Hallo liebste Buchmenschen,
lange ist es her, dass ich bei einer Lesung war. Um genau zu sein habe ich auf der FBM18 das letzte Mal einem Autor gelauscht. Es wurde also mal wieder Zeit! Die Buchhandlung Ludwig in Leipzig kündigte bereits im Dezember an, dass Markus Heitz mit der „Doors“ – Lesereise vorbeischauen würde. Dass es gerade am Valentinstag stattfindet, tangierte mich persönlich nur peripher. Gesagt, getan, Tickets gekauft.
Letzte Woche war es nun endlich soweit. Vorab habe ich zumindest 1 von den 3 „Doors“-Büchern gelesen und muss sagen, es ist gelungen. Deswegen gibt es vor dem Bericht eine Kurzrezension von mir:
Escaperoom meets Parallelwelt
„Doors – Blutfeld (!)“ ist mein 1. Buch von Markus Heitz gewesen und ich erwartete sowohl vom Konzept als auch von dem erfahrenen Autor sehr viel. Die ersten 80 Seite sind in jedem Buch der Staffel identisch. Ein außergewöhnlich zusammengesetztes „Rettungsteam“ versucht in den Katakomben einer alten Villa die vermisste Tochter eines reichen Geschäftsmannes zu finden. Doch statt Anna-Lena findet der Trupp 5 unterschiedliche Türen, 3 davon weisen Spuren der Vermissten auf. Ab diesen Punkt entscheidet sich der Leser für 1 von 3 Türen bzw. von 1 der 3 Bücher. Ich entschied mich, mit dem Team ins Mittelalter zu reisen, das so anders war als in der bekannten Geschichtsschreibung. Markus Heitz machte sich die These des erfundenen Mittelalters zunutze, die besagt, dass Frauen im Mittelalter etwas zu sagen hatten und die Historie später verfälscht wurde. Klingt gut, mir waren die Dialoge zur Historie allerdings zu langatmig. Einmal erwähnt reicht. Die Protagonisten wirkten anfangs wie ein zusammengeschustertes Klischee, dass sich im Laufe der Geschichte sehr offensichtlich aufdröselte und nicht viele Überraschungen bereits hielt. Wer von Anfang an skrupellos war blieb es bis zum Schluss. Es gab eben die Guten und die Bösen. Doch trotzdem waren es die Ecken und Kanten dieser Gegensätze, die ich mochte. Der Autor ging damit professionell um, verwickelte die Protas in Plot Twists, mit denen ich nicht gerechnet habe. Vorsicht! Es geht ab und an makaber, blutig und grausam zur Sache. Der teils sarkastische Schreibstil in wechselnder Perspektive und verschiedene parallel laufende Handlungsstränge zeigten mir immer mehr als dem einzelnen Protagonisten und das Ende fiel so ganz anders aus als ich es erwartete. Es bleiben ein paar kleine Fragen offen, die mir vielleicht die anderen Bücher liefern. Wer weiß.
Fazit:
Ein irres Konzept mit Klischees, die durch außergewöhnliche Ideen ausgehebelt werden. Drama, Thriller, Abenteuer, Horror und Romanze auf 300 Seiten. Nicht schlecht Herr Heitz!
4 von 5 Pfoten
Ich hoffe, ihr habt jetzt ein ungefähres Bild, was hinter dem neuen Lesekonzept steckt, das letztes Jahr für Furore sorgte.
Doch wie war die Veranstaltung?
Mein Valentinstags-Lesungsdate, meine liebste Cousine, und ich fanden uns pünktlich zum Einlass 18:30 Uhr ein. Das erste, was mir auffiel: Markus Heitz besitzt eine große, vielfältige Fanbase. Es war ziemlich voll. Von jung bis alt, vom normalo-Steuerbürotyp bis zum Rockmusiker war alles dabei. Ich denke, es waren mehr Männer im Saal, aber das ist nur geschätzt.
Apopo Saal. Leute, wenn ihr in Leipzig seid und ihr habt die Möglichkeit eine Lesung bei Ludwig zu besuchen, dann macht das bitte. Man fühlt sich einfach in ein anderes Jahrhundert versetzt. Der alte Speisesaal wurde aufwendig restauriert und wenn man bedenkt, dass der Hauptbahnhof um 1900 gebaut wurde, weiß man, dass hohe Decken, Holzvertäfelungen, große Gemälde, riesige Leuchter und verzierte Fensterläden eine Rolle spielen.
Wir fanden mittig noch ein Plätzchen und warteten dann auf den Stargast des Abends. Markus Heitz ließ sich ein wenig feiern, obwohl er bereits anwesend war und sich mit den Mitarbeitern der Buchhandlung unterhielt. Wahrscheinlich wollte er das akademische Viertel einhalten, keine Ahnung. Doch dann ging es los!
Ich wusste von vornherein, dass er definitiv nicht aus allen Büchern lesen würde, von daher fand ich es gut, dass er es dem Zufall überließ. Aber wie? Ganz easy. Eine Zuschauerin warf einen riesigen Schaumstoffwürfel, der mit den einzelnen Symbolen „X“, „!“ und „?“ der Bücher bedruckt war. Vorab beantwortete sie aber die Frage, wie viele Ringe Markus Heitz trägt: 7 Ringe.
Als feststand, dass aus „ Doors – Dämmerung“, dem Buch mit dem „X“ gelesen wird, erklärte uns der Autor noch etwas zum Ablauf des Abends. Er war mir von Anfang an sympathisch. Mit dem würde ich auch ein Bier trinken gehen, so mein Résumé. Mit Witz, Charme und einer Portion Sarkasmus erzählte er, wie es mit der Schreiberei anfing.
Schon mit 14 Jahren schrieb der junge Markus Geschichten, doch um so mehr Klassenstufen er erreichte um so klarer wurde ihm, dass er beruflich doch etwas Solides machen sollte. Er studierte auf Lehramt Germanistik und Geschichte, weil er mit Naturwissenschaften noch nie etwas bewegen konnte. Im Laufe der Zeit fragte er sich, ob er sich ein Leben lang motivieren könnte, Lehrer zu sein. „Zu meiner Zeit nutzte der Lehrer seit 15 Jahren immer die gleichen Folien für den Polylux“ und so einer wollte er nicht sein. Statt Schülern Wissen zu vermitteln ging er vom Studentenjob bei der Zeitung zu Vollzeit über und schrieb nebenbei an seinen Büchern. Nach 10 Jahren bzw. nach den ersten Bucherfolgen hängte er diesen Job an den Nagel und ist seit 2004 Vollzeitautor.
Bisher schrieb er über 40 Bücher, schafft es ohne Probleme 2 Bücher pro Jahr zu veröffentlichen und ist vollkommen auf den Boden geblieben. Markus Heitz kennt keine Schreibblockaden, sieht sich als Autor der Phantastik, also Fantasy mit historischen Schlag, und als Grufti. Ein Grund, warum er sich mit meiner Heimatstadt verbunden fühlt, die jedes Jahr Tausende zum Wave-Gothic-Treffen begrüßt. „Leipzig hat noch Flair, ich bin gern hier“, „In Leipzig geht noch etwas“, so der Autor. Kein Wunder also, dass Leipzig in seinen Büchern öfter als Setting herhalten musste, wie in „Doors – Kolonie (?)“ oder meinem gelesenen Buch mit einem Prota aus Leipzig.
Doch warum eigentlich „Doors“?
Der Knaur-Verlag und Markus Heitz verbindet eine lange Zusammenarbeit, so dass Überlegungen zur Lösung des Problems „Es werden immer weniger Leser. Das e-Book hat schließlich nicht den Erfolg gebracht.“ besprochen wurden.
Heitz und Knaur griffen auf die Idee der Extended Version bzw. auf alternative Enden aus der Spiele- und Filmindustrie zurück. So kommen andere Sichtweisen und Erkenntnisse ins Spiel. Bücher, die parallel laufen, keine fortlaufende Reihe darstellen und damit unabhängig voneinander gelesen werden können. Der Leser entscheidet selbst, welches Buch er zuerst liest und ob er überhaupt weiter liest. Allerdings weisen alle Bücher den gleichen Beginn (Pilot) auf. „Doors“ war geboren.
Im weiteren Verlauf erzählte Markus Heitz zu jedem Buch etwas. Er stellt Vergleiche an, arbeitete stark mit Mimik und Gestik, sodass ich ihm trotz seiner schnellen Aussprache gut verstand. In den Büchern ist sogar der ein oder andere Hommage eingebaut. In „Doors – Dämmerung (X)“ zum Beispiel an Manowar und Blade Runner. Ihr seht, der Mann ist vielseitig interessiert.
Fan Fact „Doors“: Es gibt eine Figur, die in den Büchern immer überlebt und eine, die immer stirbt. Aus „dramaturgischen Gründen“ erläutert Markus Heitz das aber nicht weiter. Ja, ich möchte auch nicht gespoilert werden.
Die Lesung selbst war im Gegensatz zu den vielen anderen Informationen recht kurz. Mir fiel auf, dass Markus Heitz zu Beginn ziemlich rasant beim Lesen vorging, erst im Verlauf wurde es ruhiger. War er nervös? Kann man es ihm verübeln? Mit Sicherheit nicht. Das Verstellen seiner Stimme hat das wieder gut gemacht. Und die Betonung, besonders bei den blutigen Szenen. Gruselig und funny zugleich.
Fan Fact „Doors“: Es gilt immer das Mantra „Finde Anna Lena, überlebe und komm zurück“
Zum Schluss dürfte jeder noch seine Fragen los werden und Markus Heitz spinnte ein wenig Zukunftsmusik. Zur neuen „Doors“ – Reihe, die im Sommer erscheint, verriet er leider kaum etwas. Nur, dass es sich dieses mal nicht um Türen handeln würde. Nur um was dann? Fenster? Ich bin gespannt. Dafür räumte er ein, dass er sich vorstellen könnte, an seiner Erfolgsreihe „Die Zwerge“ weiterzuschreiben. Er formulierte es so, dass 7 Bände doch gut passen würden, aktuell sind es 5. Nachdem alle Fragen beantwortet waren, wusste ich auch, dass Markus Heitz selbst kaum noch liest, erst recht keine Fantasy, um sich von Ideen anderer fern zu halten. Clevere Taktik. Ich verzichtete auf das Schlange stehen um ein Autogramm zu ergattern, weil ich den Abend schon so spitze fand.
Jetzt würde mich interessieren, was ihr zum Konzept von „Doors“ sagt? Oder lest ihr lieber die vielen anderen Bücher des Autors?
Liebe Grüße Tina (& Diego)
Liebe Tina,
da komme ich doch mal während des #litnetzwerk bei dir zum stöbern!
Blutfeld ist bisher das Einzige Buch, welches ich von DOORS gelesen habe, aber leider konnte mich dies nicht wirklich überzeugen – ich hoffe nun noch auf die anderen beiden.
Jedoch von dem Konzept des Buches bin ich begeistert!
Liebe Grüße Anett
Hi Anett,
ist schlimm, oder? Wie man dann unbedingt die anderen Bücher noch lesen will. Das Konzept überzeugt.
Ich bin auf die nächste Staffel gespannt, die soll ja ganz anders werden.
Liebe Grüße
Tina
Danke für den schönen Einblick in die Lesung. Eigentlich wollte ich von ihm eine Lesung zu dem Buch auf der Frankfurter Buchmesse besuchen, aber irgendwie haben wir uns mit dem Ort vertan und sind nie angekommen 😀
Das Konzept klingt auch interessant, und erinnert mich etwas an die neue Black Mirror Serie auf Netflix. Der Bezug zu Blade Runner, einem meiner absoluten Lieblingsfilme, lockt mich mehr 😀
Landet definitiv auf meiner Leseliste!
Alles Liebe
Nadine
Hi Nadine,
ich hatte den Autor vorher nie persönlich gesehen und da mir das Interview von Bookplanetarium mit Heitz so gut gefallen hat, dachte ich mir, kann ich auch die Lesung besuchen.
Vielleicht ergibt es sich ja bei der nächsten Buchmesse, dass du den Autor in real life erlebst.
Liebe Grüße
Tina