Liebste Buchmenschen,
Weihnachtszeit, schönste Zeit! Daher darf die passende Lektüre nicht fehlen. Mir ist bewusst, dass viele LeserInnen bereits ihre Lektüre für die kommenden Wochen gewählt haben, aber vielleicht kann ich euch diese und nächste Woche noch ein paar Nachbrenner näher bringen. Heute gehts los mit einer Kinderbuchvariante. Tatsächlich habe ich diese Geschichte bereits letztes Jahr gelesen. Die Rezension dazu wollte ich euch aber nicht mehr im Januar zeigen. Das passt einfach besser im Hier und Jetzt.
Für mehr Offenheit in Wichtelgrund und um das Unmögliche möglich zu machen
Allgemein:
Der Autor Matt Haig widmet sich in seinen Büchern stark gesellschaftlichen bzw. moralischen Themen – und das nicht nur um Erwachsene anzusprechen. 2016 erschien mit „Ein Junge namens Weihnacht“ Matt Haigs erstes Weihnachtskinderbuch beim dtv – Verlag in Deutschland. Jahre später bescheinigt, der inzwischen 3. unabhängige Band „Ich und der Weihnachtsmann“ den Erfolg der liebevoll, von Chris Mould, illustrierten Reihe. Innerhalb der Geschichte begleitet der Leser / die Leserin die elfjährige Amelia durch ihr neues Leben in Wichtelgrund, der Heimat des Weihnachtsmannes. Zuckersüßer könnte es nach ihrer Rettung durch den Weihnachtsmann eigentlich nicht zugehen: Sie hat ein Zuhause, ihr Kater Ruß ein warmes Körbchen, es gibt jeden Tag gute Stimmung und das Unmögliche gibt es hier nicht. Jedoch fällt ein Mensch unter den vielen Wichteln sehr auf. Amelia ist anders und wird dadurch zum Außenseiter. Natürlich ist das längst nicht alles, denn hinter ihren Rücken werden Pläne geschmiedet, die Weihnachten vernichten könnten.
Mein Bild:
Eins weiß ich ganz genau, der dtv – Verlag hat mit diesen Büchern sehr viel richtig gemacht. Denn es steckt so viel Liebe in den knapp 300 Seiten. Chris Moulds Schwarz-Weiß-Illustrationen ergänzen die Handlung in so mancher witzigen, aber auch gefühlvollen Art, so dass ich jedes Detail förmlich auf sog. Natürlich isst das Auge bereits schon mit dem Cover des Buches mit. Leute, es glitzert! Was muss ich noch dazu sagen? Schneeflocken, der Weihnachtsmann, ein schönes Grün im Background und wer hätte es gedacht, sogar der Osterhase! Ich war so in Stimmung und es blieb beim Lesen dabei.
Genauso stimmten mich die Kapitelüberschriften auf baldige Ereignisse ein, die mir Amelia in ihrer Ich-Perspektive auf ganz charmante Weise, als würden wir uns gegenübersitzen, erzählte. Besonders gelungen fand ich, dass sie zu Beginn abzuschätzen versuchte, ob ich ihr als ihre „Zuhörerin“ Glauben schenken würde. Das hat Spaß gemacht. Matt Haig ist die Balance zwischen dem Kind, das Amelia ist und ihren Erfahrungen, die sie zwangsweise schneller Dinge in die Hand nehmen ließ, gelungen. Ich musste die Protagonistin einfach gern haben. Sie ist ehrlich, natürlich, unvoreingenommen, dankbar, will niemanden zu Last fallen, hilfsbereit – sprich, zu gut für die Welt. Daher war es für mich ein Unding, das die Helfer des Weihnachtsmannes, die Wichtel, sie nach kurzer Zeit anfangen auszugrenzen.
Tja, und dann fing ich an, darüber nachzudenken, wie wir in unserer Welt reagieren, wenn Menschen sich nicht anpassen bzw. anpassen können. Nicht alle von uns kommen dann aus ihrer „Komfortzone“ heraus, akzeptieren das „neue“ oder „Andere“, zeigen Geduld oder ändern etwas an sich selbst. Ein Problem, das kein Ende findet – Ein Problem, das Matt Haig deutlich thematisiert und aufzeigt, wie es demjenigen geht, der ausgegrenzt wird und über den Vorurteile kursieren. Amelia ist kein Wichtel, bemüht sich aber redlich dem gerecht zu werden. Die Zweifel in ihrem Bauch hätte ich daher gern mit heißer Schoki verdrängt.
So eine Situation vor so einem zuckersüßen, absolut, niedlichen, pfefferkuchenlastigen, knuffigen Hintergrund wie Wichtelgrund. Eigentlich völlig absurd, oder? Trotzdem bin ich vernarrt in dieses Setting, in dem die Straßen keine richtigen Namen haben („Ruhige Straße“ oder „Ganz ruhige Straße“, in denen es Pfefferkuchensessel gibt und die Bank mit Schokoladentalern arbeitet (ich wäre sowas von pleite). Ich meine, man kennt die vielen Weihnachtsdörfermöglichkeiten aus Filmen und Büchern, aber Matt Haig hat sie neu erfunden und brachte mir damit ein Leuchten in die Augen. Natürlich gibt es noch die alten Bekannten: Die Rentiere mit den berüchtigten Namen, die Werkstatt, wie man sich immer ähnlich vorstellt und auch die Wichtel dürften anders gar nicht aussehen. Apopo, Wichtel. Es ist so herrlich, wie unterschiedlich charakterisiert sie sind und welche Aufgaben sie übernehmen. Am liebsten mochte ich Pippin, der die Briefe mit den Wünschen der Kinder aus aller Welt auffängt. Das ist so süß.
Tatsächlich machte mir der Charakter des Weihnachtsmannes ein wenig Kopfschmerzen. Ja, der ist super lieb, super positiv, super magisch und ihm gehen nie die Ideen aus. Aber (!) für jemanden, der so viel Verantwortung trägt, ist er zu gutmütig und setzt sich viel zu wenig durch. Seine Meinung geht einfach unter. Er muss ja nicht den Chef raushängen lassen, nur die Bewohner von Wichtelgrund und die Kinder dieser Welt verlassen sich doch auf ihn.
Wie gut, dass Amelia den Plot dominiert und der war richtig abenteuerlich, selten vorhersehbar und super witzig, was erneut diversen Wesen bzw. Charakteren geschuldet ist. Zu Beginn möchte Amelia einfach nur eine Schuld begleichen und rutscht Stück für Stück in eine Intrige hinein, die den Weihnachtsmann und alle Menschen als schlecht darstellen und sich die Wichtel dadurch abwenden sollen. Eine kleine Ermittlung nach Beweisen führt durch schneebedeckte Wälder, luftige Höhen mit der Sicht auf Polarlichter und dunkle Tunnel, die ich mir sehr gut vorstellen konnte. Es gab dabei so einige Zitate in Bezug auf Nächstenliebe und Bücher, die ich mir dabei notiert habe, die maßgeblich zeigen wie herzerwärmend dieses Buch trotz der unterschwelligen Thematik ist.
Eine Weihnachtsgeschichte ohne Happy End sollte es nicht geben, von daher gibt es in „Ich und der Weihnachtsmann“ in diesem Sinne keine Überraschung. Mal davon abgesehen, dass Amelia mit dem Ende eine neue Feierlichkeit eingeführt hat, die ich jetzt nicht spoilern werde. Ich bin übrigens der Meinung, dass ich die anderen beiden Bücher vorher hätte lesen können. Man braucht es zwar nicht, aber es erscheinen immer wieder Andeutungen zu Geschehnissen, die auf jeden Fall in den anderen Büchern vorkommen und neugierig machen. Ihr wisst also schon, was ich zur kommenden Weihnachtszeit lesen werde.
Fazit:
Herzerwärmend, zuckersüß und ein Wink auf die Thematik der Ausgrenzung. Matt Haig erschuf mit „Ich und der Weihnachtmann“ eine Geschichte so anders als die üblichen Kinderbücher zur Weihnachtszeit. Wer auf Liebe, Hoffnung und besinnliche Stimmung nicht verzichten will, bekommt sie natürlich trotzdem!
4 von 5 Pfoten
Habt ihr Matt Haigs Weihnachtsbücher schon gelesen?
Liebe Grüße Tina
Hachz jaaa, es war eine zuckersüße Geschichte, wunderschön illustriert und DAS COVER, Schockliebe! Band 1 und 2 habe ich nun endlich mal auf meiner Wunschliste notiert – ein Jahr später XD
Ich kann gar nicht mehr wirklich auf deine Punkte und vor allem Kritik eingehen, dafür ist es dann doch zu lang her. Aber ich weiß, dass ich direkt im Anschluss auch die anderen zwei Bände in meinen Besitz bringen wollte. Hast du sie dir schon geholt? Jaaa, auch das hab ich nicht mehr im Hinterkopf, ob du die Bände schon hattest oder nicht XD
Mukkelige Grüße!
Huhu Janna,
ja, 1 Jahr ist eine lange Zeit.
Band 1 lese ich gerade und band 2 werde ich mir nächstes Jahr dann holen und zur Weihnachtszeit lesen.
So hab ich noch ein wenig was davon 🙂
Und ja, es ist genauso schön.
Liebe Grüße und eine schöne Adventszeit
Tina