„Bloody Mary – Die Geschichte der Mary Tudor“ von Kristina Gehrmann – Eine Graphic Novel, die der Historie Persönlichkeit einhaucht

Hallöchen liebe Lesende,

da ich die Buchmesse noch nicht ganz verarbeitet, aber einen buchigen Motivationsschwung mitgenommen habe, widme ich mich heute einer Rezension. Selten bei mir gesehen, soll es heute um die Vorstellung einer Graphic Novel gehen. Auf „Bloody Mary“ bin ich durch die Empfehlung von „Bella’s Wonderworld“ gekommen und irgendwann stand das Buch dann in meinem Bücherregal. Es lag über ein Jahr auf meinem SUB und vorletztes Wochenende wollte ich einfach mal ein Buch durchsuchten anstatt wochenlang zu lesen. Natürlich eignen sich Graphic Novels herrlich dafür, um 2 bis 3 Stunden auf der Couch zu versacken.

Ich hatte es mit einem relativ schweren Klopper mit um die 330 Seiten zu tun. Ich glaube, so eine dicke Graphic Novel lag noch nie auf meinem Schoß. Die Aufmachung kommt edel daher. Der etwas raue, stoffähnliche Einband, die goldenen Lettern auf dem Cover und dann ganz klar die Hauptfigur im Titelbild. Mary in Comicform. Wer Geschichten im Comicformat bisher belächelte, es sei euch gesagt, dass sich darin eine historische, biografische Abhandlung von Maria I., Königin von England und Irland, befindet. Vermutlich hänge ich mich aus dem Fenster, doch als Schülerin hätte ich es früher cool gefunden, wenn diese Art der Erzählung einer Lebensgeschichte mit in den Geschichtsunterricht geflossen wäre.

Kristina Gehrmann erzählt Mary’s Geschichte zwischen den Jahren 1518 und 1558. Sprich, von ihrer frühesten Kindheit bis zu ihrem Tode. Die Geschichte der Tudors interessierte mich persönlich bereits das ein oder andere Mal, obwohl ich eher auf Filme oder Serien zurückgriff.
Mary’s Vater Heinrich VIII. ist bekannt wie ein bunter Hund, da er sich vom römischen Katholizismus löste, um seine Ehe zu Mary’s Mutter Katharina von Aragon annullieren zu können und sich dann selbst zum kirchlichen Oberhaupt Englands ernannte. Tja, und weil seine „Ehefrauenverschleiß“ bis zu seinem Tod nicht endete. So viel zum Patriarchat.

Innerhalb des Buches erlebt Mary genau das: Wie ihre Mutter verstoßen wird und stirbt, wie ihr Vater der Kirche den Rücken kehrt, wie er Mary wegschickt und sie versucht zu erpressen, damit sie den neuen Glauben und die Politik ihres Vaters anerkennt. Kristina Gehrmann legte, meines Erachtens, viel Wert darauf, Schwerpunkte in Mary’s Leben aufzuzeigen und welche Wegbegleiter ihr das Leben erleichterten oder auch erschwerten. Ich sah beim Lesen deutlich, wie Mary schon in jungen Jahren ihren Grundsätzen, ihrer Mutter und ihrem Glauben treu blieb. Sie war klug, belesen, loyal und stand trotz der Machenschaften ihres Vaters, den sie eigentlich liebte, ihren Halbgeschwistern sehr nahe. Obwohl mir einige historische „Momente“ bekannt waren, bekamen sie ein ganz neues Antlitz durch den Zeichenstil. Gerade Mary’s Härte zur Durchsetzung der Gesetze in der Zeit ihrer Regentschaft und im Gegenzug die privaten dramatischen Ereignisse zeigten sich in unterschiedlichen Farbspielen. Freundliche und wärmere Töne wie helles gelb, grün und blau offenbarten positive Augenblicke, Szenen und Gespräche. Doch wendete sich das Blatt, dann sah es so aus als wollten dunkle Wolken aufziehen. Es wurde düster, grau, schlammig grün, blutrot… Ich fand das fantastisch.

Aus Mary’s Ich-Perspektive erzählt, verlor ich nie den direkten Draht zu ihr. Nicht nur die Zeichnungen, sondern auch ihre Worte übertrugen Emotionen. Natürlich in gewählter Art und Weise, schließlich war sie eine wohlerzogene Prinzessin. Ich habe innerhalb der 4 Kapitel des Buches nur eines auszusetzen: Die bildliche Darstellung von Mary selbst. Ich hatte immer das Gefühl, dass unsere Hauptfigur kindlicher aussah als alle anderen. Es fehlte mir an mehr Details im Gesicht, die bei Nebencharakteren prägnanter waren. An einer Stelle verwechselte ich Mary sogar mit ihrer Halbschwester Elizabeth. Das fand ich etwas schade, um ehrlich zu sein.

Ansonsten geht eine klare Empfehlung für diese historische Graphic Novel über das Leben der Mary Tudor raus. Leider hat der Carlsenverlag die weitere Idee von Kristina Gehrmann wohl nicht unterstützt. Denn ihre Erwähnung, sich als Nächstes Mary’s Schwester Elizabeth zu widmen, scheint nicht umgesetzt wurden zu sein. Oder wisst ihr mehr als ich?

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