„Sommerhaus zum Glück“ von Anne Sanders – Eine Frauenfreundschaft, die den Drei Musketieren Konkurrenz macht

Hey meine Lieben,

ich darf ein wenig freie Zeit genießen und habe mir fest vorgenommen etwas für den Blog zu machen. Also fange ich gleich mal mit einer Rezension an. Aufgrund der heißen Temperaturen habe ich mir einen sommerlichen Roman aus dem Shelf genommen. Wie ich ihn fand? Lest selbst:

In Cornwall trinkt man Tee, wenn einem der Kaffee nicht schmeckt oder man trifft den richtigen Barista

Allgemein:

Nach „Mein Herz ist eine Insel“ und „Sommer in St. Ives“ erschien 2018 der dritte Roman von Anne Sanders bei Blanvalet. Erneut treibt es den Leser ins englische Cornwall, genauer gesagt treibt es die deutsche Großstädterin Elodie nach St. Ives. In einer kaum überlegten Aktion kauft sie sich ein altes Cottage und will nun ein neues Leben in dem elftausend Seelen–Ort beginnen. Dass die Uhren dort anders, aber sehr freundlich ticken, wird Elodie schnell Klar. So schließt sie Freundschaft mit der alteingesessenen Dame Brandy und der Café-Inhaberin Helen. Zusammen erleben sie einen Sommer voller Veränderungen und Gefühle.

Mein Bild:

An sich bin ich nicht der Sonne-Strand-Meer-Typ und muss leider sagen, dass das Cover mit den typischen Farben und Objekten eines Sommerurlaubs mir, in der Masse an Romanen im Handel, nicht aufgefallen wäre. Schade, denn die Geschichte dahinter sagt so viel mehr aus! Gut, dass mir das Buch in die Hände gefallen ist.

Rosamunde Pilcher hat es vor gemacht, dass Cornwall als Setting für bildgewaltige Liebesromane sehr gut her halten kann. Anne Sanders wiederum begeisterte sich auf Reisen für diese Küstenregion und packte es in die 446 Seiten von „Sommerhaus zum Glück“. Die Geschichte ist von Beginn super eingeteilt: Die großzügigen Leseabschnitte, die durch den ganzen Sommer führen, sind nach Monaten unterteilt inklusive eines kleinen Blickes in die Zukunft, der dem Ende das Pünktchen auf dem „i“ verleiht. Innerhalb der zeitlichen Abschnitte werden die Kapitel durch die Erzählstränge der beiden Protagonistinnen Elodie und Helen abgebildet. So führen mich die Beiden abwechselnd aus ihrer Ich-Perspektive durch gegenwärtige und vergangene Geschehnisse in ihrem Leben.

Angefangen mit der deutsch-französischen Powerfrau Elodie. Anfang 30 und frisch getrennt, hat sie Hals über Kopf ihre Heimatstadt Frankfurt zurück gelassen und sich eine ehemalige Pension in dem St. Ives gekauft. Ich mochte ihre Schlagfertigkeit und Temperament ebenso wie die akribische Listenschreiberei oder den Wechsel zwischen Hoffnung und Verzweiflung bei jedem Atemzug. Denn ihr Organisationstalent hilft bei den vielen Überraschungen des renovierungsbedürftigen Cottages nicht. Ich hatte Dank Elodie allerhand zu lachen. Wer kommt denn schließlich auf Begriffe wie „Testosteron-Toni“ oder speichert den Ex als „Gustav Arschloch“ im Handy ab? Dazu fangirlte sie noch „Fifty Shades of Grey“ oder die „Gilmore Girls“. Ich liebte es, Elodie so nah zu sein, aber dennoch darüber grübeln zu müssen, welcher Mann es wie geschafft hatte, dass sie ihr abwechslungsreiches Großstadtleben aufgab um in einen Ort voller Beständigkeit, Tradition und Gewohnheit zog.

Anne Sanders hat aber nicht nur mit ihr eine gelungene Protagonistin geschaffen, auch Helen nahm mich mit in ihr Leben und sie beeindruckte mich tatsächlich noch mehr. Verheiratet mit ihrer Jugendliebe, Mutter zweier Kinder und Inhaberin eines gut laufenden Cafés in dem kleinen Küstenort, ist ihr Leben eine Dauerschleife und zum größten Teil Fassade. Doch sie hält sich trotz ihrer Selbstzweifel und Probleme wahnsinnig tapfer.

So verschieden die beiden Frauen sein mögen, haben sie einen gemeinsamen Mittelpunkt, der sie auch zusammenführte: Brandy, die alte Dame mit ihrem grünen Schmuddelparka, die alles weiß und selbst kaum etwas von sich preis gibt. Es entwickelt sich trotz aller Widrigkeiten eine besondere Freundschaft zwischen den Frauen, die mich zwangsläufig an die Drei Musketiere denken ließ. Wirklich ganz großes Kino!

Natürlich wäre so ein Schmöker nichts ohne eine Liebesgeschichte. In einem von Auseinandersetzungen durchzogenen Katz-und-Maus-Spiel zwischen Mann und Frau flogen die Seiten nur so dahin. Ich muss zugeben, es bleibt vorhersehbar und meine Spekulationen erfüllten sich zum größten Teil, aber damit habe ich gerechnet und es störte mich null, Hauptsache die Gefühle stimmten.

Irgendwas musste bei so vielen zwischenmenschlichen Interaktionen allerdings auf der Strecke bleiben und das ist tatsächlich der Küstenort mit seinen hilfsbereiten und liebenswerten Bewohnern. Denn der rückte mit Voranschreiten der Kapitel immer mehr in den Hintergrund. Mir ging der Flair und die Einmaligkeit von St. Ives leider verloren, so dass ich den Eindruck gewann, dass jeglicher Küstenort als Kulisse hätte dienen können. Nichtsdestotrotz war es mir eine Ehre Elodie, Helen und Brandy kennenzulernen.

Fazit:

Eine gefühlvoller Roman über Freundschaft, Veränderung und Liebe mit der Aussage, dass jeder eine zweite Chance verdient hat. Federleicht zu lesen, mit genau der richtigen Meeresbrise Humor und genau das richtige Buch für den Strandkorb.

4 von 5 Pfoten

Mögt ihr die Bücher von Anne Sanders? Teilt ihr meine Meinung bezüglich des „Sommerhaus zum Glück“? Welche Bücher lest ihr im Sommerurlaub am liebsten?

Viele Grüße Tina (& Diego)

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