Hallöchen liebste Buchgemeinde,
heute ist Donnerstag, für mich eigentlich Freitag, weil ich morgen nicht arbeiten muss. Glücklicherweise ist die To Do-Liste trotzdem sehr voll – ich schreie jetzt nicht lauthals, sondern freue mich, dass Langeweile kein Thema ist.
Dazu gehört natürlich der letzte Beitrag zum Vergleich Re-read- und Re-Watch. Sorry, dass der Beitrag erst heute kommt, aber 7 Seiten Notizen und zu wenig Zeit haben es mir bisher nicht gegönnt, den Post zu schreiben. Der Krux bei der Sache ist im Eigentlichen, dass der 3. Band in 2 Filme aufgeteilt wurde. Ob Geldmacherei oder sinnvolle Umsetzung mag jeder für sich entscheiden. Wie so oft bin ich gespannt, was gleich an Beitrag raus kommen wird (Man beachte bitte wieder, dass definitiv Spoiler dabei sind). Es sei erwähnt: Nur noch 2 Wochen bis „Panem X“!
Der Monat nach den letzten Hungerspielen
Distrikt 12 ist nur noch ein Haufen Asche, Katniss ein Wrack. Sowohl Film als auch Buch bringen die Emotionen der Situation so gekonnt rüber, dass ich als Leser und Zuschauer Gänsehaut bekam. Angst, Wut, Verzweiflung, Traurigkeit, sogar Scham erkenne ich in Katniss.
Distrikt 13 ist also kein Geheimnis mehr. Tatsächlich gefiel mir die Einführung in das Leben und die Historie im Film um einiges besser. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass die Informationen nebenher erzählt werden. Geschuldet ist das sicherlich dem Vorzug des Filmes mehrerer Perspektiven zu verwenden während das Buch von Katniss Ich-Perspektive lebt. Der Austausch, die Blickwinkel und Stimmungen gehen über die der Protagonistin heraus. Dabei sticht vor allem ein irre gut getroffener Charakter heraus: Alma Coin. Leute, die Frau scheint direkt aus dem Buch gestiegen zu sein, so gut ist sie schauspielerisch getroffen. Danke Julianne Moore.
Diszipliniert & gnadenlos in abgeänderter Form
Dass Distrikt 13 ein sehr durch getaktetes Leben vorsieht, merkte ich bereits früh in beiden Medien. Im Film wurden jedoch zum Teil einige Situationen, ebenso wie die Umstände einiger Charaktere, abgeändert. Zum Beispiel sieht Katniss das Interview von Caesar und Peeta im Film im Speisesaal, im Buch hingegen gab es eine Situation in der Kommandozentrale. An sich hätte das übernommen werden können, aber wenn zeitliche Abläufe von Szenen getauscht, weggelassen oder abgewandelt wurden, passt das dann nicht mehr. Ärgerlich. Ich habe wirklich des öfteren im Buch hin und her geblättert, um genau die passende Seite zu finden. Das zog sich an vielen Stellen des Film durch. Etwas, das komplett weggelassen wurde ist, dass Distrikt 13 Katniss Vorbereitungsteam in Gefangenschaft misshandelt hat. Die Bilder, die Suzanne Collins damit weckte, waren erneut grausam und herzzerreißend. Für den Film wohl zu viel des Guten, stattdessen zog Effie nach 13 und zeigte Katniss Cinnas Entwurf für ihren Kampfanzug.
Fanfact: Im Buch erfahren wir, dass Beetee im Rollstuhl sitzt. Im Film warten wir zu diesem Zeitpunkt noch darauf.
Es lebe die Rebellion, es lebe der Spotttölpel
Film wie Buch nehmen Katniss Rolle als Anführerin, Motivatorin, und Kriegerin No. 1 gleich gut auf. Ihre Entwicklung ist überwältigend. Sie wollte das nie, wurde förmlich in diese Rolle gedrängt bis sie den Menschen begegnet, die für die Befreiung Panems ihr Leben lassen würden. Katniss schwingt daraufhin Reden, kämpft und dreht die bekannten Propagandafilmchen. Movielike war zudem das Kamerateam nahbarer als im Buch – Die Figuren bekamen für mich im Buch nur unscharfe Konturen. Nur selten hatte ich das Gefühl, sie zu kennen.
Ein sehr prägendes, ich nenne es mal, Item ist das Lied vom „Henkersbaum“. Der Soundtrack ist so gut, dass bis heute noch Tracks damit gemixt werden. Ihr braucht nur genau hinzuhören, dann hört auch ihr das Lied vom Henkersbaum, dass sich in eure Seele schleicht, im Radio. Filmisch wird das Lied nur angerissen und dann über sämtliche Distrikte verbreitet. Wer erinnert sich nicht an die Szene, als Arbeiter auf einen Damm zugehen, das Lied singen und den Damm sprengen, um die Stromerzeugung zu kappen. Aus einer Flamme wird ein Feuer, aus einem Feuer ein ganzer Brand – symbolträchtig. Innerhalb des Buches findet sich das Lied in seiner vollumfänglichen, unveränderten Form. Und nicht nur das, wir erfahren dadurch mehr über Katniss Beziehung zu ihrem Vater. Die, wie bereits im letzten Beitrag erwähnt, im Film untergegangen ist.
Der Cliffhanger im Film 3.1 und die Vorbereitung darauf
Kaboom! Der Angriff auf Distrikt 13 und die dazugehörige Evakuierung tief unter die Erde. Im Film wirkt alles irgendwie netter – für die Altersfreigabe gerecht. Im Buch zerreißen dir die Sirenen förmlich die Uhren. Der Raum, in dem sich die evakuierten Menschen aufhalten gleicht eher einer naturbelassenen Höhle als einem Schlafsaal und Plutarch bleibt in jeder Situation der Spielemacher.
Fanfact: Als der Angriff vorbei ist, grüßt Snow Katniss an der Oberfläche mit herabregnenden Rosen. Im Film sind sie weiß, im Buch rot.
Der überraschendste Effekt in beiden Medien ist Coins Entscheidung die Sieger aus dem Capitol zu holen. Zumindest empfand ich das so. Allerdings lagen meine Nerven beim Film mehr blank. Die Warterei fühlte sich im Buch fast angenehm an – in einem begrünten Raum voller Kolibris, den es filmisch leider nie gab. Dafür dürfte Katniss ein Ablenkungsmanöver starten. Der Cliffhanger gruselte total. Den eingewebten Peeta zu betrachten, wie er völlig am Rad dreht, so heftig konnte mir das kein Wort rüberbringen.
Die never ending Dreiecksgeschichte
Beim 3. Band rollte ich sehr oft mit den Augen, da die Autorin Katniss Zwiespalt offenkundig auf vielen Seiten einbaute. Gale oder Peeta, Peeta oder Gale, doch eigentlich ist es ganz klar Peeta, aber Gale will sie nicht vor den Kopf stoßen und so weiter und so fort. Natürlich nimmt die Lovestory im Film auch Platz ein, aber das war glatt noch harmlos. Ich glaube, hier fixierte man sich inhaltlich auf die wichtigsten Punkte. Zum Beispiel, dass Gale erkennt, dass es nichts wird mit seinem „Kätzchen“ trotz Kuss oder dass Peeta sich Stück für Stück mit Katniss seine richtigen Erinnerungen erarbeitet. Im übrigen ist eine meiner liebsten Szenen in Buch und Film, wie Peeta Katniss Fragen stellt und sie diese mit „richtig“ oder „falsch“ beantwortet.
Der stark gekürzte mittlere Part
Ja, ich weiß, nicht alles aus dem Buch kann übernommen werden. Doch hier ist es mir nun mal aufgefallen. Also, wer mehr will, sollte sich das Buch nehmen. Gern nenne ich euch ein Beispiel. Katniss Einsatz in Distrikt 2 ist im Buch ein längerer Aufenthalt mit mehreren Missionen und Einsätzen. Der Distrikt besteht schließlich nicht nur aus der im Film erwähnten „Nuss“. Ich begriff erst, wie stark die Loyalität dieses Distriktes gegenüber dem Capitol ist, als ich es las. Dafür wurde der Plan und der dazugehörige Angriff auf die „Nuss“ inklusive einiger Dialoge übernommen. Chapeau trotz der Kürze.
Weiterhin fehlen die Details zur Strategie von „Panem et Circenses“ oder einfach „Brot und Spiele“. Die Erklärung der Systematik des Capitols sich seine Untertanen zunutze zu machen und die Macht zu behalten. Irre interessant und vor allem mit realen Vorbild. Man schaue bitte auf das alte Rom.
Die Hochzeit von Annie und Finnick! Wer hat die Dekoration der Torte gemacht? Na? Genau, Peeta. Dieser liebevolle Aspekt des alten Peeta wurde nicht übernommen. Genauso, dass nicht Prim ihn im Krankenzimmer besucht, sondern eine alte Klassenkameradin. Der Dialog ist hier jedoch fast identisch.
Über eine handvoll Seiten habe ich gelesen, wie Johanna und Katniss für den Einsatz im Capitol trainierten. Schließlich muss der Kampf im Capitol verdient sein. Beide schuften sich trotz ihres Zustandes ab. Bewundernswert, aber nur im Buch.
Fanfact: Wogegen im Buch sehr viel Schuld auf das Capitol geschoben wird, steht Snow im Film namentlich mehr im Mittelpunkt.
Vom blutigen Einmarsch bis zum tröstenden Ende
Ich frage mich nach wie vor, ob die Autorin von ihren eigenen Ideen Alpträume bekommt. Ja, der Film ist nicht ohne, gerade, als der Startrupp in die Hauptstadt einmarschiert und von einer Falle in die Nächste latscht – das alte Spiel, alle Sterben für den Spotttölpel. Trotzdem, dort wo die Kamera einen Schnitt macht, geht es im Buch bildreich weiter und lecker ist etwas anderes. Gerade die Verfolgung in der Kanalisation ist lesbar ein größerer Psychothriller. Filmisch gabs zum Ausgleich mehr Action statt dem Geruch von Rosen und Blut.
Den Showdown mussten die Filmemacher einfach so übernehmen und mir entgleitet ein großes Wow dabei. Lustigerweise überfiel mich im Buch wie im Film eine kleine Ohnmacht über Katniss Entscheidung, ob noch einmal Hungerspiele stattfinden sollen. Verrückt, wie viel man vergisst oder eher verdrängt über die Zeit.
Fanfact: Nebencharaktere kommen im Buch normalerweise mehr zur Geltung. Das beste Beispiel in Panem ist Boggs. Wer den starken und sympathischen Kommandanten mehr Zeit gönnen möchte, sollte immer aufs Buch zurückgreifen. Dasselbe gilt übrigens für Haymitch.
Ist ein Vergleich sinnvoll?
Der Mensch vergleicht jeden Tag alles Mögliche. Der Buchnerd erst recht, wenn es um seine Lieblingsgeschichten geht. „Die Tribute von Panem“ ist eine Dystopie, die man in ihrem Hype schwer erreichen kann. Trotzdem sind die Filme fantastisch, nervenaufreibend, punktuell an vielen Stellen identisch und fokussiert. Die Bücher sind dagegen um einiges brutaler und so manche Nebenhandlung liest man eben nur statt sie zu sehen.
Was sagt ihr? Können Filme an die Bücher herankommen?
Liebe Grüße Tina (& Diego)
Hier gehts zum 1. Beitrag – „Tödliche Spiele“
Hier gehts zum 2. Beitrag – „Gefährliche Liebe“
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