Blick ins Buch – „Das Reich der Vampire“ von Jay Kristoff – Mein erster Roman von Kristoff als Wiederaufnahme des Vampirhypes

Hallo liebste bookish People,

ich glaube, seit 2022 sind Vampire in der Buchwelt wieder auf dem Vormarsch. In 2024 existieren schon wieder etliche Fantasybücher mit den blutsaugenden Wesen und tatsächlich sind die Handlungen thematisch sehr unterschiedlich aufgebaut. Ob historische Aspekte als Ausgangssituation, Wettkampf-Situationen, der Mensch als blutspendende Materie oder ähnliches. Die Geschichten gleichen vom Klappentext nicht mehr denen von damals, als „Twilight“ und „House of Night“ der letzte Schrei in der Jugendfantasy war. Ich bin quasi schon alt genug, um die Mode abgewandelt nochmal mitzuerleben. Von wegen, mir geht es nur mit Kleidung so, nein, in der Literatur kommt es genauso vor. Ich nehme es mit Humor.

Jedenfalls bin ich zu Beginn der ersten wieder aufkommenden Vampirbücher nicht gehyped gewesen. Ich hatte simpel gesagt keine Lust drauf. „Gabs schon, lasst euch was Neues einfallen“, dachte ich mir zunächst. Und bis jetzt ist neben dem „Reich der Vampire“ kein weiteres Buch mit solch einem Charakter eingezogen. Allerdings gebe ich zu, dass es eher an meinem „weniger neue Bücher anschaffen, mehr vom SUB lesen“ – Vorhaben liegt. Bei manchen Infos auf Social Media kribbelt es mir schon in den Fingern.

Warum also Jay Kristoff? Warum „Empire of the Vampire“/“Das Reich der Vampire – A Tale of Blood and Darkness“? Es gab mehrere Gründe. Zum einen wollte ich schon seit Jahren etwas von dem Autor lesen, weil „Nevernight“ & Co. fast ausschließlich positives Feedback bekam. Zum anderen strahlte mich zum Erscheinungstermin diese tolle Buchbox, inklusive Farbschnitt und Goodies, an, die mich dazu bewog, meinen ersten Kristoff einziehen zu lassen. Außerdem mochte ich die Idee der Schonungslosigkeit und des Antihelden, für die der Autor bekannt war. Zu guter Letzt bin ich im Herbst 2022, mehr aus Neugier als aus Fandom, zu einer Veranstaltung seiner „Lesereise“ gegangen. Tja, der Mann ist sehr sympathisch. Er las zwar nicht aus seinem Buch, doch das Q + A mit seinem Agenten reichte, um Begeisterung auszulösen. Es sollten trotzdem noch 2 weitere Monate ins Land ziehen bis ich den 1000-Seiten-Wälzer in die Hand nehmen sollte.

Seitdem verinnerlichte sich der Name Gabriel de Leon in meinem Kopf. Mal abgesehen davon, dass der Name so schön klingt, wenn man ihn ausspricht, haben sich viele Szenen, auch Dank der kantigen, altertümlichen, anteilig religiös wirkenden Illustrationen im Buch, eingeprägt. Dazu noch die Karte, um die Reise des (Anti-)Helden zu verfolgen, dessen Vergangenheit sich Stück für Stück offenbarte und sein Leben bis zur Gegenwart beeinflusste. Gerade dieser Aspekt, mich zu fragen, warum dieses oder jenes in Gabriels Leben so ist, welchen Hintergrund sein Verhalten besitzt, ließ mich schon eine Seite nach der nächsten lesen. Das und meine Vermutungen dazu.

Jay Kristoff zeichnete mit Gabriel eine Figur in der Grauzone, in Form eines sogenannten „Halbblutes“. Weder wirklich Mensch, weder wirklich Vampir. Eine Person, die sich vom naiven Proll zu einem sich selbst ernannten „A…loch“ entwickelt. Er ist der Grund, warum ich Vibes zu Filmen und Serien wie „Dracula untold“, „Game of Thrones“ und „Blade“ spürte. Ein begnadeter Kämpfer, ein unnahbarer Stratege und eine verloren geglaubte Seele, die innerlich trotzdem noch Hoffnung hegt. Ich fand Gabriel nicht sympathisch. Das ist er nicht. Mit dem gehste keinen Kaffee trinken, aber ihm würdest du folgen, wenn die Welt am Abgrund steht. Wie hier.

Die Sonne verschwand eines Tages, als würde das Zwielicht den Thron besteigen und zu keiner Zeit mehr gehen wollen. Mit der Dunkelheit starb die Natur, das Leben, die Freude und andere Wesen erwachten, schafften sich eine Hierarchie und mehrere gefährliche Vampir-Adelsdynastien. Umso mehr ich von dieser Welt erfuhr, umso erschreckender baute sich diese auf. Selbst der Mensch schien machtlos in diesem Kampf, obwohl er sich Halbblüter wie Gabriel zu nutzen machte, einen Orden erschaffte, der gegen die Macht der Dunkelheit ankämpfte. Ich gebe zu, der religiöse Hintergrund, der fanatische Aspekte und Rituale mit sich zog, war nicht so mein Ding. Ich verstehe jedoch, dass der Autor bekannte Mittel gegen Vampire nutzte und sie gezielt für seine Geschichte umbaute. Und wie wir wissen, sind das oft religiöse Dinge gewesen, die Vampire abhielten, Unheil zu stiften. Es passte einfach wie die Faust aufs Auge, genauso wie das französische Flair, dass sich vor allem in der Sprache und in den Namen wieder fand. Eine Schönheit an Worten und Höflichkeiten, die im crassen Gegensatz zu Jay Kristoffs direkter Art stand. Immer dann, wenn gutes Benehmen sinnlos erschien (sehr oft, wenn es um das eigene Leben ging) herrschten Fäkalsprache, Grausamkeit, Brutalität und viel Blut. Das forderte mich als zart besaitete, lesende Seele heraus. Definitiv. Nehmt das als Triggerwarnung.

Im Mittelpunkt der Handlung steht nicht nur Gabriels Lebensweg, der übrigens auf eine für mich sehr gut gemachte Variante erzählt wird, so dass es zwei Erzählstränge gibt. Zum einen die Situation der Gegenwart, in der Gabriel festsitzt und vermutlich sein Leben lassen könnte, es sei denn, er hält seinen Entführer mit seiner Lebensgeschichte bei Laune (Nein, das hat nichts von Sherazade und Geschichten aus 1001 Nacht zu tun.). Die Perspektive ist personaler Natur. Doch sobald Gabriel aus seiner Erinnerung in den Strang seines Lebens wechselt, erfahre ich das in der Ich-Perspektive. Mir gefiel das wirklich gut. Die Überhänge verliefen fließend und das machte es für mich auch schwer das Buch aus der Hand zu legen. Auch weil seine Heldenreise das Ziel hat, die Dunkelheit für immer zu verbannen – wer hätte es gedacht?! Ich reiste mit ihm durch verschiedene Gegenden, lernte Freunde und Feinde kennen, verlor mit ihm auf beiden Seiten Leben. Das war hart, gerade bei Personen, die mir aus unterschiedlichsten Beweggründen sympathisch waren. Interessanterweise ging es mir wie Gabriel, als er erfuhr, welche Lösung die Welt retten sollte: Wir fanden es beide absurd, klischeehaft und Quatsch. Wie sich dieser Punkt weiterspinnt, müsst ihr selbst lesen.

Ich bin sehr gespannt auf den 2. Band „Das Reich der Verdammten – A Tale of Pain and Hope“, der Ende Mai erscheint und ebenso um die 1000 Seiten beinhalten wird. Bei dem vollgepackten Worldbuilding und dem Protagonisten ist dafür mich aber fein.

4 Kommentare

  1. Hallo liebe Tina,
    ich bin ja ein großer Jay Kristoff-Fan. Das Reich der Vampire subt bei mir noch. Ist ja schon ein kleiner Brocken. Als ich von deiner Beschreibung betreffend der derben Sprache und Brutalität gelesen habe, dachte ich nur: Das ist doch der Kristoff, wie ich ihn kenne! :o)

    Schmunzeln musste ich bei deinem Satz: Mit dem gehste keinen Kaffee trinken, aber ihm würdest du folgen, wenn die Welt am Abgrund steht. Ich hatte direkt ein Bild von dem Protagonisten vor Augen. :o)

    Jetzt freue ich mich noch mehr auf den Beginn dieser Reihe :o)

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallöchen liebe Tanja,

      ich hoffe, du findest bald die Zeit zum Vorlesen, so wie geplant.
      Das ist ein Kompliment, wenn du schon wegen des Satzes von mir ein Bild vor Augen hast. Danke.

      Liebe Grüße
      Tina

  2. Hallo liebe Tina 🙂

    Seit Nevernight bin ich ein riesengroßer Fan des Autors *-* Auch „Das Reich der Vampire“ habe ich wieder unheimlich gerne gelesen und freue mich schon sehr auf die Fortsetzung. Zuerst muss ich mir allerdings noch überlegen, ob ich einen Reread einplanen sollte. Mein Gedächtnis ist irgendwie nicht mehr das beste – es geistern einfach zu viele offene Geschichten darin herum 😀

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

    1. Hallöchen liebe Lisa,

      ich kann nachvollziehen, dass ein re-Read von Band 1 nicht schlecht wäre, wenn du so viele andere geschichten herumschwirren.
      Ich glaube, ich komme ohne aus. Mein erster Kristoff war schon echt prägend. *lach

      Liebe Grüße
      Tina

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