Einen wunderschönen Pfingstmontag alle miteinander,
während mein Freund an einem Felsen/Berg hochklettert und ich dieser Sportart eher nicht frönen möchte, widme ich mich lieber der Montagsfrage von „Lauter & Leise„. Ich zweifle zwar daran, die Antwort zu schaffen, bevor es zum Mittagessen geht, aber einen Versuch ist es wert.
Sollten weibliche Autoren mehr aus Sicht von weiblichen Protagonisten schreiben?
Und ich hatte mich auf eine leichte Feiertagsfrage gefreut. Als ich die Überschrift bei Antonia gelesen habe, war mein erster Gedanke, dass wir uns wohl mit dem „Own Voice“ – Thema beschäftigen. Wir wissen alle, dass die Thematik vor einiger Zeit auf Social Media heiß diskutiert wurde. Ich muss sagen, dass ich eine der Verfechterinnen bin, dass jeder über alles schreiben kann, allerdings wäre es exzellent, wenn sich der oder die Schreibende sich vorher mit dem zu schreibenden Thema auseinandersetzt (Recherche, ggfs. Interviews, Feedback etc.).
Aber darum geht es gar nicht. Sondern es geht um das, ich nenne es mal, historisch Gewachsene. Wir wissen alle, dass die Rolle der Frau sehr, sehr lange eine Unterdrückte war. Frauen schrieben keine Bücher, Frauen veröffentlichten keine Bücher, Frauen spielten keine Hauptrolle, geschweige denn sind Protagonistin in einer Geschichte. Das männliche Geschlecht dominierte Politik, Naturwissenschaften, Geschichte, Literatur oder simpel gesagt die Gesellschaft. Die Frau war Mutter, Hausfrau, nettes Beiwerk. Mir ist bewusst, dass es das nach wie vor in den verschiedensten Konstellationen gibt und es daher wichtig ist, dagegen vorzugehen bzw. klar zu machen, dass die Frau das gleiche Recht wie der Mann besitzt. Wie Antonia bereits geschrieben hat, gilt dies nicht nur für Frauen, sondern unter anderem auch für LGBTQ.
Ich bezweifle, dass wir jahrhundertelange unterdrückte Kreativität aufholen können. Nein, ich denke, das können wir nicht. Viele Ideen sind mit damaligen Generationen verloren gegangen. Allerdings schreiben heute viele Frauen ganz wunderbare Bücher. Wenn ich gedanklich so durch meine gelesenen Bücher gehe, ist mir eins klar: Ich lese verdammt viel von Frauen. Gerade im Fantasy- oder Jugendbuchbereich (meine Seelengenre) stehen Autorinnen an vorderster Front. Ebenso sind Protagonistinnen bzw. Heldinnen keine Seltenheit. Ich glaube, ihr braucht euch nur meinen Rezensionsindex anschauen. Selbst männliche Autoren haben wunderbare weibliche Charaktere geschaffen. Spontan fallen mir Michael Endes „Momo“ oder Phlip Pullmans „Lyra“ aus der „Der goldene Kompass“ ein. Klassiker! Weltbestseller!
Frauen, die die Literatur völlig veränderten: Die Brontë-Schwestern, Jane Austen, Gabrielle-Suzanne Barbot de Villeneuve, Frances Hodgson Burnett, Astrid Lindgren… heute sind es Sarah J. Maas, Cassandra Clare, Maja Lunde, J. K. Rowling, Nele Neuhaus und noch so viele mehr. Inzwischen bedienen Frauen die verschiedensten Genre. Ja, natürlich nicht immer mit einer weiblichen Hauptfigur im Buch, aber diese Vielseitigkeit macht es aus! Frauen wie Männer können sich an ihren Charakteren austoben wie sie möchten. Solange ich es als Leserin authentisch, realistisch, nachvollziehbar, ja, repräsentativ finde, ist das vollkommen in Ordnung.
Ich verfolge keine Statistiken und kaufe meine Bücher nicht nach dem Geschlecht desjenigen, der die Seiten verfasste. Jedoch bin ich der Meinung, dass es inzwischen ein Gleichgewicht gibt – sprich, es gibt genügend von Männer und Frauen zu lesen. Mir fällt natürlich auf, dass bestimmte Genre mehr von dem einen als von dem anderen Geschlecht bedient wird. Nur muss ich mir zwangsläufig die Frage stellen, ob das schlimm ist? Nein, ich möchte das persönlich nicht. Der Inhalt soll gefallen, die Geschichte soll mich einnehmen und mitfiebern lassen.
Als Abschlusswort sei gesagt: Ein geschriebenes Buch wurde verfasst von einem MENSCHEN. So verschieden jeder Mensch ist, so sollten wir uns gegenseitig respektieren.
So, jetzt habe ich die Antwort doch noch vorm Essen geschafft und frage euch, was ihr zu der heutigen Montagfrage zu sagen habt?
Liebe Grüße Tina (& Diego)
Liebe Tina,
vielen Dank für diesen tollen Beitrag!!!
Geht es Dir manchmal auch so? Ich verspüre bei diesen Themen eine gewisse Erschöpfung, und der Gedanke „Bitte nicht schon wieder!“ formt sich in meinem Kopf. Bitte nicht missverstehen: Dieses Thema der Gleichberechtigung ist wichtig und noch lange nicht ausgefochten. Und gerade dieser Umstand lässt mich so erschöpfen, da ich nicht begreife, warum es so ist wie es ist.
Mir käme es nie in den Sinn, einem Menschen aufgrund seines Geschlechts (Von der sexuellen Orientierung wollen wir hier mal nicht reden!) weniger Respekt entgegenzubringen. Das würde völlig meinem Menschenbild widersprechen! Wichtig ist mir nur, ob ich diesen Menschen mag oder nicht mag,…
…und das gilt auch für Autorinnen und Autoren: Mag ich das, was sie auf das Papier gebracht haben oder mag ich es nicht!
Lieben Gruß
Andreas
Lieber Andreas,
danke für das Kompliment.
Ja, ja und nochmals ja, ich bin es auch müde.
Natürlich ist es wichtig, darüber zu sprechen bzw. Ungerechtigkeiten auszusprechen, doch es wird so oft zerredet, dass man manchmal gar nicht mehr weiß, was jetzt der Ursprung des Ganzen war.
Wir sehen es beide gleich. Es geht um Menschen, Menschen und deren Geschichten, deren Bücher, die ich entweder mag oder nicht mag.
Ich hoffe, dass wir uns kommende Woche wieder mehr dem Buche als solches widmen 🙂
Liebe Grüße
Tina