Guten Abend liebste Buchmenschen,
schließt einmal die Augen und stellt euch vor, ihr sitzt gemütlich auf der Couch. Die Kuscheldecke über den Beinen, das Notebook auf dem Schoß. Klingt gut? Jep, doch ich habe die Umgebung noch nicht erwähnt. Um euch herum stehen gefüllte und leere Umzugskisten, der Raum selbst ist nur noch spärlich möbliert, die Bilder sind abgehangen und die Wände damit kahl. Willkommen in meinem Wohnzimmer. Der Umzug steht kurz bevor, in wenigen Tagen gehts Richtung Sachsen-Anhalt zum Lieblingsmann. Ein neuer Abschnitt in meinem Leben beginnt und das ist ein sehr komisches Gefühl, meine Geburts- und Heimatstadt zu verlassen, obwohl mich nur 30 km von Leipzig trennen. Umso schöner war es letzte Woche jeglichen Gedanken daran gegen den Buchmessevibe zu tauschen – Überleitung kann ich, ich sags euch. Natürlich möchte ich euch ein wenig davon berichten.
Der Abend davor – Ladies Night, welch schöner Auftakt
Wer schon mal zur Buchmessezeit in Leipzig war, weiß, dass die ganze Stadt vor Buchmenschen und Events nur so wimmelt. Das Lesefestival „Leipzig liest“ macht Orte wie das bekannte Gewandhaus bis hin zum kleinen Buchladen um die Ecke zu Veranstaltungsorten der besonderen Art. Neben Lesungen, Gesprächen, Signierstunden, kommen noch diverse Aktionen dazu, die viele Lesende auf unterschiedliche Art begeistern.
Mein Plan war daher schon, die ein oder andere Veranstaltung außerhalb der Messe wahrzunehmen. Doch schon vor Messebeginn am Donnerstag? Das nicht. Bis mich die Autorin Monika Peetz über Social Media fragte, ob ich zur Ladies Night in der Bahnhofsbuchhandlung Ludwig kommen würde. Die Autorin schrieb die „Dienstagsfrauen“ und „Das Herz der Zeit“, arbeitete lange in der Filmbranche und letztes Jahr landeten ihre „Sommerschwestern“ auf der Bestsellerliste. Wir beide kennen uns seit einem Interview 2019, dass ich damals mit ihr führen dürfte. Also bin ich zum Event, das einen lesungsreichen Abend mit 4 Autorinnen und ihren neuesten Werken bedeutete. Die Veranstaltung wurde von Shelly Kupferberg moderiert, die nacheinander die Autorinnen Stephanie Schuster, Monika Peetz, Katharina Fuchs und Syd Atlas charmant befragte und aus ihren Büchern lesen ließ. Der Abend im Ambiente des alten historischen Speisesaals des Hauptbahnhofs war gelungen und ein schöner Auftakt. Natürlich sind die „Sommerschwestern“ als 1. offizieller Messeneuzugang in meine Tasche gewandert.
Tag 1, der Donnerstag – Overload und nichts mehr gewöhnt
Mein 1. Messetag startete tatsächlich erst gegen Mittag und ich nutzte den Luxus der Akkreditierung mit Parkplatz und Pressezentrum als Eingang. Das klingt jetzt wahrscheinlich furchtbar nach epischem Herr der Ringe – Feeling, aber es war so irre die heiligen Hallen des Pressezentrums wieder betreten zu dürfen. Mein inneres Kind hat gekreischt und mit den Füßen getrippelt. Schon dort traf ich Sarah von „Girl with the Book“, eine von vielen wunderbaren Blogger*innen-Begegnungen, die es jahrelang nur digital gab. Ich muss zugeben, dass jede Begegnung so war als wäre keine Zeit dazwischen vergangen. Das spricht für die Buchbubble, in der ich mich aufhalte und bleiben möchte. Genauso freute es mich, Verlagskontakte wieder aufleben zu lassen. Die persönlichen Vorschautermine machen immer Lust auf mehr und es bringt mehr Spaß mit jemanden gemeinsam durchs Programm zu schauen, wie mit Yvonne beim Droemer Knaur – Termin.
Zum Aufenthalt auf der Messe an diesem Donnerstag muss ich leider sagen, dass es mir zu viel des Guten war. Ich weiß nicht warum, doch mit so vielen Menschen habe ich nicht gerechnet. Statt Veranstaltungen zu besuchen, habe ich mich treiben lassen, bin mit Luise von „Cook Bake Book“ unterwegs gewesen und habe an diesem Tag nicht so viel gesehen wie ich wollte. Gefühlt zeigte sich ein Overload an Eindrücken, so dass ich am Nachmittag schon nach Hause gefahren bin. Natürlich nicht, ohne mir ein Buch mitzunehmen: Meine Vorbestellung bei der Bücherbüchse von „Kein Horizont zu weit“.
Abends ging es weiter. Ich traf mich wieder mit Luise und Jennifer von „Lesen in Leipzig“ zur Eröffnung der Klima-Buchmesse im Werk 2. Es handelte sich hierbei nicht um eine weitere Messe, sondern eine Veranstaltungsreihe mit Augenmerk auf die Klimakrise und allem, was damit zu tun hat. Dr. Eckart von Hirschhausen, ein bekannter Kabarettist und Arzt, eröffnete mit einer wunderbaren, auch humoristischen, Ansprache und stellte als Schirmherr die Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ vor. Ebenso das Buch „Als ich mich auf den Weg machte, die Erde zu retten“, dass von Hirschhausen als Herausgeber unterstützt wird. Highlight des Abends war dennoch Maja Lunde, die auf norwegisch aus ihrem aktuellen Buch „Der Traum von einem Baum“ las, Fragen der Moderatorin beantwortete und natürlich nicht zu vergessen, der deutsche Lesungspart aus dem Buchdurch eine Schauspielerin. Ein Abend, der zum Nachdenken bewegte.
Tag 2, der Freitag – Der Tag an dem der Rausch begann
Am nächsten Tag war ich wieder mittendrin, voll der Messeprofi, wäre da nicht die neue Aufteilung der Stände gewesen und eine App, die das Auffinden von Verlagen nicht vereinfachte. Doch es war Wurscht. Ich hatte Jennifer erneut an meiner Seite und begegnete noch mehr fast verloren geglaubten Seelen. Ok, ein bisschen theatralisch. Die Freude war einfach riesig, die Umarmungen herzlich. Ich traf Gabriela vom „Buchperlenblog“, Stefanie von „Bellas Wonderworld“, Anett von „Anetts Bücherwelt“ beim Verlagstermin am Stand, Andrea von „easy peasy books“ in der Messebuchhandlung, Moni von „Monis Zeitreise“ immer wieder, die liebsten Leipziger Bloggercrew abends zum Essen und lernte neue Gesichter, wie Ally von „Mit Kind und Buch“, kennen (Wenn ich jemanden vergessen habe, tut es mir leid.). Zudem schaffte ich es an Tag 2 wirklich alle Hallen einmal gesehen zu haben. Das ist mir einen Tag zu vor nicht gelungen.
Mein kleines Highlight, neben dem Essen mit den Leipziger Mädels, war die Lesung zu „Game Show“. Sandra von „Piglet and her Books“ moderierte diese charmant und die Autorin Franzi Kopka überzeugte definitiv. Ich war danach quasi bookfluenced und es fiel Buch Nummer 3 der Messe in meine Tasche. Wer Tribute von Panem – Vibes sucht, sollte sich Game Show näher ansehen.
Tag 3, der Samstag – Der Horror des Messesamstags vs. ganz coole Blogger-Veranstaltung
Das Monströse für die Stadt an diesem Tag: Parallel zur Messe spielte RB Leipzig ein Heimspiel und Helene Fischer ein Tourneekonzert…Und dann noch der publikumsstärkste Tag der Messe. Wer Nerven aus Stahl, viel Geduld und vor allem nur kleine Verlage besuchen möchte, kann es wagen. Alle anderen empfehle ich immer Sonntagnachmittag. Diejenigen, die ich Tage zuvor getroffen hatten, meinten immer „Wenns heute schon so voll ist, wie wird das dann Samstag?“. Tja, heftig. Das Corona-Konzept der Messe ging in den Hallen gut auf. Die großen Verlage waren verteilt, die Gänge breiter. Allerdings hechteten die Menschen nun mehr von Halle zu Halle. Die Wege stauten sich teilweise nicht nur, sondern verstopften. Nicht schön. Wer sich auskannte, lief am Rand der Hallen entlang oder verschwand in einer geschlossenen Gesellschaft. So wie ich. Dank Jennifer nahm ich am Blogger-Event von Dumont teil. Eine gelungene Veranstaltung, die nicht nur mit einem ansprechenden Herbst-/Winterprogramm lockte, sondern auch mit 2 anwesenden Auto*innen. Ewald Arenz ist Lesenden sicherlich ein Begriff, wenn man den Titel „Alte Sorten“ nennt. Charismatisch, erfahren, smart und redegewandt. Ich mochte den Autor. Daneben eine Debütantin: Caroline Wahl, die mit ihrem ersten Roman „22 Bahnen“ gerade die Bestsellerliste erobert. Jung, frisch, trocken, natürlich. Mit ihrer Vorstellung „Ich heiße Caroline Wahl, und ja, ich bin halt jetzt Autorin.“ hatte sie nicht nur die Lacher auf ihrer Seite, sondern auch ein Stein bei mir im Brett. Ihre Geschichte vom Schreiben zum Buch klingt wie ein vierblättriges Kleeblatt, dass seine Wirkung entfaltete. Ihr Buch und ein weiteres aus dem Verlag lag in einem Goodiebag, das ich bekam.
Danach rotteten sich die Blogger*innen erst im kleinen Kreis beim Read-O-Treffen um die Gründer des Startups zusammen. Darunter Mona von „Tintenhain“, die ich auf dieser Messe endlich einmal live gesehen habe, ebenso wie Luise und Aline von „Aufgeblättert“ (wobei ich Luise schon früher kennenlernen dürfte). Der Austausch war super, da die App Potenzial hat und die Möglichkeiten längst nicht ausgeschöpft sind. Fürs nächste Mal wäre ein Treffen in einem offizielleren Rahmen trotzdem eine Maßnahme, da wir doch ziemlich nervig in einem Gang standen. Mein nächster Stopp sollte das Bookstagramtreffen sein. Tja, ähnlich wie vorher stand ich hier mit noch mehr Menschen im Weg herum. Mein Ziel, meine Cousine zu treffen, verfehlte ich leider. Dafür war es ein nettes Gruppentreffen. Ich lernte Franny vom Podcast „Die Buchcouch“ kennen. Hört gern einmal rein. Ich habe mir damit das Kisten packen gestern versüßt. Zurück vom kurzen Aufenthalt beim Bookstagramtreffen lief ich direkt zur Verleihung des Buchbloggerlounge-Awards des Selfpublisherverbandes. Steffi von „Angeltearz liest“ war nominiert und ich wollte gern dabei sein. Steffi sah ich an diesem Tag das 1. Mal live, nach 5 Jahren, die ich ihren Blog schon kenne. Schön wars. Ebenso Yvonne vom „Buchbahnhof“ wiederzusehen.
Tag 4, der Sonntag – Wir bleiben bis es ruhiger wird
Am letzten Tag schlich sie langsam ein wenig Traurigkeit ein. Die ersten Blogger*innen waren bereits abgereist. Bald würde die Messe vorbei sein und mich wieder in den Alltag katapultieren. Ich wollte nicht. Doch den Gedanken schob ich weg, sackte Jennifer zuhause ein und wir fuhren mittags in Ruhe zur Messe. Mein Ziel war ein Verlagstermin, wenigstens eine kleine Veranstaltung und vor allem Christina von „Books n Stories“ irgendwie sehen. Denn alle haben sie getroffen, außer ich, und das ging meines Erachtens her gar nicht. Dafür kannten wir uns schon zu lange. Ich muss sagen, dass es im Laufe des Tages sichtlich entspannter wurde. Weniger Leute, ein zuckersüßer Termin und die Möglichkeit zu stöbern. Der Autor Akram El-Bahay stand bei einem Q&A Rede und Antwort. Ich mag seine Bücher mit dem märchenhaften Schreibstil, der einen von Seite 1 in seine Welt zieht. Demnach zog Band 2 von „Fabula“ bei mir ein, eine Kinder- bzw. Jugendbuch-Dilogie, deren 1. Band mir schon angenehme Lesestunden bescherte. Im Pressezentrum begrüßte mich dann Ariane von „Nerd mit Nadel“. Das mein Hirn an diesem letzten Nachmittag nur noch Mus zu sein schien, merkte ich daran, dass mir ihr Name nicht mehr einfiel. Glücklicherweise nahm Ariane das gelassen auf. Kurz vor meinem Abgang kam mir endlich Christina entgegen. Gemeinsam haben wir den Tag als schönes Schlusslicht ausklingen lassen.
4 Tage LBM 2023 – Fazit?
Ich hätte nicht gedacht, dass es mich am ersten Tag mit Eindrücken überrollt. Doch 3 Jahre Corona-Abstinenz zeigen Wirkung. Mir ging es nicht allein so. Viele Gespräche bestätigten mir das. Einmal wieder daran gewöhnt, fühlte es sich an, als wäre Corona nie da gewesen, als hätten wir uns jedes Jahr wieder getroffen. In der Bubble gab es kein fremdeln, kein zögern. Ihr habt es selbst gelesen: Mir ging es um die Begegnungen in all ihren Zügen. Das hab ich vermisst, das hat gut getan, das motiviert, das macht einfach Spaß. Ein Wermutstropfen fiel trotzdem auf: Es gab kaum neue Blogger*innen mit eigener Seite bzw. Homepage, viele junge Personen setzen auf ein reines Social Media – Profil. Ein Fakt, der beim Quatschen auf der Messe ins Gewicht fiel und den harten Kern mehr zusammenschweißt.
Bevor ich es vergesse, meine supertoll aufgestellte Messeplanung hat überhaupt nicht funktioniert, aber was solls? Die nächste Messe kommt bestimmt.
Liebe Grüße Tina (& Leo)
Guten Morgen,
ui, da hst Du ja viele Bloggerinnen getroffen. Ich gestehe, außer Ulla und Anya habe ich leider keinen getroffen. Leider gab es ja auch nicht mehr die Bloggerlounge.
Auch ich empfand es für Donnerstag und Freitag sehr voll und die Hallenaufteilung bzw. Gangaufteilung extrem verwirrend. Samstag bin ich dann für meine Begriffe schon recht früh abgehauen von der Buchmesse (14 Uhr) da es mir einfach zu voll war und die Gänge zu verstopft.
Sonntag habe ich den Tag echt genoßen, da es für meine Begriffe der ruhigste Tag war.
Mein Fazit: Es war schön wieder auf der Messe zu sein und ich habe es echt genoßen. Trotzdem muss das Messe Team an einiges arbeiten, damit es wieder etwas besser wird. Vor allem die Bloggerlounge. Denn irgendwie fand ich es schade, keine „Kolleginnen“ getroffen zu haben. Dabei hatte ich extra türkise Bändchen und Schleifen etc als Erkennungszeichen. Naja, ist halt so 🙂
Trotzdem, nächstes Jahr komme ich wieder!
Liebe Grüße
Anja vom kleinen Bücherzimmer
Hallöchen Anja,
ohne verabreden und die Instagram-Stories hätte ich einige Blogger*innen nicht getroffen.
Es ist wirklich schade, dass es keine Blogger-Lounge gab. Vielleicht nächstes Jahr wieder.
Viele Grüße
Tina
Hallo Tina,
was für ein schöner Beitrag und ich fand es auch so schön, dich wiederzusehen! Leider wohnen wir viel zu weit auseinander. Aber vielleicht ist nächstes Jahr auf der LBM ja auch etwas mehr Zeit zum quatschen. Ich würde mich freuen!
Hab ein wunderbares Wochenende
LG
Yvonne
Hallöchen Yvonne,
Danke dir und ja, es hat geklappt und klappt bestimmt auch nächstes Jahr wieder. Es hat mich auch gefreut.
Hab einen guten Start in die neue Woche.
Liebe Grüße
Tina