Liebste Buchmenschen,
an sich hätten hier andere Worte gestanden. Worte der Aufregung und Vorfreude, Worte voller Tatendrang und Organisation. Stattdessen bin ich hin- und hergerissen zwischen Pragmatismus und einem Messeblues ohne Messe. Ich möchte vorab sagen, dass ich keine Ahnung habe, wie dieser Beitrag hinterher aussehen wird, aber ich will einfach ein paar Worte verlieren, selbst wenn es nur für mich ist.
Der gestrige Tag
Am Tag zuvor hatte ich bereits den Messeplanungsbeitrag begonnen und mich mit Celina über unsere gemeinsamen Termine abgestimmt bzw. wer, wie, wo, wann zu finden sein wird. Tja, und gestern sollte eigentlich ein stinknormaler Dienstag werden. Bis 12:40 Uhr. Bis Celina mir einen Screenshot mit einer Mitteilung der Stadt Leipzig schickte, die aussagte, dass die Leipziger Buchmesse abgesagt wurde. Die Info war übrigens von 12:30 Uhr. Kurze Zeit später ging es bei den Leipziger Bloggern rund, dann öffnete ich Twitter und es ging ein Sturm durch die gesamte Buchbubble. Wenn man bedenkt, dass ich zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zur Arbeit war, bin ich echt ruhig geblieben, obwohl mich die Absage, wie viele andere, den ganzen restlichen Tag begleitete.
Die Reaktionen
Durch die Arbeit bin ich dem Social Media – Sturm weitestgehend entkommen. Allerdings drang doch die ein oder andere Stimme in mein Ohr. Ich verstehe, dass der erste Impuls Wut, Traurigkeit, Empörung oder an mancher Stelle sogar Schock sein kann, aber man sollte immer schön über der Gürtellinie bleiben.
Weder die Stadt noch die Messe wird es sich leicht gemacht haben, denn hier geht es um ein riesen Event, um viel Geld, einen Namen und einen endlosen Rattenschwanz, den ich gar nicht greifen kann. Meine persönliche Meinung ist, dass ich bezweifle, dass die Gefährdung durch den Verzicht der Messe eingedämmt werden kann. Ein Virus sucht sich seinen Weg wie jede ansteckende Krankheit, zum Teil ohne, dass wir es mitbekommen und das beobachten wir inzwischen jeden Tag. Nur ich bin Laie, kein Arzt oder Gesundheitsexperte. Wenn also die potenzielle Gefahr besteht, dass die Verbreitung des Corona Virus durch eine Großveranstaltung wie der Leipziger Buchmesse steigt, muss überlegt werden, ob gewisse Konsequenzen gezogen werden müssen. Tja, und das ist nun der Fall.
Mir tut es leid für alle, die auf diese Tage hingefiebert, sich mit Herzblut in die Vorbereitung geworfen und damit Arbeit und Geld investiert haben. Sei es die Stadt, die Messe, die Verlage, alle Selbstständigen, AutorInnen, BloggerInnen, BesucherInnen oder einfach, ja, die LeserInnen. Wir wollten alle gern ein paar Tage in unsere Welt tauchen, sich live statt nur online vernetzen, eine schöne, wenn auch anstrengende Zeit miteinander verbringen und dem Medium huldigen, ohne das wir nicht leben könnten: Dem Buch. Vielleicht klingt das geschwollen und übertrieben, aber ich meine die Worte so wie sie hier geschrieben stehen.
Auf der Suche nach Alternativen
Um der Sache etwas Positives abzugewinnen: Jetzt habe ich Zeit. OMG! Zeit! Das kann natürlich nicht jeder von sich behaupten, denn wenn wir ehrlich sind, hat jeder heutzutage ellenlange To Do – Listen oder simpel gesagt den Arsch voll Arbeit.
Mein Vorteil ist zudem, ich lebe in Leipzig, bleibe daher auf keinerlei Kosten sitzen. Im übrigen finde ich es ganz großartig, dass einige BesucherInnen trotzdem nach Leipzig kommen und es einfach mit einem Kurzurlaub verbinden. Die Stadt hat schließlich auch so ihren literarischen Reiz. Ein Gang in die Stadtbibliothek, in die Deutsche Nationalbibliothek oder die Albertina (hier ein Beitrag von „Piglet and her Books“ dazu) ist doch genial. Obwohl „Leipzig liest“ leider genauso ausfällt, gibt es die ein oder andere Buchhandlung, die trotzdem Lesungen durchführt. Wer also hier ist, sollte mal bei Thalia, Ludwig, Hugendubel und Lehmanns vorbeischauen, ob nicht doch eine interessante Veranstaltung ansteht.
Meine Wenigkeit hat ihren Urlaub nur leicht eingekürzt. Ich werde mich mit einigen BloggerInnen treffen, sicherlich buchiges Sightseeing durchziehen oder nen Gemütlichen machen. Ok, vielleicht kommt ein klitzekleiner Buchfrustkauf dazu. Ansonsten bleibt mir natürlich noch die Buchbubble online. Wenns gut läuft, werde ich die Zeit gleich für eine Stöberrunde nutzen und ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin, die diesen Gedanken hegt.
Etwaige andere Aktionen laufen bereits auf Hochtouren. Die Verlage versuchen mit Gewinnspielen zu trösten und die Community unterstützt die kleinen Verlage und Selfpublisher. Wer sich dafür interessiert, sollte sich unter #BücherHamstern einmal umsehen. Die liebe Yvonne von „Seitenglück“ hat hierzu eine detaillierte Liste erstellt.
Langfristige Ideen als Ersatz
Über kurz oder lang ersetzt Nichts für mich das Messefeeling. Das ist klar. Da die FBM für mich dieses Jahr allerdings ausfällt, mimimi, muss jetzt wirklich ein anderes Event her, was mich mit vielen Büchern und den passenden Menschen zusammenbringt. Glücklicherweise gibt es sie! Also liebäugel ich momentan mit 2 Veranstaltungen.
Zum einen die „Litblog Con„, die Mitte Mai in Köln bei Bastei Lübbe stattfindet und eine Bloggerkonferenz darstellt. Der Gedanke gefällt mir wirklich sehr gut, vor allem, weil sich dazu verschiedene Verlage zusammenschließen und ein Programm extra für BloggerInnen zusammenstellen. Manko für mich, die Zugverbindung von Leipzig nach Köln ist echt umständlich und ich müsste mir extra frei nehmen.
Zum anderen habe ich die „Buch Berlin“ Mitte November ins Auge gefasst. Ich nenne es mal Mini-Buchmesse, die dieses Jahr aber angekündigt hat, größer zu werden. Eine Akkreditierung als BloggerIn ist möglich, die Zugbindung passt und ich hätte frei. Von daher sehe ich dem schon positiver entgegen.
Wer mir noch mehr empfehlen kann, gerne her damit. Mein Bücherherz lässt sich schließlich nicht unterkriegen.
Liebe Grüße Tina (& Diego)
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