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Guten Abend liebste Buchmenschen,
Donnerstagabend, mein vorletzter Arbeitstag vor meinem „Jahresurlaub“ ist vorbei und ich bin gespannt, wann mir morgen einleuchtet, dass ich Urlaub haben werde. Das fühlt sich tatsächlich surreal an und ich kann mir kaum vorstellen, dass ich mich erhole – 2 Wochen lang raus aus dem Alltag, rein in einen Indian Summer? Ich bin gespannt. Jedenfalls werde ich in den kommenden 2 Wochen eine Blog- und Social Media – Pause einlegen. Also nicht wundern, dass es noch ruhiger wird. Passend zu den letzten Sonnenstrahlen des Sommers erhielt ich letzten Monat eine wieder mal großartige Neuerscheinung aus dem Magellanverlag, die ich euch gern vorstellen möchte.
Eine queere Lovestory, die mit Klischees romantischer Komödien aufräumt und eine Familiensituation, die nur das Leben schreiben kann
Der Klappentext des wundervoll abendsommerlichen Hardcovers, dessen Farben mich ein bisschen an die Regenbogenfahne erinnert, klingt eher nach dem Beginn einer süßen Jugendliebe. Denn die 18-jährige Protagonistin Saoirse liebt Horrorfilme, aber ganz sicher nicht romantische Komödien. Schließlich vermitteln diese ein sehr unrealistisches Bild von Liebe (was Horrorfilme nicht tun) und im Endeffekt ist doch jede Beziehung zum Scheitern verurteilt. Sie weiß das, denn das Leben hat ihr das oft genug bewiesen. Doch dann trifft sie die quirlige Ruby, die jegliche verfilmte Schnulze aus dem FF kennt. Saoirse Interesse an Ruby ist schnell geweckt, doch es geht nur um den Spaß, nicht um die großen Gefühle. Ruby ist einverstanden und beide gehen über eine Diskussion den Deal ein typische RomCom-Dates nachzustellen, um so den letzten Sommer nach der High School gemeinsam genießen zu können – unverbindlich und mit Enddatum.
Doch, ich kenne die Jugendtitel aus dem Magellanverlag. Es steckt immer mehr dahinter als das bisschen Inhaltsangabe erzählt. Ich wurde dahingehend nicht enttäuscht. Nur Saoirse, die glücklicherweise, gleich zu Beginn erwähnt, dass ihr Name „Sier-scha“ ausgesprochen wird, machte mir das Leben echt schwer. Ihre Perspektive zeigt eine ganz raue Schale. Gegenüber ihrem Vater, ihren Mitschülern, sogar sich selbst gegenüber verhält sie sich abweisend, ja, richtig ruppig. Ok, zickig, stur und furchtbar wütend trifft es genauso. Es gab ziemlich viele Fragezeichen für mich. Warum verhält sie sich so? Warum lebt sie mit ihrem Vater allein? Was ist mit ihrer Mutter? Warum ist sie nicht mehr mit ihrer Freundin zusammen? Was hat ihre beste Freundin angestellt, um sie vollends zu ignorieren? Saoirse reagierte für mich sehr oft über. Für eine 18-Jährige kam sie mir anstrengend rüber und das blieb lange so bis sie in kleinen Schritten eine weichere Schale entwickelte. Sie legte dennoch keine komplette Wandlung hin. Das ist gut so und authentisch, nur beste Freundinnen werden wir wohl nie. Ich mag einfach mehr Charaktere, die nicht dauer-impulsiv reagieren.
Was ich ziemlich mochte war ihre Schlagfertigkeit. Saoirse ist nicht auf den Kopf gefallen. Gerade mit Ruby oder Ruby´s Cousin Oliver, mit dem sie öfter textete, machten die Dialoge Spaß. Beide Figuren schloss ich schnell in mein Herz. Ruby verkörperte das Gegenteil von Saoirse – Hoffnung, Freude und Liebe, obwohl sie auch ihre Geheimnisse hat, wie Saorise ebenso. Allerdings log Saoirse an vielen Stellen und mir gefiel, dass die Autorin schön darin rum stocherte, dass Lügen eine Beziehung nur verkomplizierten. Denn kein Schutzpanzer der Welt kann das rechtfertigen. Für Ablenkung von den persönlichen Themen sorgte der RomCom-Deal. Beide Mädels gingen sehr kreativ damit um, Szenen nachzustellen und damit unvergessliche Erinnerungen zu schaffen. By the way erschufen sie ein neues Genre. Denn wenn ich so drüber nachdenke, wie viele queere RomComs gibt es denn? Genau auf diesen Zahn fühlen die beiden konstruktiv und nachdrücklich.
Zu den Geheimnissen gehörte übrigens nicht die Sexualität. Es ist keine Coming Out – Geschichte, falls ihr euch das fragt. Saoirse erzählt am Rande von ihrem Coming Out, doch es steht absolut nicht im Mittelpunkt. Die Gefühle zu verschiedenen Personen in ihrem Leben schon. Und damit komme ich zu ihren Geheimnissen. Ich möchte nicht spoilern, daher versuche ich einen weiteren wichtigen Inhalt nur zu umschreiben, weil der Fakt mich so oft um die Frage gehen ließ „Wie würde ich damit umgehen?“ und ich hab bis jetzt keine Antwort. Saoirse Familiensituation beschreibt sich als kompliziert. Ihre selbst auferlegte Gefühlsabstinenz und Bindungsangst beruht auf Erfahrungen und Wahrscheinlichkeiten, die ihr widerfahren könnten wegen einer Erkrankung innerhalb der Familie. Puuh, ich will mich nicht aus dem Fenster hängen. Das solltet ihr selbst lesen. Im Gegensatz zu Saoirse konnte ich definitiv viel Empathie gegenüber ihrem Vater aufbauen, der versucht sein Bestes zu geben, zu lieben und Harmonie einzubringen. Trotz, dass ihn die Situation genauso trifft – er lebt weiter. Saoirse nicht.
Bis Ruby kam. Bis Saoirse sich öffnete, anderen und sich selbst gegenüber. Ein schwerer Gang. Spürbar für mich und die Aufarbeitung, so gebe ich zu, besaß einige Längen. Notwendig war es trotzdem. Die Autorin besitzt ein Gespür dafür Gefühle für eine jugendliche Leserschaft genau richtig auszudrücken, Szenen von himmelhochjauchzend in die Traurigkeit zu verfrachten, aus Verzweiflung im nächsten Moment Hoffnung zu gewinnen. Die Übersetzung durch Jessika Komina und Sandra Knuffinke möchte ich hier hervorheben. Wer „Gefühlsvölkerball“ und „Glibbertittchen“ einbauen kann ohne, dass es fremd erscheint, hat alles richtig gemacht. Die gehörige Prise Humor fehlt dabei nicht, ebenso wie Gastauftritte eines knuddeligen alten Herrn, der der Liebe immer wieder eine Chance geben würde, und einer Brautmodenverkäuferin, die ein Superheldencape gebrauchen könnte. Abschließend sei gesagt, es gibt kein klassisches Ende, keine Liebesmontage aus einer romantischen Komödie, sondern das Leben. Anders, aber gut..
4 von 5 Pfoten
Liebe Grüße Tina (& Leo)
P.S. Saoirse und Ruby können auch im Herbst kennen gelernt werden 😉
*Das Buch wurde mir kostenfrei als Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt davon unberührt.
Hallo liebe Tina,
ich hoffe, du genießt deinen Urlaub 🙂 Ich muss gestehen, dass mir das Buch auf den ersten Blick leider nichts sagt. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob die Geschichte wirklich etwas für mich wäre. Besonders im Hinblick auf das Ende, ich liebe einfach ein gutes Happy End und ich weiß nicht, ob ich damit zufrieden wäre, wie das Buch endet. Also ohne jetzt zu wissen, wie es endet 😀
Liebe Grüße
Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)
Hallöchen Lisa,
ja, ich habe es genossen und werde die Woche irgendwie wieder in den Alltag finden, hoffe ich. *lach
Dass das Buch wahrscheinlich nichts für dich ist – gut, dass unsere Welt so vielfältig ist. Naja, kein happy End in dem Sinne, sie gingen zusammen dem Untergang entgegen, aber für die Protagonistin ist es ein gutes Ende, denk ich.
Liebe Grüße
Tina