/Werbung*/
Hallöchen miteinander,
neue Woche, neues Glück. Ich habe heute frei und darf danach meine 5 Tage – Arbeitswoche absolvieren. Mein Plan heute besteht unter anderem aus der ein oder anderen Blogarbeit, lesen, Leo bespaßen und Sport. Mal gucken, wie es läuft. Zunächst gibt’s eine Rezension zu einer besonderen Geschichte, aber das ist bei Büchern aus dem Magellanverlag ja normal. Moment! Das passt ja wie angegossen und bildet die perfekte Überleitung – also auf geht’s:
Ich hätte nie gedacht, dass ein junger Mensch mir seine Gedanken, seinen Ballast so authentisch näher bringen kann
Allgemein:
Wesley King ist kein unbekannter Autor im Magellanverlag. Von ihm ist bereits „Daniel is different“ erschienen und dieses Buch steht sogar im Zusammenhang mit „Sara auf der Suche nach Normal“. „Psycho-Sara“ nennen sie ihre MitschülerInnen, „Prinzessin“ ihr Vater, sie soll zur besseren Version ihrer selbst werden, sagt ihr Psychologe Dr. Ring. Doch Sara möchte einfach nur normal sein und das Spiel gegen Depressionen und Panikattacken gewinnen. Diszipliniert hält sie sich an ihre Liste voller normaler Dinge, die normale Menschen tun. Zum Beispiel Freunde haben. Und als Erin in Saras leben tritt, kann sie kaum glauben, sie eine Freundin nennen zu können. Doch was verheimlicht ihr Erin?
Mein Bild:
Zu allerallererst gibt’s ein Manko. Mit so etwas beginne ich nicht gern, doch dieses Kinder- bzw. Jugendbuch benötigt, meines Erachtens einen Hinweis über die sensiblen Inhalte – Triggerwarnung. Es werden Symptome psychischer Erkrankungen, psychische und körperliche Gewalt angesprochen. Das sollte vorab bekannt sein. Das macht die Geschichte auf keinen Fall schlecht! Im Gegenteil, ich finde sie empfehlenswert, jedoch mit Bedacht. Das Buch ist für Kinder ab 12 Jahren geeignet und vom Verständnis und der Sprache her, empfinde ich das als passend.
Ich hätte nie gedacht, dass hinter diesem fantasievollen Relief-Cover eine so starke Geschichte steckt. Als ich zu lesen begann, dachte ich dann allerdings, dass knapp 270 Seiten bestimmt nicht reichen, um Saras Geschichte ausreichend zu erzählen. Doch das haben sie in einem bewegenden Umfang.
Wesley King weiß wovon er schreibt, denn er hat in seiner Jugendzeit selbst mit psychologischen Erkrankungen zu kämpfen gehabt, wie er im Nachwort beschreibt. Ich denke, kaum jemand hätte Saras Perspektive genauer und authentischer fassen können. Die Protagonisten war ab Seite 1 meine Freundin. Ich mochte ihre Perspektive so sehr, denn sie sprach mit mir. Ich kam mir vor wie in einem Dialog am Kaffeetisch. Sie erklärte mir, dass sie eine Einleitung machen wollte, aber das sei knifflig, daher begann sie mit einer Kindheitserinnerung, die mir einen ersten Einblick in ihr Leben verschaffte. „Crass“ nehme ich selten als Ausdruck in meinen Rezensionen, aber anders kann ich mein Empfinden nicht ausdrücken. Saras Ich-Perspektive zeigt hautnah, was passiert, wenn ein Kind „schwierig“ wird und man konsequent versucht es in eine Rolle zu drängen, die es nicht erfüllen kann. Ich hätte ihre Mutter so gern angeschrien.
Ein Leben, das Jahre später von einer Sammlung Etiketten (so nennt Sara die Diagnosen), Therapiesitzungen, Einzelunterricht und Medikamenten beeinflusst wird. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist, jeden Tag von jetzt auf gleich Todesangst zu bekommen oder eine Panikattacke, nachts nicht schlafen zu können, sich so schwer zu fühlen, dass man einfach keine Kraft besitzt aufzustehen. Durch Sara habe ich es jedoch gesehen, gefühlt und realisiert, welchen Kampf sie täglich lebt. Und ob ihr es glaubt oder nicht, sie erzählt es mit einer leichten Routine und trockenen Art, dass es mich nicht runter zog. Sara hält durch, auf ihre Art. Indem sie eindeutig definiert, dass ihr Gehirn eine „sie“ ist, indem sie Harry Potter Band 1 immer wieder liest, sich Notizen und Listen macht, die im Buch übrigens abgebildet sind.
Das Ziel Normal zu sein wird innerhalb der Handlung konsequent infrage gestellt, von allen, außer Sara. Sie sieht in allen anderen Möglichkeiten keine Möglichkeit für sich, was eine Achterbahnfahrt bereits vorprogrammiert. Ich selbst gewöhnte mich dadurch irgendwann an ihre Situation, weil sich ihre Einstellung mittelfristig nicht änderte. Dadurch kam es zu einigen Längen in Saras Entwicklung. Doch, wer hat gesagt, dass es schnell gehen muss? Das wäre doch ziemlich unrealistisch. Ich gebe zu, dass ich trotzdem oft den Kopf geschüttelt habe, weil Saras Suche nach Normal keine Lösung für mich darstellte und sie die Konsequenzen oft selbst spürte.
Facettenreich wird es, als Sara beginnt mit mehr als 4 Menschen zu sprechen und der Autor damit von ihrer Geschichte anteilig auf die des Jungen James und des Mädchens Erins springt, die Sara bei ihren Therapeuten kennenlernt. Erin nahm von den beiden den höheren Anteil in Saras Leben ein und war mir von Anfang an sympathisch. Sie verkörpert Hoffnung, Freude und einfach das Teenie-Sein, was Saras doch recht steifer Natur fehlt. Es bewegte mich, zu lesen, wie sich beide anfreundeten und Erin Sara versuchte beizubringen, dass sie nicht verrückt, sondern etwas Besonderes sind. Ich verstehe so gut, wie es ist, jemanden zu finden, der einem ähnlich ist, der einem das Gefühl gibt mit seiner Situation nicht allein zu sein und der einem Mitgefühl zeigt, weil man es verdient, nicht weil es sein muss.
Sowohl Erin als auch James kämpfen ihren eigenen Kampf und setzen unterschiedlich auf Saras Unterstützung mit unterschiedlichen Ergebnissen für alle 3 Beteiligten. Die Thematik Hilfe zu geben und anzunehmen spielt eine große Rolle, auch wenn es manchmal bedeutet schwere Entscheidungen zu treffen. Die Umsetzung macht es hier wahnsinnig spannend und ich habe nicht vorhergesehen, welchen Weg Sara einschlagen wird. Im schlimmsten Fall wird es verdrängt, weil sie es einfach nicht schafft. Im besten Fall nimmt sie ihren Mut zusammen und zieht ihre Idee durch.
Einen weiteren Blickwinkel wirft die Handlung auf das Eltern-Kind-Verhältnis, Akzeptanz, Ignoranz und den weitreichenden Folgen, wenn sich ein Kind fragt, ob es von allen Elternteilen geliebt wird. Das ist hart. Genauer betrachtet, stellt sich die Frage für mich nicht, sondern eher wie die Eltern mit ihrem Kind umgehen und wie der äußere Schein trügen kann. Denn wie ich feststellen musste, habe ich Saras Eltern zu Beginn anders eingeschätzt als ich es zum Schluss tat. Für Sara, Erin und allen anderen Kindern, die so viel Ballast mit sich tragen, reicht es völlig, wenn sie die Liebe und den Zusammenhalt bekommen, die ein Kind, egal in welcher Situation, bekommen sollte.
Abschließend sei gesagt, dass mich Saras Geschichte berührt und aufgeweckt hat. Die Message, sich selbst nicht über andere zu definieren, sondern für sich selbst festzulegen, wer man sein möchte und was normal für einen selbst ist, kam definitiv an.
Fazit:
Eine Leseempfehlung für alle, die mit sensiblen Inhalten umgehen können und sich fragen, was denn dieses Normal ist. Dafür sollte man die ein oder andere Länge in der Charakterentwicklung nicht scheuen.
4 von 5 Pfoten
Welche Bücher haben euch nachhaltig beschäftigt?
Liebe Grüße Tina (& Leo)
*Das Buch wurde mir kostenfrei vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt davon unberührt.