Deswegen hinken wir ein wenig hinterher, was unsere Kurzmeinungen zu „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ angeht. Heute soll das endlich nachgeholt werden. Wie so oft haben wir das Buch innerhalb der #readingclassics-Lesegruppe gelesen und ausgewertet. Es ist uns immer wieder eine Freude dabei sein zu dürfen.
Lustigerweise kann man sich bei diesem Buch streiten, ob typischer Klassiker oder nicht. Denn Fanfact (!): Das Buch erschien 1999, das Bild hingegen stammt aus dem 17. Jahrhundert. Die Autorin war so fasziniert von Vermeers Gemälde, dass sie sich eine Geschichte rund um das porträtierte Mädchen ausdachte. Wer nicht nur das Buch genießen mag, kann sich übrigens auch die Hollywood-Verfilmung mit Scarlett Johansson zu Gemüte ziehen.
Die „Alltagsgeschichte“ einer Magd, die mich in ihren Bann zog
(sagt Tina)
Ehrlich gesagt, ich war ziemlich erleichtert, dass die Story in den späten 90ern erschienen ist. Schon allein, weil der Stil aus der Ich-Perspektive der 16-jährigen Dienstmagd Griet gegenwärtiger geschrieben ist als es vermuten lässt. Und trotzdem schaffte Tracey Chevalier den Spagat zum historischen Feeling. Griets Charakter faszinierte mich sehr. Eine junge, wissbegierige, kreative Frau, die den Nagel auf den Kopf trifft, ihrer Zeit sehr voraus ist, aber niemals vorwärts kommen kann. Sie ist keine Rebellin, sondern verantwortungsbewusst, loyal und weiß genau zu welcher Gesellschaftsschicht sie gehört und was man von ihr erwartet. Sie tat mir wirklich leid. Ihre Vorstellungskraft zeigte sich in ihren Beschreibungen von Gegenständen, Vergleichen und ihren Schlussfolgerungen. Die Anstellung bei dem Maler Vermeer bringt zusätzliche Facetten hinein: Das Leben im niederländischen Delft des 17. Jahrhunderts, seine Familie, die Rolle der Frau in unterschiedlichen Konstellationen, Kunst und Glauben aus mehreren Blickwinkeln betrachtet. Gerade die Berührung mit der Komponente Kunst stieß auf mein Interesse. Ich finde, Kunst lässt oft viel Interpretationsspielraum. Doch Vermeers Erfahrung und Griets natürliches Talent ergaben eine verständliche Symbiose. Und glaubt mir, mit Kunst habe ich nicht viel am Hut – trotzdem macht mir der Hintergrund hier Lust auf mehr, denn es ging um den Menschen, nicht um das Objekt. So viel wie drin steckt, so ruhig verlief die Handlung. Es war nie too much und trotzdem habe ich gehofft, dass Griet sich gegen die Zukunft wehrt, die ihr bevorstand. Ich denke, es entstand im Verlauf kaum ein wirkliches Drama, weil die Vernunft fast immer gegen die Emotion gewonnen hat, obwohl es innerlich brodelte. Das merkte ich sogar bei den Nebendarstellern, deren feine Ausarbeitung markante Züge betonte. Ich wusste immer von wem die Rede war, Griet hätte mir den Namen gar nicht verraten müssen. Abschließend sei gesagt: Das Buch ist es echt wert, gelesen zu werden (so viele Seiten hat es auch nicht).
Wie definiert man eine Liebesbeziehung?
(sagt Celina)
Zusammen mit Reading Classics habe ich „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ gelesen und war begeistert von dem Buch, denn ich fand es war ein richtiges Wohlfühlbuch. Die Protagonistin Griet wird zur Dienstmagd des bekannten Malers Vermeer und seiner Familie. Ihre Aufgaben sind Kochen, Einkaufen und Putzen, vor allem das Atelier muss sie putzen und aufpassen, dass sie dort nichts verstellt. Mir hat die Beschreibung der Umgebung und vor allem der Gemälde sehr gut gefallen und ich hatte die Bilder in meinem Kopf. Außerdem hat mir gefallen, dass es durchgehend spannend und interessant war. Ich habe das Buch sehr schnell gelesen, denn ich konnte der Handlung sehr gut folgen. Auffällig in dem Buch war, dass es keine richtigen Kapitel gab, sondern die Geschichte in Jahre aufgeteilt war, das heißt am Anfang stand ein Jahr da und dann lief die Handlung und man wusste okay, das spielt jetzt gerade in diesem Jahr ab. Mich hat die Beziehung zwischen Griet und ihrem Herren Vermeer etwas irritiert, weil es nie genau angesprochen wurde was genau da zwischen den beiden ist und somit konnte der Leser in die Beziehung interpretieren was er wollte. Weiterhin hat mich etwas irritiert, dass die Familie von Griet schlecht von den Gemälden von Vermeer gesprochen haben, weshalb sich mir die Frage gestellt hat, wie war damals der Beruf Künstler bzw. wie waren die Gemälde damals angesehen? Ist das abhängig von der „Schicht“, in der man lebt? Zusätzlich wurde mir Vermeer im Laufe der Handlung unsympathischer, weil ich das Gefühl beim Lesen hatte, dass er mit Griet spielt bzw. sie und ihren Stand ausnutzt. Im Großen und Ganzen hat mir das Buch richtig gefallen und es war mal eine schöne Abwechslung zu den ganzen Fantasy oder New-Adult Büchern und vor allem mal eine ganz andere Art von Klassiker als ich bisher kannte.
5 von 5 Pfoten
Gemälde, die zu einer Geschichte führen, mögt ihr so etwas?
Liebe Grüße Tina (& Leo) & Celina
Hi ihr Zwei,
mich konnte das Buch, und das wisst ihr ja, auch total begeistern. Ich habe es ebenso wie ihr gerade zu verschlungen und mochte vor allem den fast schon sensiblen Schreibstil bei dem die Geschichte scheinbar langsam voran geht, aber dennoch irgendwie ganz viel passiert.
Ich habe übrigens auch lange gegrübelt, ob dies wirklich ein Klassiker ist, aber was genau macht denn einen Klassiker aus? Harry Potter gilt mittlerweile auch als Klassiker der Literatur und dieses Buch ist auch nicht viel älter. Ich glaube in dem Moment, in dem ein Buch über Generationen hinweg Gesprächsstoff für Diskussionen liefert und begeisterte Leser gewinnt, kann es ruhig als Klassiker gelten :)!
Viele Grüße
Sandra
Hi Sandra,
das Buch war echt eine Überraschung und war die lesezeit wert.
Definiere Klassiker. Viele verbinden Klassiker einfach mit sehr alt, sowas wie Jane Austen oder Ähnliches.
Ich gehe auf jeden Fall mit dir mit, dass ein Buch, das über viele Jahre gelesen und gemocht wird, ein Klassiker sein darf.
Liebe Grüße
Tina