Hi ihr liebsten Buchmenschen,
das erste Mal seit etlichen Monaten möchten meine Finger wieder für eine Rezension in die Tasten klimpern. Die Worte möchten raus, obwohl sie noch keine richtigen Sätze in meinen Kopf gebildet haben. Also lasse ich es einfach fließen.
Knapp 300 Seiten Kleinstadtflair, leckere Kaffeekreationen, Flanellhemden, Strickjacken, Kürbisse, buchige Momente, tierische Kuschelmomente, superpassende Nebencharaktere, Spice und zwei Protagonisten, die Luke und Lorelai aus „Gilmore Girls“ Ehre machen. Ich hab es geliebt und an sich nur einen Kritikpunkt, dazu gleich mehr.
Im letzten Jahr fiel mir auf Social Media und bei den buchigen Onlineplattformen meines Vertrauens ein englischsprachiges Buch mit dem Titel „The Pumpkin Spice Café“ sehr oft ins Auge. Der Wink mit dem Nachnamen Gilmore der Autorin reichte natürlich nicht, sondern es wurde direkt angepriesen, dass es für alle Fans von Gilmore Girls etwas ist. Das Cover zeigte die Frontansicht des vermeintlichen Cafés mit vielen kleinen Details, die förmlich „Herbstlektüre“ schrien. Inhaltlich dreht es sich um Jeanie, die ihr Großstadtleben nach einem dramatischen Vorfall und einem darauffolgenden Umdenken aufgibt, um das Angebot ihrer Tante anzunehmen, deren Café in der Kleinstadt Dream Harbor zu übernehmen. Dort trifft ihr sonniges Gemüt auf einen verschlossenen, attraktiven Farmer. Es klingt ziemlich nach Klischeekiste und trotzdem hoffte ich auf eine baldige deutsche Übersetzung, weil ich saisonale Romance mag, die Auswahl mich aber nur im Zuge der Weihnachtszeit wirklich überzeugt. Harper Collins erkannte diesen Wunsch und veröffentlichte die deutsche Ausgabe mit dem Titel „Meet me in Autumn“ inklusive „Pärchen“-Cover. Einerseits Freude wegen der Übersetzung, andererseits, warum bitte nicht das Cover und den Titel übernehmen? Ich persönlich finde es in englisch viel ansprechender. Mal abgesehen davon, dass „autumn“ die britische Übersetzung von „Herbst“ ist, aber die Story in den USA spielt. Fehler oder habe ich eine Wissenslücke? Gekauft habe ich es trotzdem, weil ich ein Gilmore Girl der ersten Stunde bin, so einfach ist das. Anscheinend bin ich nicht das einzige Gilmore Girl im deutschsprachigen Raum, denn das Buch zeigt sich seit Wochen regelmäßig in den LovelyBooks-Charts, im Read-O-Ranking und bei diversen Bloggenden. Wir wussten es ja schon immer, dass buchige Menschen den Herbst lieben.
Martina Takacs hat meines Erachtens gute Übersetzungsarbeit geleistet, da sich meine Erwartungen an einen liebevollen, ehrlichen und spaßbringenden Roman, den man nicht aus der Hand legen möchte, weil dieses cozy Gefühl einfach schön ist, erfüllt haben. Die Atmosphäre, die die Autorin Laurie Gilmore geschaffen hat, verliert sich auf keiner Seite. Dream Harbor ist diese kleine amerikanische Kleinstadt, in der jeder jeden kennt und jeder über jeden viel weiß, ländlich gelegen, regionale Feste, eine hilfsbereite Gemeinde… Jeder Lesende hat sicher schon den ein oder anderen Stereotypen im Kopf, gerade wenn man den Klappentext liest, aber die Autorin packte mehr in die Schubladen. Der Wiedererkennungswert der Stereotypen wurde mit ihren ganz eigenen Päckchen und Eigenschaften bestückt.
Die Protagonistin Jeanie möchte unbedingt ankommen, richtig leben, dazugehören und bemüht sich ohne Ende um das zu erreichen. Der Hintergrund dazu ist verständlich und auch ihr Wunsch nahbar. Ich konnte mich gut hineinversetzen, so dass es nicht bei der Großstädterin blieb, die in der Kleinstadt von einem Fettnäpfchen ins andere hüpft und sich behaupten muss. Der verschlossene, sexy Farmer Logan ist nicht der „Gilmore Girls Luke“-Verschnitt. Seine Ängste sind genauso begründet und auch wenn ich mir sehr lange gewünscht habe, dass er endlich über seinen Schatten springt, wurde auf 300 Seiten genau das richtige Tempo gewählt. So ähnlich ist es mit jedem Sidekick in der Story: Von der Buchhändlerin und der Bäckerin, deren Romanzen sicherlich noch in den nächsten Büchern der Autorin ihre Geschichten bekommen. Vom Buchclub, deren diverse Charaktere eine wunderbare Konstellation ergeben bis hin zum Griesgram vom Mitarbeiter, dessen Gefühle mit Winks der Autorin sichtbar werden. Es geht sehr viel um zwischenmenschliche Beziehungen, Liebe, Freundschaft, Zusammengehörigkeit und wer liest das denn bitte nicht gern? Die Menschen aus Dream Harbor haben definitiv einen Platz in meinem Leserherzchen gefunden.
So bleibt die Handlung nicht nur bei der Lovestory von Jeanie und Logan hängen, sondern wurde mit kleinen Fäden durchzogen, die entweder nebenbei weiter gesponnen wurden oder im nächsten ihren Buch Platz finden werden und das alles vor einem herbstblättrigen-kürbisverzierenden Setting.
Jetzt werdet ihr fragen „Tina, wo ist denn nun der Punkt, der dir nicht so gefallen hat?“. Simpel gesagt kam ich nicht mit der Erzählperspektive zurecht. Gefühlt liegt diese für mich zwischen allwissenden und personalen Erzähler. Die 3. Person machte es mir dabei leider nicht leichter. Die Perspektiven von Logan und Jeanie wechseln sich zwar ab, aber folgen nicht immer den gleichen Rhythmus. Dementsprechend brauchte ich oft einen Moment, um zu begreifen, welche Person gerade in diesem Kapitel oder Abschnitt erzählt. Doch nach drei, vier Sätzen war ich wieder drin, von daher ist das ein minimaler Minuspunkt. Alles in allem eine gemütliche Herbstlektüre, die sich lohnt.
Liebe Grüße Tina (& Leo)