Montagsfrage vom 28. Oktober 2019 – Wie sehen sich Blogger im Vergleich zu professionellen Literaturkritikern?

Guten Abend liebste Buchgemeinde,

hui, heute geht echt spät etwas von mir online, aber heute Morgen stand ich in der Küche und stellte Cookies im Akkord her, damit die Arbeitskollegen den Montg lächelnd hinter sich bringen. Das ist mir auch gelungen, denke ich.

Soo, nachdem die letzte Woche aufgrund einer gigantischen Gefühlsachterbahn nicht wirklich produktiv war, versuche ich diese Woche mehr auf die Reihe zu bekomme und mich auf das Wesentliche zu fokussieren. Wie dem Lesen. Ihr versteht, was ich meine.

Antonia von „Lauter & Leiser“ hat sich diese Woche eine Frage aus den Vorschlägen der Teilnehmer rausgesucht. Frank von „Büchernarr“ möchte wissen:

Wie sehen sich Blogger im Vergleich zu professionellen Literaturkritikern?

Es ist kurz vor 23 Uhr. Wie gern würde ich jetzt eine easy Frage über einen Lieblings- oder Hassprotagonisten aus einem Buch beantworten statt mich mit etwas Eingemachten zu beschäftigen. Aber tschakka!

Vor allem habe ich das Gefühl, dass es schon ähnliche Fragen gab, aber nun gut. Ich würde mich nie eine Literaturkritikerin nennen. Ja, ich übe Kritik im literarischen Metier aus, aber wie Antonia es selbst schon sagte: Es ist meine subjektive Meinung. Basierend auf Gefühlen, eventuell ein paar Fachbegriffen und vor allem nehme ich nicht alles auseinander, was das Buch oder die Geschichte hergibt. Das würde den Rahmen sprengen.

Literaturkritiker erarbeiten „Ihre“ Meinung anhand von objektiven Gegebenheiten bzw. Aspekten im sachlichen Ton. Das klingt langweilig und ist es (für mich) auch. Daher hinkt der Vergleich zwischen Bloggern und Literaturkritikern ziemlich. Es fehlt das Charisma, die Persönlichkeit, wenn es objektiv bleibt. Zudem sprechen wir hier auch von völlig verschiedenen Zielgruppen. Blogger sind vor allem im Onlinesektor unterwegs, mit Literaturkritiker verbinde ich immer noch die Tageszeitung oder bestimmte thematische Zeitschriften – es hat etwas Antiquares an sich, ohne dass ich es böse meine.

Nichtsdestotrotz sollte man weder Blogger noch Literaturkritiker schlechtreden. Beide setzen sich auf ihre Art und Weise mit dem geschriebenen Wort auseinander, zeigen auf bestimmte Bücher und schenken diesen damit Aufmerksamkeit. Lasst uns also auf die Gemeinsamkeit statt auf den Unterschied aufbauen – denn ein reger Austausch bringt beiden sicherlich etwas.

Ich mag das Thema nicht ewig zerreden, denn es gab schon allerhand Diskussionen darüber und die werden zukünftig nicht aufhören. Es wäre für alle auf jeden Fall von Vorteil, dass sowohl der eine als auch der andere, ebenso wie seine Arbeit, akzeptiert wird. Wie diplomatisch ich heute wieder unterwegs bin.

Wie seht ihr das mit dem Blogger vs. Literaturkritiker? Ist das für euch alles eins oder sollte man die Unterschiede doch klar aufzeigen?

Liebe Grüße Tina (& Diego)

6 Kommentare

  1. Moin Tina!

    „Lasst uns also auf die Gemeinsamkeit statt auf den Unterschied aufbauen.“ – ein sehr schöner Ausspruch und so passend für alle Bereiche des menschlichen Miteinanders!

    Ich empfinde Dich immer als diplomatisch, aber in diesem Fall bist Du wirklich außerordentlich diplomatisch. Dieser Umstand ist aber doch wohl nicht Deiner Erschöpfung aufgrund massiver Keksproduktion in Kombination mit der späten Tageszeit geschuldet, oder?

    Lieben Gruß
    Andreas

    1. Moin Andreas,

      ja, ich bin wahnsinnig diplomatisch. Ich weiß.
      Mich nervt diese ständige Diskussion über die Unterschiede von Bloggern und Literaturkritikern…
      Das wird einfach zur Genüge auseinander genommen.

      Liebe Grüße
      Tina

  2. Liebe Tina,

    ich finde ja, dass auch Literaturkritiker*innen ihre subjektive Meinung geben, nur verstecken sie es besser als wir Blogger*innen. Keine Kritik, weder zu einem Film oder Buch kann jemals vollständig objektiv sein. Klar gibt es Dinge, die man objektiv als gut bezeichnen kann, eine interessante Erzähltechnik oder so, dennoch spielt auch unbewusst eigene Gefühle und die eigene Lebensgeschichte mit hinein. Deswegen gebe ich auf meinem Blog gar nicht vor, die Weißheit mit Löffel gefressen zu habe, sondern sage explizit, dass sind meine subjektiven Gedanken zu dem Buch, denn es kann auch passieren, dass ein Buch objektiv vielleicht nicht herausragend sind, es hat seine Schwächen, dennoch hat es etwas in mir erreicht und ich habe es zu einem Zeitpunkt gelesen, wo ich so eine Geschichte brauchte. Auf der anderen Seite versuche ich aber auf handwerkliche Aspekte zu achten, vielleicht auch warum es so selten Rezensionen bei mir gibt, weil intensive Auseinandersetzungen mit Büchern sind nun mal Zeitaufwendig. So, jetzt ist die Antwort doch länger geworden als geplant. Auf jedenfall stimme ich dir zu, dass ein Austausch zwischen beiden Parteien besser ist, als den jeweiligen anderen schlecht zu reden.

    Viele Liebe Grüße

    Nadine

    1. Liebe Nadine,

      danke für dein ausführliches Statement.
      Also, ich mit meinem geballten Halbwissen, dass mir zu später Stunde zur Verfügung stand 😉
      Ich gehe einfach davon aus, dass Literaturkritiker immer bestimmte Aspekte für ihre Kritik abarbeiten und diese auch genau bestimmen können.
      Quasi kommt das geballte Fachwissen herübergerollt.
      So wie eine Diagnose, auch wenn der Vergleich richtig hinkt, aber mir fällt gerade nichts ein.

      Ich bezweifle allerdings auch, dass es rein objektive Kritiken gibt… Das ist dann doch Blödsinn. Nur der Versuch ist da.

      Liebe Grüße
      Tina

  3. Hallo liebe Tina,

    ich musste echt ein wenig schmunzeln. Eine objektive Literaturkritik? Dann hast du Artikel von miserablen Literaturkritikern gelesen! 😀 Ich habe ja wie gesagt im Studium viel zu Lit-Kritik gearbeitet und die Literaturkritik ist dem, wie wir als Blogger heran gehen, wirklich nicht unähnlich und teilweise sogar gleich! (Im Studium mussten wir zB einmal üben, wie man leidenschaftlich einen Verriss schreibt! :D)

    Für mich ist das Bloggen eigentlich nichts anderes als eine Literaturkritik, jedoch i.d.R. vom Laien geübt und nicht vom Literaturexperten. Dementsprechend vielleicht mit weniger Fachbegriffen und keiner Analyse auf struktureller Ebene o.ä. (Aber selbst das gehört nicht zwingend in eine Lit-Kritik!)

    Aber ich muss auch ehrlich sagen, dass das Berufsbild des Literaturkritikers vermutlich etwas verzerrt wird von diversen (prominenten) Beispielen. Eine Literaturkritik kann (und sollte in meinen Augen) genauso subjektiv, leidenschaftlich und unlangweilig sein, wie ein guter Blogbeitrag.

    Liebe Grüße
    Lisa

    1. Liebe Lisa,

      ich bin wirklich nur Laie und daher sehr dankbar über dein Feedback.

      Ich habe einfach gedacht, dass Literaturkritiker über ihr geballtes Fachwissen herangehen, Gesichtspunkte im wissenschaftlichen Sinne auseinandernehmen und das so objektiv wie möglich machen.
      Klar, wäre die Kritik langweilig.

      Wenn dem nicht so ist, dann umso besser 🙂

      Liebe Grüße
      Tina

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